Der folgende Aufsatz von Lyndon LaRouche ist 1999 im Nachrichtenmagazin EIR erschienen. Wegen seiner Länge veröffentlichen wir ihn in zwei Teilen.
Die meisten regelmäßigen Leser von EIR werden feststellen, daß vieles, wenn auch nicht alles, was in diesem Bericht zusammengetragen wird, auf Konzepten beruht, die in den letzten Jahrzehnten bereits an verschiedenen Stellen behandelt wurden. Diese Konzepte erscheinen hier zusammen mit anderen, neu veröffentlichten Elementen zu einem bestimmten Zweck. Sie sind ein integraler Bestandteil der Zusammenfassung eines neuen Themas: des Beweises, daß eine breite Zusammenarbeit zwischen den Nationen zur Unterstützung des Programms der Eurasischen Landbrücke eine umfassende Revolution in den Naturwissenschaften bewirken wird. Die unmittelbarere und dringlichere Bedeutung dieses neuen Themas zum gegenwärtigen Zeitpunkt der eskalierenden globalen strategischen Krise besteht darin, die direkten Auswirkungen dieses vorhersehbaren wissenschaftlichen Durchbruchs auf das notwendig neue strategische Denken – insbesondere der USA – zu definieren.
Die Wissenschaft, wie sie heute praktiziert wird, steht kurz vor einer Grenze, an der sie in ihrer jetzigen Form nicht mehr weitergeführt werden kann, wenn sie nicht von bestimmten korrumpierenden und erdrückenden Konventionen befreit wird. Diese Konventionen wurden bereits vor langer Zeit von den Anhängern der einflußreichen Venezianer Paolo Sarpi und Abt Antonio Conti zur allgemeinen und dauerhaften Anwendung gebracht. Zu ihrer Zeit standen dafür die Begriffe Empirismus und Cartesianismus, die aber heute noch eine allgegenwärtige, systemische und ideologische Korruption der meisten Hochschuleinrichtungen darstellen.
Es ist durchaus möglich, daß sich die Welt von der britischen Monarchie und der gegenwärtigen Regierung unter Premierminister Blair befreien kann, die uns in den globalen Untergang zu treiben droht. Diese glückliche Alternative ließe sich allerdings nur durch die Zusammenarbeit von US-Präsident Clinton mit mindestens einer führenden Nation Kontinentaleuropas und einer Gruppe von Nationen um China, Rußland und Indien verwirklichen. Eine solche Zusammenarbeit würde den neuen Kurs bestimmen, den die Menschheit zu Beginn dieses Jahrhunderts einschlagen wird. Eine solche Zusammenarbeit mit China, Rußland, Indien und anderen Ländern muß zu einer umfassenden Revolution im wissenschaftlichen Denken der Welt werden.
Diese Revolution ist Gegenstand dieses Berichts.
1. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Aus Gründen, die ich an geeigneter Stelle erläutern werde, kann eine solche Revolution, wenn überhaupt, am ehesten von meinem Fachgebiet ausgehen: der Wissenschaft der physischen Ökonomie. Auch wenn entsprechende Veränderungen als Vorschläge in meinen Beiträgen zur Wissenschaft der physischen Ökonomie enthalten sind, ist doch die tatsächliche Umsetzung dieses Fortschrittspotentials in breiteren Wissenschaftsbereichen in unmittelbarer Zukunft ohne einen zusätzlichen starken und globalen, strategisch bedeutsamen politischen Impuls eher unwahrscheinlich.
Wenn diese unabdingbare qualitative Aufwärtsentwicklung nicht durch einen drohenden weltweiten Absturz in ein langes „neues dunkles Zeitalter“ aufgehalten wird, wird der technologische Fortschritt, der sich in der gegenwärtigen Politik der Eurasischen Landbrücke ausdrückt, die spezifischen Bedingungen schaffen, die erforderlich sind, um den wissenschaftlichen Fortschritt in einer Weise voranzutreiben, daß alle bestehenden gegenwärtigen Barrieren durchbrochen werden.1
Auf den ersten Blick scheinen diese Hindernisse für einen revolutionären Durchbruch in der Wissenschaft rein formaler Natur zu sein. Bei näherem Hinsehen müssen wir jedoch erkennen, daß diese formalen Hindernisse im wesentlichen Reflexe und Produkte ungelöster Pathologien in den gegenwärtig vorherrschenden Beziehungen auf der Welt sind, sowohl in den Beziehungen zwischen den Nationen als auch innerhalb angeblich demokratischer Nationen wie den Vereinigten Staaten selbst. Am deutlichsten treten diese Hindernisse im Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen zutage, wie ich hier zeigen werde.
Der chinesische Staatspräsident Jiang Zemin hat in seiner vielbeachteten und wegweisenden Rede in der berühmten russischen Wissenschaftsstadt Nowosibirsk auf einige wissenschaftliche Implikationen der eurasischen Landbrückenpolitik hingewiesen.2 Im Verlauf dieses Berichts werde ich auf die militärstrategischen sowie die allgemeinen wirtschaftlichen und anderen sozialen Implikationen dieses wissenschaftlichen Prinzips eingehen.
Ich möchte eine mehr oder weniger zwangsläufige Auswirkung des beschleunigten technologischen Fortschritts hervorheben, der in der Rede von Nowosibirsk anklang. Infolge der rasanten Arbeitskraftentwicklung in Eurasien wird das Studium der Mathematik in Schulen und Universitäten nicht nur zu einem rasch wachsenden Faktor für die Entwicklung des riesigen Arbeitskräftepotentials und der Landflächen Eurasiens werden. Der revolutionäre Bildungsausbau als bestimmende Größe des Wirtschaftswachstums wird zu Bildungsstandards führen, die sich qualitativ von denen unterscheiden, wie sie bisher in den meisten Unterrichtsräumen der Welt, einschließlich der USA, verwendet wurden.
Hinsichtlich der formalen Seite der bisher geübten wissenschaftlichen Praxis gibt es in dem, was ich gesagt habe, nichts Neues oder in irgendeinem Sinn Unbewiesenes. Alle Belege für die hier vorgetragene These stehen sozusagen bereits „in den Büchern“. Was bisher fehlt, ist ein allgemeines Verständnis für bestimmte tiefere Bedeutungen der Entdeckungen, die bereits in diesen Büchern stehen. Ich möchte hier auf die tieferen sozialen Implikationen der formalen mathematischen Physik eingehen.
Generell wurden die Grundlagen für die kommende Revolution in der Wissenschaft bereits von den größten wissenschaftlichen Denkern der modernen europäischen Geschichte gelegt, d. h. seit der „Goldenen Renaissance“ im 15. Jahrhundert. Die Zukunft des wissenschaftlichen Fortschritts ist bereits in den Beiträgen der großen Entdecker der letzten Jahrhunderte zur modernen experimentellen Wissenschaft enthalten und wartet auf eine umfassendere und vollständigere Würdigung. Zu diesen Entdeckern gehören Platoniker wie Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Johannes Kepler, Gottfried Wilhelm Leibniz, Carl Friedrich Gauß und Bernhard Riemann.
Die Wurzeln der physikalischen Wissenschaft sind somit hier unser Hauptthema. Die Fragen, die implizit durch die Eurasische Landbrücke aufgeworfen werden – insbesondere die Wechselbeziehung zwischen dem platonischen Erbe der europäischen Zivilisation und dem antiken kulturellen Reichtum Chinas sowie dem vedisch-sanskritischen Erbe, wie es von Panini und anderen definiert wurde – werden eine neue Qualität der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Revolution in ganz Eurasien und darüber hinaus auslösen.
Eine derartige Revolution in den Beziehungen zwischen diesen Kulturen und anderen historischen Überlieferungen wird die Wissenschaft zwingen, die praktischen Beziehungen zwischen Mensch und Natur, einschließlich der wirtschaftlichen Beziehungen, auf neue Weise zu betrachten. Auf diese Weise kann die lang ersehnte globale zivilisatorische Einheit als eine Ansammlung völlig souveräner Nationalstaaten, die sich an bestimmten gemeinsamen Prinzipien orientieren, Wirklichkeit werden – wenn nicht rassistische und mörderische Irre vom Schlage eines Zbigniew Brzezinski diese wunderbare Gelegenheit zunichte machen.
Ich muß noch einmal betonen, daß die meisten entscheidenden Beweise, auf denen die kommende Revolution in Wissenschaft und Wirtschaft beruhen wird, teils explizit, teils implizit in meinen Erkenntnissen über die wirtschaftliche Bedeutung der wissenschaftlichen Beiträge derjenigen zu finden sind, die zum platonischen Erbe von Cusa, Leonardo, Kepler, Leibniz, Gauß und Riemann gehören. Wie ich bereits an anderer Stelle gesagt habe, werden die Durchbrüche, die zur kommenden Revolution in der Wissenschaft führen werden, ihren Ursprung in dem Wissenschaftsbereich haben, der mein Spezialgebiet ist. Aus formaler akademischer Sicht läßt sich das wie folgt zusammenfassen: Sie kommen aus jenem Bereich, der durch die grundlegenden Erkenntnisse definiert ist, die ich zur Leibnizschen Wissenschaft der physischen Ökonomie beigetragen habe.
Gewohnheiten lassen sich jedoch nur schwer ändern, selbst wenn die Notwendigkeit einer Änderung mehr oder weniger klar erwiesen ist. Dieser Widerstand ist besonders schädlich, wenn alte Gewohnheiten im Namen bestimmter „Bräuche“ hochgehalten werden. Bis die Bedeutung dieser elementaren Prinzipien von meinen Lesern tatsächlich verstanden wird, ist es wiederholt erforderlich, die Natur und historische Bedeutung meiner ursprünglichen Entdeckungen, die für das Verständnis dieser kommenden Revolution in der Wissenschaft von entscheidender Bedeutung sind, kurz zusammenzufassen.
Insbesondere ist ein Verständnis dieser Zusammenhänge entscheidend, um die Art der wissenschaftlichen Revolution zu verstehen, die durch den Ausbau der Eurasischen Landbrücke ausgelöst wird. Wenn die Vorteile der Zusammenarbeit im Rahmen des Eurasischen Landbrückenprogramms umgesetzt werden, können die Barrieren der Gewohnheit durchbrochen werden und die Nationen zwingen, den Menschen und die Beziehungen zwischen Mensch, Wissenschaft und Universum auf neue Weise zu betrachten.
Um die bevorstehende wissenschaftliche Revolution wirtschaftsgeschichtlich einzuordnen, wollen wir die folgenden drei grundlegenden Fakten der modernen Wirtschaftsgeschichte seit der Goldenen Renaissance im 15. Jahrhundert betrachten. Diese drei aufeinanderfolgenden Entwicklungen, die bereits in meinem Buch „Der Weg zum Aufschwung“3 (und an anderer Stelle) beschrieben wurden, sind wie folgt:
1. Die Grundlagen dessen, was US-Finanzminister Alexander Hamilton als das antibritische (d. h. gegen Adam Smith gerichtete) Amerikanische System der Politischen Ökonomie bezeichnete, sind auf den direkten Einfluß von Gottfried Leibniz auf die Anhänger der Mathers, Winthrops und von Jonathan Logan im frühen 18. Jahrhundert zurückzuführen, die zusammen mit Benjamin Franklin den Unabhängigkeitskrieg der USA einleiteten. Zentrales Merkmal dieses Prozesses war die Übernahme der Leibnizschen Prinzipien, insbesondere Leibniz‘ Angriff auf Locke, als Grundlage für die spätere Unabhängigkeitserklärung der USA, die Bundesverfassung und das Amerikanische System der Politischen Ökonomie.4
2. Der nächste Schritt in der weltweiten Entwicklung der modernen politischen Ökonomie, der über Hamilton hinausging, wurde durch die militärtechnische Revolution ermöglicht, die Lazare Carnot 1792 bis 1794 zum Sieg Frankreichs über alle Invasionsarmeen umsetzte. Carnots explizit auf Leibniz gründendem Prinzip der Werkzeugmaschinenentwicklung, das nach 1814 in den USA eingeführt wurde, bildete die Grundlage für die spätere amerikanische industrielle Revolution von 1861 bis 1876. Der Erfolg dieser agroindustriellen Revolution war das Vorbild für alle erfolgreichen agroindustriellen Entwicklungen weltweit ab 1876. Die US-Mobilisierung während des Ersten und Zweiten Weltkriegs enthält einige neue, äußerst erfolgreiche Beispiele für die Anwendung der universellen Prinzipien, die diesem amerikanischen System zugrunde liegen.
3. Der nächste Schritt in der Wirtschaftswissenschaft, der über das hinausging, was die Errungenschaften von Lincoln und Carey zwischen 1861 und 1876 als amerikanischen agroindustriellen Standard etablierten, erfolgte durch meine ursprünglichen grundlegenden Entdeckungen auf dem Gebiet der physischen Ökonomie.
Diese Entdeckungen, die als Widerlegung der betrügerischen „Informationstheorie“ Norbert Wieners entwickelt wurden, basierten auf der Anwendung und Weiterentwicklung des Carnotschen Werkzeugmaschinenprinzips, wie es in der modernen amerikanischen Industriepraxis verankert ist, um zu zeigen, a) daß die Ursprünge der Steigerung der Arbeitsproduktivkraft in einer Abfolge von validierbaren Entdeckungen universeller physikalischer und anderer Prinzipien liegen; b) daß die so beschriebene Funktion eine Riemannsche Form hat; und c) daß die universellen Prinzipien der klassischen künstlerischen Komposition5 der Schlüssel zur Steigerung der Arbeitsproduktivkraft sind.
Bis zu einem gewissen Grad dienen meine Entdeckungen dem relativ bescheidenen akademischen Zweck, die notwendigen Einsichten in die Prinzipien der Ökonomie und die Prinzipien erfolgreicher Wirtschaftspraktiken – wie die „Crash-Programme“ im Zweiten Weltkrieg und später in der Luft- und Raumfahrt – zu vermitteln, deren universeller Charakter sonst nicht angemessen gewürdigt würde. Darüber hinaus bilden diese validierten universellen Prinzipien der physischen Ökonomie in ihrer Anwendung die aktive Grundlage für eine völlig neue Qualität aufeinander folgender wissenschaftlicher und technologischer Revolutionen bei der Steigerung der Arbeitsproduktivkräfte. Darauf soll hier näher eingegangen werden.
Der Anstoß zu einer revolutionären, technologiegetriebenen Veränderung der wirtschaftlichen Lebensbedingungen auf diesem Planeten, der Anstoß, der in der bereits laufenden Umsetzung des Eurasischen Landbrückenprogramms implizit enthalten ist, ist der Hammer, der diesen Nagel durch alle derzeit bestehenden intellektuellen Barrieren treiben wird. Das Ergebnis wird ein völlig anderes Denken über Wissenschaft und Gesellschaft sein, als es heute in den Hörsälen der Universitäten üblich ist.
Um zu erklären, wie sich das bisherige konventionelle Verständnis von Technologie verändert hat, möchte ich auf die heutigen Unterrichtsmethoden verweisen, mit denen die Schüler ihre erste ideologische Indoktrination in dem erhalten, was heute als Infinitesimalrechnung gilt. Zu diesem pädagogischen Zweck weise ich auf den berühmten Schwindel hin, der in den Lehrbüchern allgemein als „Cauchy-Bruch“ bekannt ist.6 Ich stelle das Problem, das sich durch diesen verbreiteten Mythos stellt, in den Kontext verwandter verbreiteter Begriffsverwirrungen über die Wissenschaft selbst.
2. Antike Wissenschaft und moderne Wissenschaft
Was man sinnvollerweise als „moderne Naturwissenschaft“ bezeichnen kann, hat zwei unterschiedliche Aspekte. Die wichtigsten Errungenschaften in der Geschichte der modernen Naturwissenschaft sind die folgenden.
In der bekannten erweiterten europäischen Geschichte lassen sich in der Wissenschaftsgeschichte bisher drei Arten menschlicher Erkenntnis unterscheiden: 1) die antike, die sich im Falle Europas hauptsächlich auf die alten Griechen bezieht, die viele Erkenntnisse der Sonnenastronomie den Ägyptern und implizit den alten vedischen Sternenkalendern verdanken; 2) die klassische, die sich auf Griechen wie Thales, Solon, Aischylos, Sophokles, Scopas und Praxiteles, Platon und die späteren Arbeiten von Platons Schülern in der vorrömischen hellenistischen Periode bezieht; und 3) die moderne Klassik, die vor allem durch die Wiedergeburt der griechisch-hellenistischen klassischen Tradition entstand, nachdem sich Westeuropa im 15. Jahrhundert von der Last der römischen Dekadenz befreien konnte.
Diese Unterscheidungen sind funktional und nicht unbedingt streng durch genau datierte „Perioden“ definiert. Für unsere Zwecke sind die wichtigsten funktionalen Unterscheidungen die folgenden.
Der Begriff „klassisch“, wie er sich auf die antiken griechischen und vorrömischen hellenistischen Kulturen anwenden läßt, steht für die Revolution in der Bildhauerei, die mit den Werken von Skopas und Praxiteles verbunden ist: Sie ersetzten die ägyptische wie auch die griechische archaische Bildhauerei durch die in Stein gemeißelte Kunst der poetischen Metapher – ein in Bewegung befindlicher Körper. Der Begriff „klassisch“, wenn man damit ausschließlich eine charakteristische funktionale Qualität bezeichnet, bezieht sich insbesondere auf empirisch validierbare Entdeckungen universeller Prinzipien. Die Klassik steht damit im Gegensatz zum naiven „Realismus“ oder seiner entarteten Form, dem „Surrealismus“; sie steht im Gegensatz zur symbolischen Deutung dargestellter Sinneseindrücke. „Klassisch“ meint also nicht nur Ideen, wie Platon den Begriff der Idee definiert, sondern betont die Bedeutung von Vorstellungen, hinter denen ein Wahrheitsprinzip steht, wie es in Platons Dialogen dargestellt wird. Ideen, ob in der Physik oder in der Kunst, sind Konzeptionen, deren Gültigkeit als Ausdruck eines universellen Prinzips empirisch nachgewiesen werden kann.
Diese funktionale Bedeutung des Begriffs „klassisch“ definiert die Rolle der europäischen Zivilisation, die mit der Entstehung der klassischen griechischen Kultur als Quelle für die Definition aller charakteristischen Merkmale – der guten wie der schlechten – der europäischen Geschichte und Zivilisation beginnt, wie es der Dichter und Historiker Friedrich Schiller verstand.
Das moderne klassische Wissen, wie es durch die Wiederbelebung der griechischen Klassik unter dem Einfluß von Dante Alighieri und der Goldenen Renaissance des 15. Jahrhunderts definiert wird, unterscheidet sich von der griechischen Klassik der Antike durch zwei Merkmale. Das erste dieser Merkmale ist der kumulative Einfluß des Christentums auf das klassische Griechisch, vor allem dessen platonische Verwendung durch die Apostel Johannes und Paulus; das zweite ist die politische und soziale Revolution, die fast anderthalb Jahrtausende später in der Goldenen Renaissance als Ausdruck der christlichen Sicht auf das klassische griechische Erbe stattfand.
Für die moderne Staatskunst ist das wesentliche Merkmal der Goldenen Renaissance, daß sie das neue Rechtsprinzip schuf, das später in der „Leibnizschen“ Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und in der Präambel der amerikanischen Bundesverfassung von 1789 – der „Gemeinwohl-Klausel“ – verankert wurde. Mit den von Ludwig XI. von Frankreich eingeleiteten Reformen entstanden erstmals Staaten, in denen der Herrscher verpflichtet war, das Recht so zu definieren, wie es Platon dem Sokrates in Der Staat in den Mund gelegt hatte. Dies ist die christliche Vorstellung von einer Gesellschaft, in der kein Mensch zu bloßem Vieh reduziert werden darf, in der der Souverän dafür verantwortlich ist, daß alle Menschen und ihre Nachkommen gleichermaßen nach dem lebendigen Abbild des Schöpfers geschaffen sind. Dieses Prinzip hat der traditionelle Gegner der Vereinigten Staaten, die Hannoversche britische Monarchie, bis heute nicht toleriert.
Das jahrhundertelange Ringen von Peter Abaelard in Paris und Dante Alighieri um die Einführung einer neuen Rechtsordnung in die Gesellschaft, wie sie im 15. Jahrhundert durch die Goldene Renaissance verwirklicht wurde, legte den Schwerpunkt auf die Entwicklung des Wissens des Individuums, so wie das klassische griechische Erbe Wissen definierte, so wie auch die poetische Metapher von Scopas und Praxiteles Wissen definierte, um eine Bewegung in Stein zu fassen. Daraus ergaben sich Veränderungen in der sozialen Praxis, die diesem Wissensprinzip entsprachen. Die soziale Revolution der Renaissance brachte dann die klassische künstlerische und wissenschaftliche Tradition hervor, die auf Künstler wie Leonardo da Vinci und Raffael Sanzio zurückgeht.
Die Renaissance ist eine noch nicht abgeschlossene Revolution, deren nächste Phase wir in der Weiterentwicklung der Eurasischen Landbrücke voraussehen können. Absehbar ist somit die Entfaltung eines neuen, höheren Begriffs des menschlichen Individuums und der Beziehung des Menschen zur Beherrschung des Universums.
Betrachten wir also den Unterschied zwischen den beiden Hauptaspekten der modernen Wissenschaft, wie sie heute praktiziert wird.
Der erste Aspekt der Geschichte der modernen europäischen Wissenschaft, den es zu untersuchen gilt, ist das Prinzip der De docta ignorantia,7 das der Begründer der modernen europäischen Wissenschaft, Kardinal Nikolaus von Kues, im 15. Jahrhundert prägte. Cusa hat damit die Wissenschaftsmethode Platons wiederbelebt; allerdings stellte er dieses Prinzip auf eine neue Weise dar, die sich an seiner revolutionären Einsicht in Archimedes‘ Irrtum bezüglich des geschätzten Wertes von Pi veranschaulichen läßt.8 Kues entdeckte damit den Bereich, den wir heute als transzendentale Kardinalitäten kennen. Dies inspirierte bekannte Anhänger der cusanischen Wissenschaftsmethode wie Leonardo da Vinci und Johannes Kepler.
Keplers Erkenntnisse führten direkt zu der einzigartigen Entdeckung der wahren Infinitesimalrechnung durch Leibniz. Das cusanische Erbe bildet die Grundlage der modernen Methode für das, was von Riemann als einzigartige Experimente bezeichnet wurde – Experimente, mit denen Fragen universeller physikalischer Prinzipien auf einzigartige Weise getestet werden. Eine konzeptionell gröbere, weniger strenge Version der gleichen experimentellen Methode wird mit dem Begriff „entscheidende Experimente“ bezeichnet.9
Der zweite Problembereich dieser Wissenschaft ist die Verwendung der heute allgemein akzeptierten formalen Beschreibungsmethoden, wie beispielsweise mathematische Systeme, die auf der axiomatischen Annahme basieren, daß sich eine Aktion als linear in einem unendlich kleinen Intervall darstellen läßt. Die Annahme, daß derartige Systeme die tatsächlichen Zusammenhänge und Anwendungen solcher tatsächlich oder angeblich entdeckten physikalischen Prinzipien beschreiben könnten, ist mit Sicherheit die lähmendste und am weitesten verbreitete Täuschung im heutigen Mathematikunterricht. Hier liegt das entscheidende Problem, die hartnäckige Barriere für den Fortschritt in der heutigen Wissenschaft. Genau diese Barriere muß überwunden werden, wenn die kommende globale Partnerschaft im Rahmen des anlaufenden Programms der Eurasischen Landbrücke Erfolg haben soll.
Das korrupte Element, der allgegenwärtige Fehler in den meisten mathematischen Lehrplänen, kann auf zwei Ebenen untersucht werden. Eine formale Beschreibung des Phänomens ist möglich, wobei die Beweisführung auf experimentellen Daten basiert. Der formale Beweis dieses Punktes ist elementar, wenngleich nicht unbedingt einfach. Die tiefere, interessantere Herausforderung besteht darin, zu verstehen, wie und warum dieser Fehler fortbesteht. Dies verweist auf die sozialen Auswirkungen der Mobilisierung eines Großteils der Welt im Rahmen des Landbrückenprogramms. Aber fahren wir fort.
Die intellektuelle Barriere für den wissenschaftlichen Fortschritt läßt sich häufig in folgender Form ausdrücken: Eine gute Ausbildung in den Naturwissenschaften steht einer lähmenden, mitunter sogar zerstörerischen Ideologie gegenüber, die dem zukünftigen Wissenschaftler im Fachbereich Mathematik üblicherweise aufgezwungen wird.
Jedes kompetente naturwissenschaftliche Bildungsprogramm orientiert sich statt dessen an der Methode, die hinter Wilhelm von Humboldts klassischem humanistischen Bildungsprogramm steht. Diese Methode basiert auf demselben platonischen Ansatz, der bereits früher von Renaissance-Lehrorden wie den Brüdern des Gemeinsamen Lebens und den Oratorianern zur Ausbildung von Wissenschaftlern wie Gaspard Monge und Lazare Carnot angewendet wurde. Im naturwissenschaftlichen Teil des Lehrplans kommt das Prinzip der klassisch-humanistischen Erziehungsmethode in besseren Hochschulen und Universitäten sowohl durch das pädagogische Labor sowie durch das Forschungslabor zum Ausdruck.
In Gymnasium und Hochschule kommt dem gut organisierten pädagogischen Labor die Aufgabe zu, die Aufmerksamkeit des Schülers und Studenten auf die experimentellen Belege zu lenken, welche die im Lehrplan vorgesehenen universellen physikalischen Prinzipien darstellen. Der Schüler wird dazu angehalten, die ursprüngliche Entdeckung nachzuvollziehen und die Planung und Durchführung des experimentellen Nachweises durchzuarbeiten, mit dem belegt wird, daß das entdeckte Prinzip ein wirklich universelles Prinzip ist. Die Anforderung besteht darin, daß der Beweis physikalisch sein muß und nicht nur die physische Darstellung eines deduktiven Konstrukts sein darf. Es gilt das Prinzip des einzigartigen Experiments.10
Daher sollte kein Schüler glauben, tatsächliches Wissen über ein Prinzip zu haben, wenn er den Namen dieses Prinzips nur durch deduktive Methoden kennengelernt hat. Wissen entsteht, wenn man die Grenzen des deduktiven Formalismus überschreitet und in den höheren Bereich der kreativen Entdeckung, der nicht-deduktiven Erkenntnis, eintritt. Es ist nur Sache von Pedanten und Dummschwätzern, zu „lernen“. Die Praxis der Wissenschaft hingegen besteht darin, sich ausschließlich durch nicht-deduktive Methoden der Erkenntnis Wissen anzueignen.
Die Entdeckung validierbarer physikalischer Prinzipien ist lediglich im Kontext wahrer ontologischer Paradoxa möglich, für die keine deduktiven Lösungen existieren. Die Entdeckung des Prinzips erfolgt ausschließlich innerhalb des undurchsichtigen souveränen Bereichs kognitiver Prozesse individueller Denker – niemals durch Deduktion oder Konsens. Die so durch individuelle Kognition entwickelten Lösungsvorschläge müssen durch geeignete experimentelle Methoden als einzigartig und universell wahr bewiesen werden.
Die geistige Entwicklung eines angehenden wissenschaftlichen Denkers erfolgt nahezu ausschließlich durch die Replizierung solcher Paradoxa und ihrer validierten Lösungen. Das Ziel einer modernen wissenschaftlichen Ausbildung besteht darin, daß der Student jede einzelne der wichtigsten bekannten Entdeckungen validierter universeller physikalischer Prinzipien seit (hauptsächlich) den ionischen Griechen nachbildet.
Die Grundlage für die Entwicklung wissenschaftlichen Denkens wird in der klassischen humanistischen Oberschulbildung gelegt, wobei das Schiller-Humboldt-Modell als exemplarisches Beispiel zu nennen ist. Im Gymnasium werden die wichtigsten Entdeckungen der Antike und des Mittelalters vorgestellt, deren Beweise durch pädagogische Experimente repliziert werden sollen. In Hochschule und Universität werden moderne Entdeckungen universeller Prinzipien durchgenommen und deren Auswirkungen untersucht. Dabei liegt ein zunehmender Schwerpunkt auf der Pädagogik einzigartiger Experimente.
Dieser Ansatz zur Entwicklung eines zukünftigen gebildeten Wissenschaftlers zielt darauf ab, das physische Universum, wie es bis heute bekannt ist, in den geistigen Horizont des Schülers zu bringen. Dies läßt sich erreichen, wenn man erkennt, daß das gesamte gegenwärtige Wissen über das physische Universum durch eine endliche, allerdings sehr umfangreiche Ansammlung validierter oder anderweitig validierbarer Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien repräsentiert wird. Die verbindende Funktion von Klassenunterricht und pädagogischem Labor soll sicherstellen, daß die Schüler das kognitive Äquivalent der ursprünglichen Entdeckung und Validierung jedes universellen physikalischen Prinzips nacherleben.
Lügen und die damit verbundene Korruption sollen vermieden werden, indem die Vorstellung, daß Beweise allein durch deduktive (oder induktive) Konstruktionen erbracht werden können, aus dem Klassenzimmer und der wissenschaftlichen Praxis verbannt wird. Diese Betonung von Wissen im Gegensatz zur Korruption reinen Lernens ist die Hauptaufgabe des pädagogischen Labors.
Im Rahmen geeigneter universitäre Wissenschaftsprogramme fallen dem Forschungslabor wichtige Aufgaben zu. Die Arbeit des pädagogischen Labors besteht darin, frühere grundlegende Entdeckungen und deren Anwendungen zu replizieren. Der Begriff Forschungslabor bezieht sich auf universitäre und andere Programme, in denen Studenten, die bereits durch die Reproduktion früherer Entdeckungen ausgebildet wurden, die Aufgabe erhalten, die Entdeckung bisher unbekannter Prinzipien in Angriff zu nehmen.
Wissenschaftliche Universitätsprogramme müssen die Qualifizierung junger Wissenschaftler für die erfolgreiche und validierte Entdeckung eines universellen Prinzips oder einer neuen Anwendung zum Ziel haben. Diese Qualifizierung ist erforderlich, um sowohl dem Studenten als auch der betreffenden Universität oder dem Forschungslabor zu zeigen, daß der Absolvent für wissenschaftliche Arbeit wirklich geistig reif ist.
Diese Leidenschaft zur Ausbildung der kognitiven Prozesse des Einzelnen macht das Wesen der Entwicklung eines Wissenschaftlers an Universitäten oder an vergleichbaren Einrichtungen aus.
Die Entdeckung von Prinzipien kann nicht durch deduktive Methoden erfolgen, indem man beispielsweise Formeln an die Tafel schreibt. Deduktion basiert auf einer vorher aufgestellten Reihe von Definitionen, Axiomen und Postulaten. Deduktive Methoden produzieren lediglich neue Theoreme, die Theoreme heißen, weil sie mit zuvor festgelegten Definitionen, Axiomen und Postulaten übereinstimmen. Das Wesentliche einer validierbaren neuen Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips besteht darin, daß es ein bisher unbekanntes Prinzip zu den axiomatischen Anforderungen für zukünftige Ableitungen hinzufügt.11 Diesbezüglich sei angemerkt, daß ein solches Prinzip per Definition niemals durch deduktive Methoden generiert werden kann.
Damit kommen wir zum zweiten Aspekt der naturwissenschaftlichen Ausbildung an den meisten Hochschulen und Universitäten: der Mathematik. Fragen wir uns: Was läuft falsch in der heutigen Mathematikausbildung? Was ist falsch an dem weit verbreiteten blinden Glauben an die „allgemein anerkannte Schulmathematik“? Konzentrieren wir uns auf die schlimmsten und damit deutlichsten Fälle: Die positivistischen Doktrinäre wie Bertrand Russell und seine Gefolgsleute Norbert Wiener und John von Neumann.
Der typische, implizit fatale Irrtum der meisten heutigen Auffassungen von Mathematik ist die explizite oder implizite Annahme, daß wir in der Lage sein sollten, zu beweisen, daß jede gültige Entdeckung eines physikalischen Prinzips auch mathematisch hätte entdeckt werden können, indem wir uns auf deduktive Methoden stützen.
Die Hauptquelle unvermeidlicher Inkompetenz, die sich aus der Anwendung deduktiver Methoden ergibt, ist die Tatsache, daß die Operation, die als Deduktion (oder induktive Methode) bezeichnet wird, in dem gleichen Sinne linear ist, wie nach der Methode von René Descartes und seinesgleichen, wie dem fanatischen Leibniz-Hasser Leonhard Euler, jede Aktion in der Raumzeit grundsätzlich als linear definiert wird. Aktionen im realen Universum sind prinzipiell nie linear – außerhalb der Phantasie der Formalisten gibt es keine lineare Kausalität, aber alle deduktiven mathematischen Methoden setzen axiomatisch voraus, daß sie immer linear sind, wie es auch Galileo tat.
Die schlimmste und in der Regel krasseste Ausprägung dieses pervertierten Denkens über Mathematik und Physik im allgemeinen findet sich in den heute üblichen Buchführungsmethoden, insbesondere in der falschen Anwendung der sogenannten Grundsätze der Finanzbuchhaltung auf Fragen der Kostenrechnung. Die Einmischung buchhalterischen Denkens in Produktionsfunktionen und damit zusammenhängende Aspekte der Kostenrechnung war schon vor dem totalen Massenwahn, der die Wirtschaftspolitik seit Ende der 60er Jahre beherrscht, die häufigste Ursache für das Scheitern von Produktionsbetrieben, die eigentlich weiter erfolgreich hätten arbeiten können.
Die holländische Tulpenblase und die John-Law-Blasen des frühen 18. Jahrhunderts sind Beispiele für solche geistig verwirrten Formen des Mißbrauchs einfacher mathematischer Denkweisen. Die verrückteste Form der Finanzbuchhaltung ist die Anwendung sogenannter „monetaristischer Prinzipien“ auf das Management privater Unternehmen und sogar der Regierung selbst. Das psychotische Extrem eines solchen monetaristischen Geschwätzes ist die Systemanalyse des verstorbenen John von Neumann, verkörpert durch den systemischen Wahnsinn von Merton und Scholes, der im August und September 1998 so viele Dummköpfe ruinierte, die in den angeschlagenen Hedgefonds „Long Term Capital Management“ (LTCM) investierten, darunter viele Unterstützer von Vizepräsident Al Gore.12
Diese Beispiele aus dem Bereich der Finanzbuchhaltung sind gröbere Ausprägungen desselben Problems, das den naturwissenschaftlichen Unterricht in den weniger heruntergekommenen Bildungseinrichtungen lähmt. Ob in kruder Form – wie die dümmliche Annahme, daß die Finanzbuchhaltung die Grundlage für die Kostenrechnung und die Wirtschaftsanalyse liefere, oder im Bereich der mathematischen Physik – beides geht von der törichten Annahme aus, daß Ursache und Wirkung im Wesentlichen mechanisch seien, daß Kausalität selbst tatsächlich grundsätzlich linear sei.
Konzentrieren wir uns auf die Ursache dieser Störung im typischen Fachbereich Mathematik.
Mensch und Natur
Um die Quelle des Irrtums der Linearität aufzudecken, müssen wir die Ursprünge des Empirismus, des Positivismus und verwandter Arten des Formalismus als eine soziale Krankheit erkennen. Diese Krankheit beruht auf einem falschen Verständnis der Beziehung des Menschen zum Universum, ein weit verbreitetes Mißverständnis, das auf einer mechanistischen Sicht von der Natur des menschlichen Individuums beruht, wie sie von Adam Smith vertreten wurde.
Auf Grundlage dieser Annahme geht der Einfältige davon aus, daß die Realität durch dieselbe Art von Sinneswahrnehmung definiert wird, die die Behavioristen (und der Brite Adam Smith) sowohl dem Menschen als auch niederen Lebensformen zuschreiben.13 Der Einfältige hält es für eine „metaphysische Annahme“, daß der menschliche Geist es unserer Spezies ermöglicht hat, ihre Beziehung zur Natur zu verändern. Er leugnet die kognitive Kraft des Menschen, mit der unsere Spezies ihre Macht im und über das Universum erhöhen kann, wie es keine andere Spezies vermag.
Perverse Naturen wie Adam Smith leugnen jeden Beweis, der eindeutig eine solche willentliche Veränderung in der Beziehung des Menschen zum Universum belegt. In ihrer verdorbenen Sicht ist der Mensch lediglich ein „höherer Affe“. Dieselbe pathologische Sicht des Menschen diente als Grundlage für die cartesianische und ähnlich pathologische Sicht der physikalischen Raumzeit-Mannigfaltigkeit, wie sie von Galilei, Descartes, Newton und anderen vorgebracht wurde.
Ob in der Mathematik oder in anderen Fächern, die allzu typischen Universitätsvorlesungen von heute beginnen besonders bei populistischen Empiristen und radikal positivistischen Mathematikern gewöhnlich mit einer rein ideologischen und willkürlichen Annahme, die unter den heutigen Untertanen der heidnischen britischen Monarchie praktisch wie eine Religion behandelt wird. Die Positivisten, wie auch andere Behavioristen, gehen explizit oder implizit davon aus, daß die Geheimnisse des Verhaltens des Menschen ihren primitiven Ausdruck in den Verhaltensmerkmalen der höheren Affen oder anderem tierischen Verhalten finden.
Im Gegensatz dazu beginnt jeder wirkliche wissenschaftliche Fortschritt mit experimentellen Beweisen, die die grundlegenden und absoluten Unterschiede zwischen den wesentlichen menschlichen Verhaltensmerkmalen und denen aller niederen Lebensformen aufzeigen. Der Ursprung dieser axiomatischen Unterscheidung liegt in den nicht-deduktiven kognitiven Prozessen, durch die der Mensch validierbare Entdeckungen universeller Prinzipien erzeugt.
Die Naturwissenschaften konzentrieren sich insbesondere auf eine Eigenschaft der menschlichen Spezies, die sowohl von den Empiristen als auch von Immanuel Kant als erkennbare Realität geleugnet wird. Sie leugnen die Fähigkeit des souveränen menschlichen Geistes, gültige Entdeckungen universeller physikalischer (und anderer) Prinzipien zu generieren, was zu Recht als Kognition bezeichnet wird. Unter Kognition verstehe ich, wie ich es in meinem Buch Der Weg zum Aufschwung dargestellt habe, die Entdeckung eindeutig validierbarer universeller Prinzipien durch kreative mentale Prozesse, deren Methoden jenseits der Deduktion liegen.
Die ablehnende Auffassung von menschlicher Erkenntnis, wie sie von Empiristen, Cartesianern, Kantianern und modernen Positivisten und Existentialisten vertreten wird, hat eine lange Tradition in der Geschichte der europäischen Zivilisation. Diese allgemein als „Reduktionismus“ bekannte Tradition hat verschiedene historische Vorläufer wie die Eleaten, Sophisten, Aristoteliker, Stoiker, Epikureer und wird in der Neuzeit durch die positivistischen Strömungen einschließlich des Empirismus verkörpert, deren intellektuelle Abstammung auf die mittelalterliche Figur des Wilhelm von Ockham zurückgeht. Im typischen Mathematikunterricht von heute kommt diese Tradition am häufigsten wie folgt zum Ausdruck.
Das, was dort als elementare wissenschaftliche Methode dargestellt wird, ist ein willkürlicher auf Paolo Sarpi zurückgehender Einfall, nachdem dieser zum Kopf einer ockhamistischen politischen Fraktion wurde, die 1582 die Führung der venezianischen Finanzoligarchie übernahm. Der britische Empirismus ist ein direktes Produkt von Sarpis Orientierung an Ockham. Francis Bacon, Sarpis Agent in England, hat ihn einfach kopiert. Heutzutage wird das gleiche häufig in einer Form präsentiert, wie es von Sarpis persönlichem Lakaien Galileo Galilei formuliert wurde. Im Mathematikunterricht wird dies gewöhnlich als empiristische, cartesianische oder positivistische Methode vorgetragen. Diese Methode ist das Hindernis, das den zukünftigen wissenschaftlichen Fortschritt bedroht.
Auf ihrem Weg zum Fortschritt muß die Eurasische Landbrücke dieses Hindernis beseitigen.
Beispiel: konstante Krümmung
Die unwissenschaftliche Absurdität der Argumente von Sarpis Anhängern wie Galilei, Descartes, Newton und Euler sowie der Empiristen und Positivisten im allgemeinen läßt sich am grundlegendsten anhand der Frage der sphärischen (kugelförmigen) Aktion im Gegensatz zur linearen Aktion aufzeigen.
Die ältesten einigermaßen genauen astronomischen Sonnenkalender, von denen einige bis weit in die letzte Eiszeit der nördlichen Hemisphäre zurückreichen, sind alle Ausdruck einer bestimmten Denkweise über die Erstellung solcher Kalender und über Probleme, die mit der antiken ozeanischen und transozeanischen Navigation zusammenhängen.14 Klassische griechische Varianten solcher Kalender und astronomischer Navigationspläne finden sich in Platons Schriften wie seinem Dialog Timaios, worin er die Bedeutung der fünf regelmäßigen Körper behandelt. Platon argumentiert, daß die charakteristischste Form der Aktion im Universum ein Universum definiert, in dem Aktionen grundsätzlich sphärisch sind, ausgedrückt durch jene Methode, mit der Carl Friedrich Gauß die Erzeugung des Pentagramma Mirificum definiert hat. Die metrischen Eigenschaften der Aktion in diesem Universum sind also die eines Universums, das in erster Näherung als Universum mit konstanter Krümmung und nicht als geradlinige (lineare) Aktion definiert ist.
Es muß betont werden, wenn wir von einer Aktionsform sprechen, die selbst bereits eine axiomatisch gekrümmte Bahn definiert, wie zum Beispiel eine Planetenbahn, es sich nicht um gekrümmte Bahnen handeln kann, die durch Kurvenanpassung aus geraden Linien erzeugt werden, wie es bei Galilei und Newton der Fall ist. Wir sprechen von einem Universum, in dem elementare physikalische Prozesse von Natur aus gekrümmt sind, und nicht von der falschen Annahme, daß elementare Prozesse als Bewegung von Körpern definiert werden, die sich aufgrund eines Impulses auf Linien bewegen, die man in blindem religiösen Glauben als gerade annimmt.
Der Begriff „gleiche Zeit“ durch Huygens, Leibniz und Bernoulli – im Vergleich zu Bewegungen auf geradlinigen und zykloidischen Bahnen – und der Begriff „kürzeste Zeit“ in Bezug auf dieselben Zykloide sind klassische Beispiele aus dem 18. Jahrhundert für den Fall einer konstanten Krümmung. Auch in der Realität gibt es, wie Kepler bei der Entwicklung seiner drei Gesetze als erster entdeckte, Bahnen, deren Regelmäßigkeit aus einer nicht konstanten Krümmung besteht: ein Prinzip, das durch Gauß‘ Nachweis bestätigt wurde, daß die Umlaufbahn des Asteroiden Ceres von gleicher Art ist, wie ihn Kepler für einen fehlenden Planeten definiert hatte, der zuvor zerfallen war.
Kepler entdeckte, was Leibniz zu seiner Entdeckung der Infinitesimalrechnung führte, nämlich, daß das Sonnensystem nicht auf der Grundlage einer konstanten, sondern einer nicht-konstanten Krümmung organisiert ist. Dies steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß die Gründe für eine konstante Krümmung ein dauerhafter und hinreichender Beweis gegen die elementare Absurdität der Galilei-Descartesschen Vorstellung einer linearisierten physikalischen Raumzeit bleibt, selbst nachdem wir wissen, daß das Universum vom Gauß-Riemann-Typ ist.
Die nicht-konstante Krümmung, wie sie zuerst für allgemeine Kegelschnitte und später für Hypergeometrien (mehrfach verbundene Mannigfaltigkeiten) von Gauß und Riemann definiert wurde, auf denen meine Arbeit in physikalischer Ökonomie beruht, kann von Studierenden auf Grundlage des Verständnisses des einfacheren elementaren Falles konstanter Krümmung verstanden werden. Allein der Beweis dafür, daß wir es mit einem Universum konstanter Krümmung zu tun haben, widerlegt bereits den unwissenschaftlichen Irrtum aller Vorstellungen von einer linearen, aprioristischen Ordnung physikalischer Raumzeit.
Wenn wir einmal verstanden haben, daß die elementaren physikalischen Vorgänge nicht durch eine lineare Bahn definiert werden können, sondern durch eine Bahn, die entweder von Natur aus sphärisch ist oder eine regelmäßige, nicht-konstante Krümmung aufweist, ist der Irrglaube gebrochen, der durch Galilei, Descartes und Newton verbreitet wurde. Wir sind dann gezwungen, zu der Sichtweise von Kepler und Leibniz zurückzukehren, um uns dann wieder dem Standpunkt der Hypergeometrien von Gauß und Riemann zuzuwenden. Erst dann wird ein gewisses Maß an Vernunft in den modernen Mathematikunterricht einziehen.
Diese Korrektur bedeutet eine große und notwendige Verbesserung. Aber sie reicht noch nicht aus. Diese Errungenschaft wirft verheerende Paradoxien auf, die jeden in Verlegenheit bringt, der immer noch an der Illusion festhält, die Natur des physikalischen Universums könnte aus einfachen Sinneswahrnehmungen abgeleitet werden. Das Paradoxon zu definieren, wie es mit dem Begriff der sphärischen oder nicht-konstanten Krümmung geschieht, ist ein großer Schritt vorwärts. Das Problem kann formal beschrieben werden, aber die wirkliche Lösung des Problems liegt jenseits solcher Formalitäten. Wir müssen tiefer gehen, über die Mathematik hinaus, um die physikalische Lösung dieses Paradoxons zu finden.
Die Suche nach der erforderlichen physikalischen Lösung zwingt den Wissenschaftler, die politischen Wurzeln des hartnäckigen Irrsinns aufzudecken, der in den meisten heutigen Mathematikvorlesungen und -lehrbücher vorherrscht. Wenn Wissenschaftler sich weigern, dieses Problem politisch anzugehen, werden sie die Lösung nicht finden. Um erfolgreich zu sein, muß sich der Wissenschaftler exemplarisch mit den politischen Wurzeln von Sarpis empiristischer Perversion der Mathematik beschäftigen: Sarpis herabwürdigende, typisch venezianische Fehlvorstellung von der Natur des menschlichen Individuums.
Mit anderen Worten: Wir müssen die radikale empiristische Fehlvorstellung von der Natur des Menschen ausmerzen, die der britische Agent Henry A. Kissinger auf Thomas Hobbes zurückführte.15 Wenn Ihnen jemand sagt: „Ich interessiere mich nur für Wissenschaft, nicht für Politik“, sollten Sie antworten: „Warum versuchen Sie dann, Ihre verkommene Politik hinter dem Namen ,Mathematik‘ zu verstecken?“
3. Wissenschaft und Politik
Man versteht Wissenschaft, insbesondere die mathematische Seite der Naturwissenschaften, nicht wirklich, bis man sich der Tatsache bewußt wird, daß die großen Kämpfe innerhalb der modernen europäischen Wissenschaft im wesentlichen politischer Natur waren, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man das rücksichtslose Vorgehen der sogenannten Newtonianer in ihren Angriffen auf Leibniz ignoriert oder wenn man sich weigert, den betrügerischen Charakter von Cauchys radikaler Revision von Leibniz‘ Infinitesimalrechnung anzuerkennen, und wenn man sich weigert, die völlig berechtigte Angst vor politischer Verfolgung zu berücksichtigen, die Gauß davon abhielt, seine frühe Entdeckung einer nicht-euklidischen Geometrie zu veröffentlichen, dann versteht man Wissenschaft nicht. Solange man Wissenschaft als solche nicht als politische Angelegenheit betrachtet, bleibt man im wesentlichen ein Dilettant.
Die Tatsache, daß das venezianische Netzwerk unter der Führung des Abtes Antonio Conti schmutzige politische Mittel einsetzte, um die von Conti angeführte Hexenjagd gegen Leibniz und sein Werk in Gang zu setzen, ist nicht das einzige Beispiel dafür, daß Wissenschaft selbst als eine politische Angelegenheit betrachtet werden muß. Das eigentliche Problem ist nicht, daß sich viele Wissenschaftler in ihren Fraktionskämpfen schmutziger politischer Methoden bedienen. Das tiefere Problem ist, daß die Hauptthemen, über die diese Kämpfe ausgetragen werden, schmutzige Politik an sich sind, unabhängig von der Wahl der fraktionellen Taktiken, die in der Schlacht eingesetzt werden. So war das, was allgemein als die „wissenschaftlichen Methoden und Prinzipien“ eines Galilei, Descartes, Newton, Cauchy und anderer angesehen wird, nie etwas anderes als schmutzige Politik an sich, unabhängig von der Wahl der Taktiken für die Debatte.
Um das Vorurteil zu entlarven, das ein gehirngewaschenes Opfer des empiristisch-positivistischen Unterrichts dazu bringt, Galileo, Descartes, Newton, Euler, Cauchy und andere hysterisch zu verteidigen, müssen wir erkennen, daß die sogenannten Prinzipien, für die gekämpft wird, selbst schmutzige Politik sind. Wir müssen einen Schritt weiter gehen. Wir müssen die eigentliche Quelle dieser schmutzigen Überzeugung in ihren sozialen Wurzeln lokalisieren, in den sozialen Beziehungen innerhalb und zwischen den Nationen.
Wie ich in meinem Buch Der Weg zum Aufschwung erneut dargelegt habe, ist das politische Kernthema der modernen europäischen Wissenschaft der Streit um und gegen das christliche Prinzip, auf dem diese Wissenschaft von ihrem Urheber Nikolaus von Kues begründet wurde: das Prinzip, daß die Unterscheidung, die jeden Mann und jede Frau als Ebenbild des Schöpfers auszeichnet, die Erkenntnisfähigkeit ist, die Nikolaus von Kues mit dem platonischen Prinzip der De docta ignorantia in Verbindung brachte. Diese Fähigkeit, überprüfbare Entdeckungen universeller Prinzipien zu machen, ist Ausdruck dessen, was manchmal als „göttlicher Funke der Vernunft“ bezeichnet wird, der jedem Menschen innewohnt. Es ist diese Fähigkeit, die jeden Menschen als etwas definiert, das sich absolut von den Tieren unterscheidet und über sie stellt.
Der Widerstand gegen dieses christliche Prinzip ging hauptsächlich vom imperialen Erbe Babylons, Roms und Byzanz‘ aus, denn diese imperialen Hinterlassenschaften, wie der Codex Justinianus, fanden einen deutlichen Ausdruck in den entscheidenden Merkmalen des westeuropäischen Feudalismus. Die Renaissance war das Ergebnis eines langen politischen Kampfes in Westeuropa (vor allem) gegen die vererbte Dekadenz des kaiserlichen Roms, aber auch gegen die feudalen Institutionen des Landadels und der Finanzoligarchien wie der Finanzaristokratie Venedigs. Da der ehemals mächtige Landadel entweder verschwand oder in die Reihen der Finanzoligarchie aufgenommen wurde, drückte sich die Tradition des Römischen Reiches und seiner Rechtsauffassung in der Form aus, daß die Gesellschaft von einer „liberalen“ Rentieroligarchie, einer „liberalen“ Oligarchie venezianischen Typs, beherrscht wurde.16 In der Geschichte der erweiterten modernen europäischen Zivilisation ist diese Oligarchie auch heute noch die schmutzigste politische Opposition gegen die christlichen Prinzipien von Gleichheit und Gemeinwohl.
Seit der Zeit der Goldenen Renaissance hat sich der Kampf zwischen republikanischen und oligarchischen Kräften als Konflikt zwischen dem klassischen griechischen Erbe der republikanischen und christlichen Strömungen in Recht, Philosophie und Kunst und der römisch-imperialen Tradition entwickelt, die von der oligarchischen Fraktion übernommen wurde. Während des 18. Jahrhunderts wurde der Kampf zwischen dem klassischen Erbe, das sich an Platon orientierte, und dem oligarchischen Modell des Römischen Reiches ausgetragen. So war seit den Tagen von Dryden und Pope in England und Rameau und Voltaire in Frankreich der Krieg zwischen dem Klassischen und dem Romantischen die wichtigste politische Spaltung in der westeuropäischen Politik und Kultur. Diese Auseinandersetzung setzte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus fort, wie die klassische Tradition von Bach, Mozart und Beethoven in der musikalischen Komposition zeigt, die von Johannes Brahms noch nach dem Tod der großen europäischen Gegner von Bachs klassischer Methode wie Liszt und Wagner weitergeführt wurde.
Letztendlich war die Renaissance in gewisser Hinsicht erfolgreich, wenn auch nur teilweise.
Zwischen dem Zusammenbruch der Heiligen Allianz unter Metternich 1848/49 und der russischen Revolution von 1917 unter Lenin führte der Einfluß der modernen Nationalstaaten zwar zur Machteinbuße der europäischen Feudalaristokratie, dennoch bleibt das „liberale“ venezianische Modell der Finanzoligarchie, wie es von der britischen Monarchie und der heutigen Wall-Street-Gang verkörpert wird, der Hauptgegner der Renaissance und hat seit dem zu frühen Tod des amerikanischen Präsidenten Franklin Roosevelt am Ende der Kriege sogar noch an relativer Macht gewonnen.
Die fortdauernde Existenz der britischen Monarchie repräsentiert die Führung des neuen imperialen Venedig. Dieses neue imperiale Venedig konzentriert sich auf die Kontrolle der Monarchie über das britische Commonwealth und die faktische Kontrolle über die Vasallen des Commonwealth, wie die Wall-Street-Gang der Vereinigten Staaten. Das Commonwealth und seine Vasallen stellen bis heute die größte und andauernde Bedrohung für die Menschheit dar. Solange diese oligarchische Bedrohung nicht von diesem Planeten verschwindet, bleibt die Gefahr eines neuen dunklen Zeitalters, das aus dem selbstverschuldeten Zusammenbruch einer Zivilisation resultiert, die immer noch von einem solchen Imperium regiert wird, das größte Übel, mit dem die gesamte Menschheit konfrontiert ist.
Um die heutigen Probleme von Wissenschaft und Gesellschaft und ihre Entwicklung zu verstehen, muß man die Geschichte der modernen Welt vor diesem Hintergrund betrachten.
Seit der Zeit der Kreuzzüge, insbesondere des Vierten, war die Finanzoligarchie mit ihrem Zentrum in Venedig im 17. Jahrhundert der wichtigste innere Gegner der europäischen Zivilisation. In der feudal-reaktionären Rolle des „liberalen“ Venedigs machte Pietro Pomponazzi aus Padua den byzantinischen Aristoteles namens Averroes zum Vorkämpfer gegen die Goldene Renaissance des 15. Jahrhunderts. In Fortsetzung dieses reaktionären Interesses setzte dann der Venezianer Paolo Sarpi den neookkhamistischen Schwindel in Szene, der als britischer Empirismus bekannt wurde, und Sarpis bekanntester politischer Erbe, der Abt Antonio Conti, organisierte die „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts.
Ich habe die politische Natur des daraus resultierenden Konflikts über die Prinzipien innerhalb der Wissenschaft in Der Weg zum Aufschwung definiert. Ich fasse die wichtigsten Teile dieser Darstellung nun zusammen.
Wie ich in den letzten Jahrzehnten in meinen Schriften zu verwandten Themen immer wieder betont habe: Der wichtigste der relevanten Fakten, die berücksichtigt werden müssen, ist, daß die bemerkenswerteste Verbesserung der demografischen Merkmale der menschlichen Bevölkerung insgesamt als Ausstrahlungseffekt einer sozialen Revolution auftrat, die als „Goldene Renaissance“ Europas im 15. Jahrhundert bekannt ist, eine soziale und politische Revolution, die ihren Mittelpunkt im großen ökumenischen Konzil von Florenz hatte.
Diese Renaissance führte zur Entwicklung einer neuen Form des europäischen Nationalstaats, der zuerst in Frankreich unter Ludwig XI. und dann in England unter Heinrich VII. aufkam. Dies war die platonische Renaissance, die, wenn auch nur kurz, in der Persönlichkeit von Isabella I. von Spanien widerhallte. Obwohl diese Revolution bis heute nie weltbeherrschend war, nicht einmal in Europa, und schon gar nicht in England oder Spanien seit dem frühen 16. Jahrhundert, waren die Auswirkungen dieser Entwicklung, die sich über den gesamten Planeten erstreckten, die Hauptquelle für alle demografischen Verbesserungen im Zustand der Menschheit als Ganzes seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa.
Da es dieser Renaissance-Fraktion jedoch nach dem Verrat und der Niederlage der Liga von Cambrai nicht gelang, die Einrichtung wahrhaft souveräner Nationalstaaten in Europa selbst zu konsolidieren, nahmen sich die europäischen Republikaner die platonischen klassischen Griechen zum Vorbild und versuchten, die ersten wahren Republiken in Amerika zu errichten. Der erste Erfolg dieser Europäer war die Gründung der USA, des einzigen Staates, der bis heute existiert und dessen politische Verfassung (die kombinierte Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung von 1789) tatsächlich mit den Grundsätzen der Goldenen Renaissance übereinstimmt.
Um die wichtigsten historischen Fakten zusammenzufassen, die bereits an anderer Stelle, wie in meinem Buch Der Weg zun Aufschwung, erläutert wurden. Es gibt drei wichtige Ursachen, die als treibende Kraft der politischen Kultur hinter dem allgemeinen Trend zur Verbesserung der demografischen Merkmale der Weltbevölkerung stehen: eine Verbesserung, die sich mit einigen relativ kurzen Unterbrechungen fortsetzte, bis sich in den USA und weltweit im Zeitraum 1971-1981 der umgekehrte, abwärts gerichtete, sogenannte „nachindustrielle“ Trend durchsetzte.
1. Die Einführung des Begriffs des Gemeinwohls der Menschen und ihrer Nachkommen als Ganzes, als ein Naturgesetz, das für alle Nationen gilt. Dieses Naturgesetz wurde erstmals als Regierungsprinzip durch die Reform eingeführt, die von Frankreichs Ludwig XI. als Politik eingeführt wurde. Dies ist dasselbe Leibnizsche, Anti-Lockesche Naturrechtsprinzip, das in der Unabhängigkeitserklärung der USA zum Ausdruck kommt und in der Präambel der US-Verfassung von 1789 als grundlegendes Verfassungsrecht der Republik definiert wird. Die relativ spektakuläre Verbesserung des nationalen Einkommens Frankreichs unter Ludwig XI. veranschaulicht die Einführung dieses neuen, gleichen Prinzips des Naturrechts als Grundlage für die Definition der Autorität und Funktion des souveränen Nationalstaats. Die wirtschaftliche Erholung Englands unter Heinrich VII., die in Anlehnung an die Rolle Ludwigs XI. in Frankreich erfolgte, veranschaulicht den gleichen Punkt. Und noch einmal: Auch die Politik von Isabella I. von Spanien ist bemerkenswert, trotz der gegensätzlichen Politik der spanischen Habsburger, die ihr folgten.
2. Das Prinzip des universellen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts durch validierbare Entdeckungen von universellen physikalischen und anderen Prinzipien durch das Individuum und die Förderung von Bildungspolitiken, die diesem Gebot entsprechen. Bei Platon ist dies das Prinzip der erkennbaren Wahrheit, auch das Prinzip der Gerechtigkeit. Als Agape ist diese Leidenschaft für Wahrheit und Gerechtigkeit das Prinzip des Christentums, auf das der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther, Vers 13, so großen Wert legt. Dies ist auch der grundlegende Unterschied zwischen Mensch und Tier, der die christliche Auffassung dieses ökumenischen Prinzips von Moses zum Ausdruck bringt, daß jeder Mann und jede Frau nach dem Bild des Schöpfers geschaffen ist und sich somit von den Tieren unterscheidet und über sie erhebt. Dies ist das Prinzip, aus dem die Goldene Renaissance abgeleitet wurde, und mit ihr die Vorstellung des souveränen Nationalstaats, der dem Gemeinwohl dient und nicht einer bestimmten herrschenden Persönlichkeit, sozialen Klasse oder anderen besonderen sozialen Schichten.
3. Aus diesem zweiten Prinzip leitet sich das dritte ab: das universelle Prinzip des endlosen Fortschritts im Zustand des menschlichen Lebens, pro Kopf und pro Quadratkilometer, wobei der Schwerpunkt auf Verhaltens- und Kulturveränderungen liegt, die dem Gebot des unendlichen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts entsprechen. Wie die einschlägigen Schriften von Leonardo da Vinci und Machiavelli zeigen, waren sich die Menschen bereits in früheren Epochen der Neuzeit dieser Zusammenhänge bewußt. Die Umsetzung von Reformen, die mit der Staatskunst von Ludwig XI. übereinstimmten, führte dazu, daß Nationen, die sich den drei genannten neuen politischen Maßnahmen verschrieben hatten, eine strategische Überlegenheit in Bezug auf Waffen und andere Aspekte gegenüber Gesellschaften erlangten, die an der feudalen und früheren Tradition festhielten, den Großteil der Bevölkerung zu Analphabeten zu degradieren, die praktisch oder tatsächlich wie Vieh behandelt wurden.
Aus diesem Grund waren die Klasse der europäischen Finanzoligarchie und des Landadels zwar in der Lage, die Gründung von Nationalstaaten wie den USA in Europa zu verhindern, doch zwangen die wirtschaftlichen, militärischen und damit verbundenen strategischen Realitäten selbst die oligarchischen Klassen dazu, den Fortschritt zu tolerieren, wenn auch widerwillig, da dies der Preis dafür war, eine ansonsten sichere Niederlage durch relativ fortschrittlichere Gesellschaftsformen abzuwenden.
So verbreiteten sich die Ideen des Fortschritts von Europa und Amerika in die Regionen der Welt, die ansonsten am rückständigsten oder brutalsten unterdrückt waren. Die Idee des Fortschritts wurde weltweit zu einer mächtigen politischen Kraft, selbst in Nationen, deren Herrscher die Doktrin der ewigen Rückständigkeit, die Byzanz und der westeuropäische Feudalismus vom Kodex des römischen Kaisers Diokletian geerbt hatten, leidenschaftlich vorgezogen hätten.
Es muß betont werden, daß die Wurzel dieser drei Prinzipien der modernen europäischen politischen Philosophie, die mit dem Aufstieg der modernen souveränen Nationalstaaten wie den USA verbunden sind, die in ihrer Unabhängigkeitserklärung und Verfassung auf Leibniz zurückgehen, in der Vorstellung liegt, daß jeder Mann oder Frau nach dem Ebenbild des Schöpfers des Universums geschaffen wurde und daher über das Potential verfügt, kreative Entdeckungen universeller Prinzipien zu machen – im Gegensatz zu den niederen Lebensformen wie der Horde von Menschenaffen, die die britische Monarchie zu sein behauptet. Die Beziehung zwischen der Menschheit und dem Universum, die so definiert ist, daß sie den drei führenden Prinzipien der Goldenen Renaissance entspricht, stellt ein Naturgesetz dar, eine Autorität, die über jedem herkömmlichen oder positiven Gesetz steht.
Diese Frage des Rechts, die Frage des so definierten Naturrechts im Gegensatz zum inneren Irrationalismus des positiven und gewohnheitsmäßigen Rechts, ist die strategische Grundfrage der Geschichte der modernen Zivilisation. Sie ist auch die Quelle des Grundprinzips, das der erfolgreichen Praxis von Wissenschaft und Wirtschaft zugrunde liegt.
Konzentrieren wir uns nun auf die gegenwärtige gefährliche strategische Situation der Welt als Ganzes. Betrachten wir die gegenwärtige Situation, wie sie sich im Laufe des zu Ende gehenden Jahrhunderts entwickelt hat, im Lichte der vorhergehenden Zusammenfassung der modernen europäischen Geschichte als Ganzes.
[Fortsetzung in der nächsten Ausgabe – die Red.]
Deutsche Erstübersetzung: Dr. Wolfgang Lillge
Fußnote(n)
- Zur Politik der Eurasischen Landbrücke siehe „Die Eurasische Landbrücke: Die ,neue Seidenstraße‘ als Motor weltweiter wirtschaftlicher Entwicklung“, EIR Sonderbericht, 1996.[↩]
- Jiang Zemin hielt diese Rede am 24. November 1998. Der offizielle englischsprachige Text ist in EIR, 4. Dezember 1998, S. 55–57, veröffentlicht.[↩]
- Lyndon LaRouche: Der Weg zum Aufschwung: Die globale Krise und wie sie gelöst werden kann. Dr. Böttiger Verlag, 1999.[↩]
- Alle Erfolge, die von Anhängern der liberalen Ideologie fälschlicherweise dem britischen „Freihandelsmodell“ von Adam Smith und anderen zugeschrieben werden, sind ausschließlich auf die Ausplünderung durch parasitäre Praktiken zurückzuführen, die als „primitive Akkumulation“ bekannt sind. Um die vermeintlichen Erfolge des Parasiten real darzustellen, ist es unerläßlich, das Leiden seines Opfers, des ausgeplünderten Wirtes, zu berücksichtigen. Unter diesem Gesichtspunkt waren die einzigen erfolgreichen Formen der modernen politischen Ökonomie entweder das Leibnizsche Amerikanische System der Politischen Ökonomie, wie es von Hamilton, Friedrich List, Henry C. Carey und anderen definiert wurde, oder die Übernahme von Merkmalen des amerikanischen Modells der agroindustriellen Entwicklung durch andere Nationen, einschließlich einiger sogenannter „Staaten mit sozialistischer Verfassung“.[↩]
- In allen meinen Schriften bedeutet der Begriff „klassisch“, was die Goldene Renaissance des 15. Jahrhunderts und die deutsche Klassik des 18. und 19. Jahrhunderts von Leibniz, Bach, Lessing, Mendelssohn, Mozart, Schiller und anderen als das klassische griechische Modell betrachteten, das mit Solon, Aischylos, Skopas, Praxiteles, Sophokles, Sokrates und Platon in Verbindung gebracht wird – Aristoteles ausgenommen. Die strenge wissenschaftliche Bedeutung meines Gebrauchs wird in meinem Artikel „Vom Wesen des Moralischen“ (In: Ibykus, 17. Jg., Nr. 65, 1.10.1998) hervorgehoben und in Kapitel 2 „Das Ende des New Age: Die strategische Frage“ in meinem Buch Der Weg zum Aufschwung ausführlich behandelt.[↩]
- Formal gesehen ist Cauchys „Bruch“ dadurch ein Schwindel, daß Cauchys Argument nicht nur einen elementaren, axiomatischen Zusammensetzungsfehler, sondern einen absichtlichen Fehler und damit einen Betrug an der Wissenschaft darstellt. Die ursprüngliche Infinitesimalrechnung, die von Leibniz als Antwort auf eine zuvor von Kepler veröffentlichte Herausforderung entwickelt wurde, basierte auf dem Nachweis, daß regelmäßige Bahnen im Universum durch eine beobachtbare, nicht konstante Krümmung ausgedrückt werden, die sich in infinitesimalen Intervallen solcher Bahnen wiederholt. Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu Leonhard Eulers betrügerischem Angriff auf Leibniz‘ Infinitesimalrechnung ist die Aktion im Universum charakteristisch nichtlinear im Kleinen. Cauchy, ein Protégé von Leibniz‘ Gegner Laplace, revidierte Leibniz‘ Differentialrechnung, indem er in betrügerischer Absicht behauptete, daß die Bewegung im Universum im unendlich Kleinen entweder von Natur aus linear oder so annähernd linear sei, so daß sie mit linearen „Kurvenanpassungsmethoden“ behandelt werden könnte, als wäre sie axiomatisch linear.[↩]
- Nikolaus von Kues: De docta ignorantia (Die belehrte Unwissenheit). Meiner Verlag, Philosophische Bibliothek 264a, 1994.[↩]
- Die Positivisten bestreiten, daß es Kues war, der die transzendentale Kardinalität von Pi entdeckte. Dieser Einwand beruht auf einem Betrug, den Leonhard Euler beging, der darauf bestand, daß die Mathematik axiomatisch auf die Behauptung beschränkt werden müsse, daß jede physische Aktion wie auch die Raumzeit im unendlich Kleinen linear seien. Eulers betrügerische Definition von Pi führte aus diesem Grund zu den zweifelhaften Ergebnissen, die Felix Klein Charles Hermite und Ferdinand von Lindemann zuschrieb. Kues meinte, Pi liege in der grundlegenden Funktion der durch eine Kugeloberfläche definierten Aktion, eine Oberfläche mit konstanter Krümmung, und schließe somit jede rein algebraische Bestimmung aus, wie sie beispielsweise Archimedes bei der Quadratur des Kreises und der Parabel versucht hat.[↩]
- Sofern es n zuvor validierte universelle physikalische Prinzipien gibt, die durch eine bestehende Hypergeometrie (mehrfach verbundene Mannigfaltigkeit) dargestellt werden, und ein neu vorgeschlagenes solches Prinzip, wie n + 1 es ist, auf seine Gültigkeit geprüft werden soll, muß der erforderliche experimentelle Test den physikalischen Beweis erbringen, daß die charakteristische Krümmung der physikalischen Raumzeit der offensichtlich enthaltenen Existenz des Prinzips n + 1 und nicht nur der von n entspricht. Dieses Argument, welches im abschließenden Teil von Riemanns Habilitationsschrift aus dem Jahre 1854 enthalten ist, definiert den Begriff des „einzigartigen Experiments“ im Gegensatz zum weniger präzisen Begriff des „entscheidenden Experiments“. In anderen Worten: Ein als validiert geltendes neues physikalisches Prinzip muß durch einen entworfenen und durchgeführten experimentellen Test bewiesen werden, wobei die Beweisführung die Einzigartigkeit und universelle Gültigkeit des Prinzips belegen muß.[↩]
- Bernhard Riemann: „Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen“. Habilitationsschrift, Göttingen 1854.[↩]
- Wie auch Riemann in den ersten Absätzen seiner Habilitationsschrift von 1854 betont, führen solche Experimente dazu, daß aus den Lehrsälen jene Definitionen, Axiome und Postulate verschwinden, die reine a-priori-Konstruktionen sind, wie die von Immanuel Kant, und daher grundsätzlich zu nichts führen.[↩]
- Unter den Direktoren des Hedgefonds waren auch Myron S. Scholes und Robert C. Merton, denen 1997 der Wirtschaftsnobelpreis verliehen wurde.[↩]
- Adam Smith: „Theorie der ethischen Gefühle“ (The Theory of the Moral Sentiments), 1759. Hier folgt Smith der Lehre des fanatischen Immoralisten Bernard Mandeville in „Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile“ (The Fable of the Bees or Private Vices, Public Benefits, 1714). In seinem antiamerikanischen Traktat „Der Wohlstand der Nationen“ aus dem Jahr 1776 plagiiert Smith dann aber das profeudalistische, irrationalistische Laissez-faire-Dogma der französischen Physiokraten Quesnay und Turgot und vertritt dieselbe Ansicht über die menschliche Natur wie in seiner Abhandlung über die „Moralphilosophie“ David Humes aus dem Jahr 1759.[↩]
- Die Astronavigation, die der Seefahrer Maui bei der Entdeckung Südamerikas durch die Ägypter im Jahre 231 v. Chr. benutzte, eine transpazifische Reise, die auf den Entdeckungen des Eratosthenes basierte, spiegelt eine hoch entwickelte Version der sehr alten astronomischen, geodätischen und transozeanischen Astronavigationsmethoden wider, die Tausende von Jahren zuvor von den Seevölkern entwickelt worden waren. Siehe Lyndon H. LaRouche jr.: „The Toynbee Factor in British Grand Strategy“. In: EIR Strategic Studies, 10. Juli 1982; Lyndon H. LaRouche jr.:„Mit dem Strom schwimmen. Gelehrte bestreiten Odysseus‘ Atlantikfahrt“. In: FUSION, 19. Jg., Heft Nr. 4, 1998, Seite 25. Wenn man Eratosthenes‘ Messung des Erdumfangs entlang der Großkreisbahnen im Lichte der Anwendung der Astronavigation durch seinen Schüler Maui betrachtet, aber auch die Geschichte der antiken Kalender vom Standpunkt der einzigartigen Entdeckung der Umlaufbahn des Asteroiden Ceres durch Gauß (Jonathan Tennenbaum und Bruce Director: „Wie Gauß die Bahn des Asteroiden Ceres berechnete“. In: FUSION, 19. Jg., Heft 1 und 2, 1998) und Phänomene wie der Äquinoktialzyklus, der in den vedischen Sonnenkalendern aus der Zeit vor 4000 v. Chr. enthalten ist, muß man sich geistig in das Denken dieser alten Kulturen versetzen, die von den früheren Seevölkern abstammen.[↩]
- Henry A. Kissinger: „Reflections on a Partnership: British and American Attitudes to Postwar Foreign Policy, Address in Commemoration of the Bicentenary of the Office of Foreign Secretary“. Royal Institute of International Affairs (Chatham House), London, am 10. Mai 1982. Auszüge wurden in EIR, 22. September 1995, S. 33, veröffentlicht.[↩]
- Der Begriff „liberal“, wie er sowohl von der britischen Monarchie unter George I. als auch von Walpole oder der „französischen Aufklärung“ definiert wurde, ist nicht nur gleichbedeutend mit Unmoral, sondern oft auch mit einer prinzipiellen Verpflichtung zur Unmoral, wie sie für die Adelsfamilien Venedigs charakteristisch war, oder mit jenem venezianischen Charakter der Unmoral, der für Hobbes, Locke, Mandeville, François Quesnay, Adam Smith, Jeremy Bentham und andere so typisch war. Nach der venezianisch-britischen Doktrin des Liberalismus ist „Unmoral“ die „menschliche Natur“, und alles und jeder ist käuflich, vorzugsweise zum niedrigsten Preis.[↩]