Die Energieflußdichte erhöhen: Die einzig kompetente Wirtschaftspolitik

Eines der frühesten archäologischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Menschenaffen und Menschen waren die ersten Feuerstellen, mit denen die Kraft des Feuers unter Kontrolle gebracht wurde. So konnten diejenigen, die diese neue Kraft nutzten, ihre Lebensbedingungen verbessern.

Seit jener Zeit ist die Menschheit nicht mehr biologisch bzw. durch biologische Evolution charakterisierbar – die Evolution der nur dem Menschen eigenen besonderen schöpferischen Geisteskräfte wurde zum bestimmenden Faktor. Die Biologie trat gegenüber der erhöhten Denkkraft der Menschheit in den Hintergrund.

Wenn man dann in historischen Zeiten fortschreitet, läßt sich dieses Geheimnis des Wirtschaftswachstums anhand der schrittweisen Beherrschung immer höherer Formen des Feuers wissenschaftlich messen. Dies begann mit dem Übergang zu energiedichteren Formen chemischen Feuers, von der einfachen Verbrennung von Holz zu Holzkohle, dann zu Kohle und Koks und weiter zu Erdöl und Erdgas; ein Kilogramm Kohle hat 50 % mehr Energie als ein Kilogramm Holz, und ein Kilogramm Dieselbrennstoff hat 70 % mehr Energie als das Kilogramm Kohle. Jeder dieser neuen Brennstoffe beruhte auf neuen chemischen Reaktionen, die nicht nur das Potential für eine energiedichtere Form des Feuers schufen, sondern auch neue Bereiche der Beherrschung und Nutzung von Materie eröffneten. Metallurgie, Materialentwicklung und physikalische Chemie entwickelten sich alle in dynamischer Interaktion mit der Entwicklung neuer Formen des Feuers.

In jüngerer Zeit eröffneten die revolutionären Entdeckungen um die Wende zum 20. Jahrhundert der Menschheit ein immenses Potential weit jenseits chemischer Reaktionen: Einsteins Erkenntnis von der fundamentalen Äquivalenz von Materie und Energie, ausgedrückt in den Bereichen Kernspaltung, Kernfusion und Materie-Antimaterie-Reaktionen. In dieser Abfolge relativistischer Masse-Energie-Reaktionen zeichnet sich jede Reaktion durch höhere Energiedichten als die der Vorgänger aus – und die Abfolge als ganze übertrifft chemische Reaktionen um Größenordnungen.1 Der enorme Unterschied der freigesetzten Energiemenge bei Kernreaktionen im Verhältnis zu chemischen Reaktionen ist zwar ein nützlicher Ausdruck davon – Kernreaktionen haben hunderttausend- oder millionenmal mehr Energie pro Masse als chemische Reaktionen –, doch dieser gemessene quantitative Unterschied ist die Folge eines ganz bestimmten, qualitativ höheren Wirkungsbereichs (siehe auch Tabelle 1).

Brennstoff Energiedichte (J/g)
Verfeuerung von Holz 1,8 · 104
Verfeuerung von Kohle (bituminös) 2,7 · 104
Verfeuerung von Erdöl (Diesel) 4,6 · 104
Verfeuerung von H2/O2 1,3 · 104 (vollständige Masse)
Verfeuerung von H2/O2 1,2 · 105 (nur Masse von H2)
Typischer Nuklearbrennstoff 3,7 · 109
Direkte Spaltenergie von 235U 8,2 · 1010
Deuterium-Tritium-Fusion 3,2 · 1011
Vernichtung von Antimaterie 9,0 · 1013
Tabelle 1. Die Energiedichte von Brennstoffen. Der Sprung von Holz zu Materie-Antimaterie-Reaktionen ist so groß, daß man den Fortschritt in Größenordnungen berechnen muß, und der größte einzelne Sprung zeigt sich beim Übergang von chemischen zu nuklearen Prozessen.

Die Beherrschung höherer Energiedichten ermöglicht den Anstieg der Energieflußdichte in der Volkswirtschaft, so wie Lyndon LaRouche dies definiert hat, was sich anhand der Rate der Energienutzung pro Kopf oder pro Flächeneinheit der Gesamtwirtschaft messen läßt. Diese steigende Macht ist mit qualitativen Veränderungen in der ganzen Gesellschaft verbunden: völlig neue Technologien, neue Rohstoffquellen, neuer Lebensstandard und ganz anders geartete Volkswirtschaften.

Im Gegensatz dazu stellen die sogenannten grünen oder alternativen Energiequellen einen Rückschritt dar. Niedrigere Energieniveaus pro realwirtschaftlicher Kosteneinheit sowie notorisch unzuverlässige und sporadische Stromerzeugung bedeuten, daß durch den Einsatz von Windund Solarenergie im großen Stil die Energieflußdichte in der Volkswirtschaft absinkt, was sich gegenwärtig besonders drastisch in Deutschland zeigt (siehe „Deutsche Energiewende: Die perfekte Blamage“).

Beide Trends – der qualitative Fortschritt im Zusammenhang mit erhöhter Energieflußdichte und die negativen Folgen einer grünen Politik – sind in der Geschichte der Vereinigten Staaten erkennbar.

Energieflußdichte einer Volkswirtschaft: Fallbeispiel USA

Fangen wir mit der einfachen Rate biologischen Energieverbrauchs für den menschlichen Körper an, der ganz grob gerechnet 100 Watt beträgt (das entspricht dem Verbrauch von 2000 Kalorien Nahrung täglich). Wenn man eine hypothetische Zivilisation vor dem Gebrauch des Feuers annimmt, in der sämtliche Arbeit mit menschlicher Muskelkraft verrichtet wird, dann beträgt die Kraft, die zum Erhalt dieser Gesellschaft eingesetzt wird, 100 Watt pro Kopf.

Vergleichen wir dies mit dem sich wandelnden Krafteinsatz im Laufe der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Zur Zeit der Gründung der Vereinigten Staaten lieferte die auf Holz basierende Wirtschaft etwa 3000 Watt pro Kopf. Das bedeutet nicht, daß jeder einzelne 3000 Watt verbrauchte – darin eingeschlossen ist die gesamte Energie für die Landwirtschaft, die Industrie und andere Bereiche, die die Wirtschaft insgesamt tragen, umgerechnet auf einen Pro-Kopf-Wert. In dieser auf Holznutzung gegründeten Wirtschaft war die wirksame Kraft, die jeder einzelne ausübte und verkörperte (ausgedrückt in Bezug auf das Verhältnis des einzelnen zur Einheit des volkswirtschaftlichen Gesamtsystems), 30mal höher als die einfache Muskelkraft einer hypothetischen, feuerlosen Gesellschaft. Das war nicht nur „mehr“ Energie, sondern eine Qualität von Energie, die es den Menschen ermöglichte, Zustände von Materie und Chemie zu schaffen, die man allein mit Muskelkraft niemals hätte schaffen können (beispielhaft sind etwa Fortschritte in der Metallurgie, welche die Grundlage für neue Werkzeuge, Maschinen und andere Technologien bilden).

Durch die zunehmende Nutzung von Kohle in der Wirtschaft insgesamt stieg die Kraft in den 1920er Jahren auf mehr als 5000 Watt pro Kopf. Damit verkörperte jeder einzelne fast die doppelte Kraft wie in der auf Holz gegründeten Wirtschaft (ebenfalls ausgedrückt als Verhältnis des einzelnen zur Volkswirtschaft insgesamt), und das war die Grundlage der mit Verbrennungsmotoren betriebenen Maschinen und Verkehrsmittel, die die industrialisierte Wirtschaft revolutionierten. Die Entwicklung der modernen Chemie ermöglichte die Anfänge einer neuen Revolution im menschlichen Verständnis und Beherrschung der Materie.

Bis Anfang der 1960er Jahre steigerte die Nutzung von Erdöl und Erdgas die Kraft auf mehr als 8000 Watt pro Kopf – 80mal soviel pro Kopf wie die Kraft unserer hypothetischen, feuerlosen Gesellschaft –, und die Kraft der Kernspaltung war geeignet, die historische Wachstumsrate in Amerika problemlos bis weit in das 21. Jahrhundert hinein aufrechtzuerhalten.

1962 beauftragte Präsident John F. Kennedy seine Atomenergiekommission unter der Leitung von Glenn Seaborg, „die Rolle der Kernkraft in unserer Wirtschaft frisch und gründlich zu betrachten“. In Seaborgs 70seitigem Bericht, der in jenem Jahr erschien, war ein Übergang skizziert, der früheren Übergängen von niedrigeren zu höheren Energiequellen entsprach: Die Kohlenutzung würde auslaufen und bis zur Jahrhundertwende immer weiter schrumpfen, gleichzeitig würde Kernkraft die prägende Stromquelle im Land. Nach Seaborgs Prognose hätte dieses auf Kernkraft gestützte Programm die Energieflußdichte der Volkswirtschaft bis 2010 auf fast 16.000 Watt pro Kopf gesteigert (Abbildung 1).

Abbildung 1. Seaborgs Programm für den beschleunigten Ausbau der Kernkraft 1962. Historische Wattzahlen pro Kopf in den Vereinigten Staaten 1775 bis 1962 und Projektionen für die Zeit 1963 bis 2010 aus dem Kernkraftbericht von Glenn Seaborgs Atomenergiekommission an Präsident Kennedy 1962.

Wenn Amerika seine Wachstumsorientierung beibehalten hätte, dann wäre nicht nur die Kernspaltung zur typischen Kraftquelle geworden, es hätte dann zu dem Zeitpunkt (also praktisch heute) auch schon die Anfänge einer angewandten Fusionsenergie gegeben, mit Wasserstoffund Heliumisotopen als quasi unbegrenzter Brennstoffquelle für Fusionsreaktoren, und die US-Wirtschaft befände sich auf dem Wege zu sogar noch höheren Ebenen der Energieflußdichte, womit der Prozeß endlosen Fortschritts sich fortgesetzt hätte. Mit einer Fusionswirtschaft könnte man praktisch jede Sorge über begrenzte Ressourcen (von Nahrung über Wasser bis zu Metallen etc.) und über Grenzen der Energieversorgung für die ganze Menschheit überall auf der Erde beseitigen – und das auch für zahllose zukünftige Generationen.

Aber dieser natürliche Wachstumsprozeß wurde in den Vereinigten Staaten durch die Nullwachstumspolitik der „grünen“ Bewegung abrupt gestoppt. Die grüne Politik brachte die Wirtschaft auf einen Zusammenbruchskurs durch Abnutzung, den wir heute erleben – ein Zerfallsprozeß, beschleunigt durch Maßnahmen, welche die Energieflußdichte der Wirtschaft senken. Die Kernkraft konnte nie ihr volles Potential entfalten; statt dessen setzte man zunehmend auf Sonne, Wind und andere Formen alternativer Energie, und die Energieflußdichte der Wirtschaft stagnierte und begann zu sinken.

Die Folge waren Rückschritte. Die Pro-Kopf-Nutzung von Kohle sank nicht weiter (wie bei einem natürlichen Übergang zur Kernkraft), sondern begann Ende der 70er Jahre wieder zu steigen. Unter dem grünen Nullwachstumsparadigma war die Kohlenutzung pro Kopf 2010 um 33 % höher als sie in Seaborgs Vorschlag an Kennedy zum Ausbau der Kernkraft vorgesehen war – und dabei war die nationale Energieflußdichte insgesamt 33 % niedriger, als sie es mit dem Kernkraftprogramm gewesen wäre (Abbildung 2).

Abbildung 2.  Watt pro Kopf im Lauf der Geschichte der Vereinigten Staaten 1775 bis 2010. Zu den erneuerbaren Energien gehören Wind, Sonne, Erdwärme und Biotreibstoffe (nicht Wasserkraft).

Diese 40jährige Lücke zwischen dem erwarteten natürlichen Wachstum einer fortschrittlichen Wirtschaft und dem heutigen Niveau mit Stagnation und Rückgang unter einer „grünen“ Politik ist ein Maß des gegenwärtigen wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Vereinigten Staaten. Man braucht dringend ein Crashprogramm für die Entwicklung und Anwendung der nächsten Stufe, der Fusionswirtschaft, um Jahrzehnte verlorener Zeit und akkumulierter Abnutzung auszugleichen, indem man eine neue Wirtschaft auf einem höheren Niveau als jemals zuvor schafft.

Sogenannte grün-alternative Technologien werden nicht funktionieren (was Deutschland heute der ganzen Welt beweist). Immer höhere Qualitäten von Kraft – „Feuer“ – sind das wesentliche Charakteristikum der Menschheit, der Maßstab für unseren Erfolg bei der Erfüllung der Notwendigkeit endlosen Fortschritts.

Fußnote(n)

  1. Deshalb werden Nuklearsprengstoffe, auch kleine, als Äquivalent von Tausenden oder sogar Millionen Tonnen TNT gemessen. Die größte jemals gezündete Wasserstoffbombe, die „Zar-Bombe“ der Sowjetunion 1961, war eine Explosion von 50 Megatonnen, d. h. es würde die Explosion von 50 Millionen Tonnen TNT erfordern, um ebensoviel Energie aus chemischen Reaktionen freizusetzen. Die Zar-Bombe war eine einzelne Bombe, abgeworfen von einem einzelnen Flugzeug (über einem unbewohnten Gebiet im hohen Norden), wohingegen 50 Mio. t TNT hundert Öl-Supertanker füllen würden.[]