Erfolgreiche 2. Mission von Crista-Spas
Am 19. August hat die Weltraumfähre Discovery den wiederverwendbaren deutschen Klimaforschungssatelliten Crista-Spas wohlbehalten wieder zur Erde zurückgebracht. Damit endete die zweite Mission dieser ungewöhnlichen Meßsonde, die bereits im Jahre 1994 aufsehenerregende Ozonmeßdaten geliefert hatte, die Anlaß geben könnten, die gesamte Ozonloch-Theorie neu zu überdenken (siehe auch FUSION 3/1996). Um unabhängig von der Discovery arbeiten zu können, sitzt Crista auf einer von der Dornier Satellitensysteme GmbH in Ottobrunn gebauten Satellitenplattform, genannt Spas (Shuttle Pallet Satellite). Obwohl die Wissenschaftler in den letzten zehn Jahren große Fortschritte im Verständnis der Ozonchemie gemacht haben, sind die Kenntnisse offenbar immer noch lückenhaft, wie Crista bei ihrem ersten Flug 1994 deutlich machte. Die damals gemessen Ozonwerte wichen um bis zu 30 Prozent von der Vorhersage der Computermodelle ab. Ursache für solche Diskrepanzen könnten großräumige Luftströmungen sein, wie sie Crista mit bislang unerreichter Klarheit nachweisen konnte. Da über diese Winde in großen Höhen bislang nur wenig bekannt ist, wird es ein vorrangiges Ziel der jetzigen Mission sein, nach ihnen „Ausschau“ zu halten.
Das von einem Team der Universität Wuppertal um die Professoren Dirk Offermann und Klaus-Ulrich Großmann gebaute Gerät Crista ist in seiner Konzeption einzigartig. Es registriert in einem Höhenbereich zwischen etwa zehn und über hundert Kilometern rund zwanzig Molekülsorten, darunter Ozon, FCKW und Stickoxide. Auf diese Weise erhalten die Forscher global die räumliche Verteilung aller für die Ozonchemie interessanten Substanzen. Ergänzt werden Cristas Messungen durch Mahrsi (Middle Atmosphere High Resolution Spectrograph Investigation) vom Naval Research Institute, Washington. Mit ihm ist es möglich, sogenannte OH-Radikale zu messen. Sie spielen wegen ihrer chemischen Reaktionsfreudigkeit eine große Rolle, waren aber bis vor wenigen Jahren aus technischen Gründen nicht nachweisbar. Die Auswertung des umfangreichen Datenmaterials ist jetzt im Gange.
Neuer Ansatz bei der AIDS-Therapie
Die Wissenschaftszeitschrift Cell berichtete, daß es Wissenschaftlern in Tübingen erstmals gelungen sei, im Reagenzglas Viren herzustellen, die andere Viren abtöten. Von derartigen „Antiviren“ erhofft man sich Fortschritte bei der Bekämpfung der Immunschwächekrankheit AIDS, denn es sei auf diese Weise möglich, daß die neu geschaffenen Viren nur solche Zellen angreifen, die vom HI-Virus befallen seien. Eine Version des neugeschaffenen Virus basiert auf dem Tollwuterreger und wurde von einer Forschergruppe unter Leitung von Karl-Klaus Conzelmann von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen entwickelt. Das Virus wurde gentechnisch so verändert, daß es selektiv die an den Zelloberflächen HIV-infizierter Zellen exprimierten Moleküle erkennt, in diese eindringt und sie abtötet. Erste vielversprechende Ergebnisse erzielten die Tübinger Forscher, die sich seit neun Jahren mit dem Tollwutvirus befassen, mit Zellkulturen im Reagenzglas. Jetzt muß sich zeigen, ob sich der gleiche Effekt auch im Tierversuch bzw. beim Menschen wiederholen läßt.
Antibiotika gegen Pest-Erreger immun?
Ärzte des Pariser Pasteur-Instituts haben berichtet, daß auf Madagaskar ein Stamm des Pestbakteriums Yersinia pestis aufgetaucht sei, der gegen die gängigen Antibiotika resistent ist. Bei einem sechzehnjährigen Jungen, der 1995 an Beulenpest erkrankte, habe die klassische Behandlung mit Chloramphenicol, Streptomycin und Tetrazyklinen nicht angeschlagen, genausowenig wie die Kombination von Sulfonamiden mit Tetrazyklinen. Erst das „Reserveantibiotikum“ Trimethoprim war erfolgreich. Auch wenn es sich hier offenbar noch um einen Einzelfall handelt, muß befürchtet werden, daß sich die Resistenz mittels des sog. Plasmidaustausches schnell unter den Pestbakterien ausbreitet.
Mozarts schlaue Mäuse
Ein 16jähriger Junge aus Amerika hat experimentell nachgewiesen, daß Mozart schlau und harte Rockmusik dumm und aggressiv macht – Hausmäuse jedenfalls. Wie das National Public Radio am 2. August berichtete, hat der Junge, David Merrill aus dem Bundesstaat Virginia, dazu folgenden Versuch mit drei Gruppen von Mäusen gemacht. Alle Tiere mußten ein Mäuselabyrinth durchlaufen. Die erste Gruppe, die keinerlei Musik zu hören bekam, schaffte es in durchschnittlich zehn Minuten, und nach ein paar Tagen dann in sechs Minuten. Die zweite Gruppe wurde einige Tage lang mit Mozart-Musik beschallt, und diese Mäuse schafften den Weg durch den Irrgarten dann in durchschnittlich einer Minute.
Die dritte Mäuseabteilung wurde über den gleichen Zeitraum hartem „Acid Rock“ ausgesetzt. Die armen Tiere brauchten anschließend für den Weg durch das Labyrinth im Durchschnitt dreißig Minuten! Einige rockgeschädigte Spätläufer schafften es nicht einmal in einer Stunde. Aber das war noch nicht alles: Nach dem Experiment fielen die Rockmusikmäuse übereinander her und begannen, sich gegenseitig aufzufressen. Ähnlichkeiten mit menschlichen Wesen wären rein zufällig.
Dänemark, Weltmeister im Brückenbau
Das erste Teilstück des „Großen-Belt-Projekts“ – die Verbindung zwischen den Inseln des östlichen und westlichen Teils von Dänemark – wurde am 1. Juni 1997 offiziell von Königin Margarete II. eröffnet. Die Westbrücke, die 6,6 km lange Eisenbahn- und Straßenbrücke zwischen Sprogc und der Insel Fünen, ist schon seit zwei Jahren fertig, wurde aber bisher nur für den Transport von Baumaterial für den Osttunnel und die Ostbrücke benutzt. Wenn im Juni 1998 die Ostbrücke für den Straßenverkehr eröffnet wird, ist diese feste Verkehrsverbindung über und durch den Großen Belt komplett. Die Brücke wird die längste See-Hängebrücke der Welt sein; mit einer Spannweite von 1624 m wird sie die Humber Bridge in England noch um 220 m übertreffen. Ihre Gesamtlänge wird 6,8 km betragen, und ihre Pfeiler werden 254 m hoch in den Himmel ragen und damit die „höchsten Erhebungen“ in ganz Dänemark sein.
Das zweitgrößte dänische Infrastrukturprojekt, die Verbindung über den Öresund, ist genauso eindrucksvoll wie das Große-Belt-Projekt. Damit wird die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit der südschwedischen Stadt Malmö über eine Entfernung von 16,2 km verbunden. Das Infrastrukturprojekt besteht aus einer 7,5 km langen Hochbrücke, einer 2,2 km langen niedrigeren Brücke, einer 4,5 km langen künstlichen Insel und einem 2 km langen Tunnel. Es soll im Jahr 2000 fertig sein. Wenn die Öresund-Verbindung als solche auch nicht so viele Rekorde bricht wie die Große-Belt-Verbindung, so machen doch die damit verbundenen Landarbeiten das gesamte Projekt sehr viel umfassender. In Kopenhagen wie in Malmö wurden große Straßenbau- und Eisenbahnprojekte in Angriff genommen, und Kopenhagen bekommt ein neues zusätzliches U-Bahnsystem.