Schöpferische Vernunft statt künstlicher Intelligenz

Man sieht es überall, wie sich die künstliche Intelligenz, Algorithmen, die Spieltheorie und andere computergesteuerte Anwendungen im wissenschaftlichen Denken verselbständigt haben. Es scheint so, als wenn das Denken zunehmend irgendwelchen Rechenmaschinen überlassen wird. Am verheerendsten sieht man das wohl im Bereich der Klimamodellierung, wo inzwischen die stärksten Hochleistungsrechner zum Einsatz kommen. In dem neuen Bericht des IPCC wird den Computermodellen sogar mehr Realität zugesprochen als der Realität selbst: Anstatt aus dem Vergleich der Ergebnisse der Modelle mit den historischen Meßwerten auf die Brauchbarkeit der Modelle zu schließen, wird aus den Modellen auf die Richtigkeit der Meßwerte geschlossen. Letztlich sollen die Computer, so gewaltige Rechenleistungen diese auch hervorbringen mögen, also dem menschlichen Denken und der Realität überlegen sein.

Das dahinter liegende Problem hat Lyndon LaRouche schon in den späten 1940er Jahren erkannt, daß nämlich der Denkansatz von Norbert Wiener und John von Neumann die Menschheit in eine Sackgasse führen würde, eben weil die Computer in ihren Berechnungen nicht von der Realität ausgehen, sondern von den Annahmen, die ihren Berechnungen zugrunde liegen. Computer werden niemals neue Ideen hervorbringen – und sind daher auch unfähig, Probleme zu lösen, deren Lösungen jenseits ihrer vorgegebenen Annahmen liegen.

Zum Glück gibt es aber außerhalb der Computer, in denen die Modelle errechnet werden, auch noch eine physische Welt, in der und mit der wir leben müssen. Und tatsächlich regt sich inzwischen erheblicher Widerstand gegen den Versuch, bei den anstehenden Klimagipfeln aus den Modellen verbindliche „Regeln“ für die CO2-Einsparungen abzuleiten, denen sich die Regierungen unterwerfen sollen, weil die absehbaren negativen Folgen für die Menschen, die sich aus der Befolgung dieser Regeln ergeben, zu einschneidend sind, um sie zu ignorieren. So steht COP26 in Glasgow auf der Kippe, weil viele Entwicklungsländer und auch Rußland und China immer größere Vorbehalte gegen eine dermaßen einschneidende „Klimarettung“ haben.

Kann man Kreativität „digitalisieren“?

In dem Konzept der künstlichen Intelligenz sah Lyndon LaRouche das größte Hemmnis im Verständnis des menschlichen Denkprozesses. Im Grunde genommen geht es bei der künstlichen Intelligenz darum, den Denkprozeß des Menschen formal zu erfassen und ihn in einem Code zu formalisieren, so daß er elektronisch ausgeführt werden kann, und zwar viel schneller, als es der Mensch kann. Aber letztlich gibt es nichts, was der Mensch nicht auch weiß oder was der Mensch in die Maschine eingegeben hat, damit diese wiederholt, was der Mensch tut. Es geht also um nichts „Künstliches“, sondern um den Versuch, den Denkprozeß des Menschen digital zu erfassen.

LaRouche bekämpfte seit den 1950er Jahren die statistische Methode der „Systemanalyse“ von Norbert Wiener und John von Neumann, die den menschlichen Geist als Computer behandelte und künstliche Intelligenz als Ersatz für das menschliche Denken propagierte. Diese falsche Auffassung vom Wesen des Menschen hat sich heute zu der wahnhaften Fixierung auf „Computermodelle“ entwickelt, mit denen der Klimaschwindel, die Finanzspekulation und der oligarchische Kult der Computerspiele angefeuert werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß China kürzlich das exzessive Videospielen von Jugendlichen als „geistiges Opium“ bezeichnet und den Betreibern eine Einschränkung des Zugriffs auferlegt hat.

Mit vorausschauenden Hypothesen kann der Mensch Wege formulieren, um Daten zu sammeln und vorhandene Messungen zu sortieren. Ein Computer hilft ihm dabei, Rechenzeit zu sparen. Der Computer selbst verfügt aber nicht über die Fähigkeit, eigene Grundsatzentdeckungen zu machen. Er mag zwar im Vergleich zum Menschen über unermeßliche Rechenkapazitäten verfügen, aber seine digitale Rechenmethode wird niemals einen Grundsatzbeweis erbringen können.

Es macht keinen Sinn, mit einem Computer irgendetwas beweisen zu wollen, denn das eigentliche Prinzip im wissenschaftlichen Denken ist die Suche nach Wahrheit. Und ist es irgendwie vorstellbar, daß ein Computer auch nur die geringste Vorstellung davon hat, was Wahrheit ist? Hat er eine Vorstellung von einer Idee? Hat er etwa eine Idee davon, was ein Kreis ist? Für den Computer ist ein Kreis lediglich eine Ansammlung von Punkten. Aber zwischen zwei Punkten wird es immer einen Zwischenraum geben, während in der menschlichen Vorstellung ein Kreis eine ununterbrochene Linie ist, die eine Bewegung ausdrückt – etwas, das in der Welt des Computers keine Bedeutung hat. Für den Computer gibt es nur durch Koordinaten definierte Punkte.

Genauso wenig hat ein Computer eine Vorstellung von lebenden Prozessen. Leben ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln, weil damit nichtlineare Prozesse verbunden sind, die digital nicht erfaßbar sind. Während seines Studiums der mathematischen Biophysik in den Jahren 1948–52 stellte LaRouche Paradoxien in Modellen lebender Prozesse fest und schrieb später 1988 in seiner Autobiographie Die Macht der Vernunft:

„Der lebende Prozeß funktioniert über den Punkt hinaus, an dem die gewöhnliche mathematische Analyse nicht mehr in der Lage ist, die Entwicklung zu verfolgen. Daraus schlußfolgerte ich, daß es eine höhere Funktionsordnung geben muß, in der die gewöhnlichen mathematischen Funktionen Spezialfälle sind.“

Und an anderer Stelle1 erklärte LaRouche: Mit der radikalpositivistischen Sicht des Universums von Norbert Wiener oder der Vorstellung, das Gehirn sei ein Computer „entmenschlicht man die Menschheit. Man klammert damit nicht nur das Leben als universelles Prinzip aus, man leugnet ähnlich auch das Prinzip, das die Menschheit nachweislich außerhalb des unbelebten Bereiches stellt und sie auch über den Begriff aller niederen Lebensformen erhebt.“

Das ist der tiefere, erkenntnistheoretische Grund, warum die menschliche Kreativität dem Computer immer überlegen sein wird. Nur wer dem Mythos anhängt, mit Computermodellen könne man die Realität besser abbilden als mit dem menschlichen Denkprozeß, wird sich auf die Modelle des IPCC verlassen, die die globale Erwärmung in den letzten 150 Jahren allein als Folge der vom Menschen verursachten Vermehrung des CO2 in der Atmosphäre erklären. Die Bedeutung der natürlichen Prozesse, die in der gesamten Geschichte zuvor die klimatische Entwicklung bestimmten, fallen dabei nicht ins Gewicht.

Die Klimamodelle sind die „Bibel“ für die Verfechter der These von der globalen Erwärmung. Das Problem ist, daß diese Computermodelle nicht die Realität darstellen. Führende Klimamodellierer erklären selbst, daß die Klimamodelle „keine der beobachteten Temperaturdaten direkt“ verwenden, denn die Temperaturaufzeichnungen seien irrelevant. Mit anderen Worten: Die Klimamodelle sind ein vorsätzlicher Betrug mit politischer Absicht, und viele Menschen in diesem Geschäft, die öffentlich von den „Gefahren“ der angeblich anthropogenen Klimaerwärmung reden, wissen das auch.

Trotzdem erheben die westlichen Medien und Regierungen die Ergebnisse der Modelle quasi zu einem Geßlerhut, vor dem sich alle verbeugen sollen. Wer den Kotau verweigert, wird aus der politischen Debatte verbannt und von den etablierten Medien ignoriert oder geschmäht.

Fußnote(n)

  1. Lyndon LaRouche, Das Prinzip des menschlichen Geistes, Neue Solidarität, Nr. 20, 13. Mai 2009.[]