Von der Eisen- und Stahlherstellung, über den Pflug und die Sämaschine bis hin zum Kanalbau und dem Schiffbau war China dem Westen jahrhundertelang voraus. Das sollte besonders heute Grund genug dafür sein, die Kooperation und nicht die Konfrontation mit China zu suchen.
Das unglaubliche Entwicklungstempo in China seit Überwindung der selbstzerstörerischen Kulturrevolution (1966–76) und der anschließenden Politik von „Reform und Öffnung“ unter Deng Xiaoping ist beispiellos in der Geschichte. Nicht nur, daß das chinesische BIP von 300 Dollar pro Kopf im Jahr 1980 auf fast 11.000 Dollar im Jahr 2019 gestiegen ist, China hat auch einen Infrastruktur-Boom in Gang gesetzt, der sogar noch die Transformation der Vereinigten Staaten unter Franklin Roosevelts New Deal übertrifft. In den letzten Jahrzehnten hat die chinesische Regierung etwa 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit und die bittere Armut Ende 2020 beseitigt hat.
Viele im Westen können nicht begreifen, wie ein Land, das so lange in tiefer Armut gefangen war, plötzlich eine derartige Produktivkraft entwickeln konnte. Dabei sind sich die meisten nicht darüber bewußt, daß China fast zweitausend Jahre lang viel weiter entwickelt war als der Westen. In diesem Artikel wollen wir uns mit der konfuzianischen Kultur beschäftigen, die die Grundlage dafür schuf, daß in China in der Zeit vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 13. Jahrhundert n. Chr. eine Reihe bemerkenswerter Erfindungen vor allem in der Agrarwissenschaft und -technologie gemacht werden konnten, die in Europa erst nach Hunderten oder sogar mehr als tausend Jahren „entdeckt“ werden sollten. Diese Erfindungen sind das „Geheimnis“ dahinter, daß die Chinesen bis zur europäischen Renaissance im 15. Jahrhundert einen weitaus höheren Lebensstandard, eine weitaus größere relative Bevölkerungsdichte und eine höhere Alphabetisierungsrate als die Europäer hatten.
Chinas konfuzianische Tradition
Wenn aber Hunde und Schweine den Menschen das Brot wegfressen, ohne daß man daran denkt, dem Einhalt zu tun, wenn auf den Landstraßen Leute Hungers sterben, ohne daß man daran denkt, ihnen aufzuhelfen, und man dann noch angesichts des Aussterbens der Bevölkerung sagt: nicht ich bin schuld daran, sondern das schlechte Jahr, so ist das gerade so, als wenn einer einen Menschen totsticht und sagt: nicht ich hab‘ es getan, sondern das Schwert. Wenn Ihr, o König, nicht mehr die Schuld sucht bei schlechten Jahren, so wird das Volk des ganzen Reichs Euch zuströmen.
Menzius, Buch I, Abschnitt A, 3
Die wirtschaftlichen Erfolge des alten China waren das Ergebnis des Einflusses der konfuzianischen philosophischen Schule, angeführt von Konfuzius selbst (551–476 v. Chr.) und seinem Nachfolger Menzius (372–289 v. Chr.). Ihre Denkschule, parallel zu der von Sokrates und Platon in Europa, war die treibende Kraft in allen Bereichen des Fortschritts in Wissenschaft und Kunst in China – einschließlich der gegenwärtigen –, so wie die platonische Tradition (im Gegensatz zu der von Aristoteles) die treibende Kraft für den Fortschritt im Westen war.
Was beide Denkschulen auszeichnet, ist das Konzept des menschlichen Geistes. Platoniker, wie auch Konfuzianer, sehen in der schöpferischen Kraft des Geistes das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, und gehen davon aus, daß schöpferisches Erkennen von den Sinneswahrnehmungen getrennt und ihnen überlegen ist. Nur der menschliche Geist kann sich von den Axiomen eines gegebenen Wissensstandes über die Gesetze des Universums lösen, um völlig neue Prinzipien der Wissenschaft und Kultur zu entdecken.
Menzius drückte dieses gleiche Konzept wie folgt aus:
Wer dem Großen in sich folgt, wird groß; wer dem Kleinen in sich folgt, wird klein… Die Sinne des Gehörs und Gesichts werden ohne das Denken von dem Sinnlichen umnachtet. Wenn Sinnliches außer ihm auf Sinnliches in ihm trifft, so wird der Mensch einfach mitgerissen. Das Gemüt ist der Sitz des Denkens. Wenn es denkt, so erfüllt es seine Aufgabe, wenn es nicht denkt, so erfüllt es sie nicht… Beides zusammen ist uns von Gott verliehen. Wenn wir zuerst das Höhere in uns festigen, so kann es uns durch das Niedrigere nicht geraubt werden.
Menzius, Buch 6, Abschnitt A, 15
Konfuzius lehrte, daß in einer Gesellschaft das chinesische Konzept des ren (认) vorherrschen müsse, das dem platonischen und christlichen Konzept des agape sehr ähnlich ist – der Liebe zur Wahrheit und zur Menschheit als Ganzes. Konfuzius verkündete, was der Westen später die Goldene Regel nennen würde:
Dsi Gung fragte und sprach: „Gibt es ein Wort, nach dem man das ganze Leben hindurch handeln kann?“ Der Meister sprach: „Die Nächstenliebe. Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an anderen.“
Gespräche des Konfuzius, Buch 15:23
Schon etwa 2200 Jahre, bevor die Präambel der US-Verfassung verabschiedet wurde, begründeten Konfuzius und Menzius außerdem den Grundsatz, daß die Regierung für die Förderung des Gemeinwohls verantwortlich sei. Der Kaiser wie auch die lokalen Herrscher müßten die Lebensgrundlage des Volkes sicherstellen, sonst riskierten sie, das „Mandat des Himmels“ zu verlieren und von der Macht entfernt zu werden. Wie Menzius sagte: „Gott sieht, wie mein Volk sieht; Gott hört, wie mein Volk hört“ (Menzius, Buch 5, Abschnitt A, 5).
Allerdings gab es zu dieser Zeit auch Denkschulen, wie die Legalisten und die Daoisten, die argumentierten, die menschliche Natur sei im wesentlichen die eines bösartigen Tieres, das nur darauf aus sei, seine sinnlichen Begierden zu befriedigen, und daher durch „Bestrafungen und Belohnungen“ kontrolliert werden müsse – d. h. durch Dressur. Unter der kurzen legalistischen Herrschaft von Qin Shi Huang, dem „Ersten Kaiser“ Chinas von 221–210 v. Chr., wurden konfuzianische Gelehrte lebendig begraben und die konfuzianischen Texte verbrannt, wobei viele für die Nachwelt verloren gingen.
Die Daoisten argumentierten ähnlich wie die heutigen Grünen, daß wissenschaftlicher Fortschritt nutzlos sei, weil er die „Verbundenheit der Bauern mit der Natur“ störe. Laotse forderte in seiner Schrift Dao De Jing aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. die Herrscher auf: „Stets sorge, daß das Volk ohne Wissen und Wunsch sei. Und sorge zugleich, daß die Wissenden nicht zu handeln wagen.“
Ein Gedicht, das Laotse zugeschrieben wird, lautet:
Tut ab alles Wissen und schert euch nicht um Weisheit –
um vieles seid ihr dann besser dran.
Tut ab die Menschlichkeit und schert euch nicht um Gerechtigkeit –
und vielleicht lernt ihr wieder, euren Nächsten zu lieben.
In einem Staat gibt es um so mehr Räuber und Diebe,
je mehr Gesetze und Vorschriften es in ihm gibt.
Hört mit dem Lernen auf,
und es gibt keine Sorgen mehr.
Aber glücklicherweise behielt der Konfuzianismus in China über die nächsten 2000 Jahre die Oberhand, und bis zur europäischen Renaissance und der Gründung des europäischen Nationalstaates im 15. Jahrhundert erreichte die chinesische Wirtschaft eine Leistungsfähigkeit, die die in Europa bei weitem überstieg.
Regierung, die das Gemeinwohl fördert
Chinesische Regierungen in der Antike förderten mit zahlreichen Initiativen die Entwicklung der Landwirtschaft, die zu dieser Zeit der bei weitem größte Wirtschaftszweig war. In dem Buch Lu shi chun qiu (Frühling und Herbst des Meisters Lu), das um 250–225 v. Chr. geschrieben wurden, heißt es:
„Der König macht die Äckerbaugeschäfte bekannt. Er befiehlt den Feldaufsehern auf dem östlichen Änger ihre Wohnungen aufzuschlagen, die Grenzen und Scheidewege in Ordnung zu bringen, die Pfade und Kanäle gerade zu ziehen, eine genaue Übersicht anzufertigen über die Berge und Hügel, die Täler und Schluchten, die Ebenen und Sümpfe, und entsprechend dem, was an den einzelnen Plätzen am besten fortkommt, die fünf Getreidearten einzupflanzen. Um das Volk darüber zu belehren, müssen sie bei allem selbst dabei sein. Wenn die Felder im voraus genau vermessen sind und nach der Linie begrenzt, so wissen die Bauern Bescheid.“
Die Regierungen förderten aktiv die Entwicklung neuer landwirtschaftlicher Technologien und wurden oft tätig, um sicherzustellen, daß die Bauern diese auch anwendeten.
Dies wird durch die Tatsache belegt, daß vor allem von leitenden Regierungsbeamten mehr als 500 Traktate über den wissenschaftlichen Landbau verfaßt wurden, die bis zu 2000 Jahre zurückreichen. In diesen Traktaten werden eine Vielzahl von Feldfrüchten und sämtliche Agrartechniken behandelt, die für die Steigerung der Produktivität notwendig sind, wie z. B. Pflügen, Aussaat, Bewässerung und Anbau.
Chinesische Schriften über die Landwirtschaft waren denen in Europa weit voraus, und das bis weit ins 18. Jahrhundert. Römische Abhandlungen über die Landwirtschaft waren in Europa während des gesamten Mittelalters die wichtigsten Anleitungen. Diese römischen Traktate befaßten sich vor allem mit der Bewirtschaftung von Sklavengütern zur Produktion von Wein und Olivenöl und nur am Rande mit anderen Feldfrüchte. Zu beachten ist auch, daß die Araber schon vor der Renaissance viele neue Techniken in Europa eingeführt hatten.
Der Konfuzianismus – nicht unähnlich Friedrich Lists Nationalökonomie – lehnte den „Freihandel“ ab und betonte die Rolle der Regierung zur Förderung des Gemeinwohls. Das Han shu shi huo zhi (Han-Buch über Ernährung und Geld), die erste bekannte Wirtschaftsgeschichte Chinas aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., enthielt Maßnahmen der Regierung, um Spekulanten Einhalt zu gebieten, die sich bereicherten, während das Volk verarmte oder verhungerte. Zum Beispiel verfolgte die Han-Dynastie eine Politik, die einem Paritätspreis für die Landwirtschaft ähnelte, indem sie durch die Speicherung von Getreide gleichbleibende Preise bewirkte. Die Regierung kaufte in Zeiten des Überschusses Getreide auf und verkaufte es in Zeiten der Knappheit, um die Preise stabil zu halten. Der Preis vieler anderer Waren wurde reguliert, um die tatsächlichen Produktionskosten abzubilden.
Die Freihandels- oder „Laissez-faire“-Ökonomie, wie sie von Adam Smith, dem Vertreter der britischen Ostindiengesellschaft, verbreitet und von den französischen Physiokraten des 18. Jahrhunderts übernommen wurde, basierte auf einem „hedonistischen Prinzip“, das vom Konfuzianismus abgelehnt wurde.
François Quesnay, einer der Begründer der physiokratischen Lehre, erklärte: „Mit dem geringstmöglichen Aufwand das größte Maß an Genuß zu sichern, sollte das Ziel aller wirtschaftlichen Bemühungen sein.“ Die Physiokraten sollten später fälschlicherweise behaupten, der Erfolg der chinesischen Wirtschaft basiere auf der Annahme Chinas, daß nur die Landwirtschaft wirklich produktiv sei – was aber nur eine Projektion der physiokratischen Lehre war.
Um jedoch die Landwirtschaft oder andere Wirtschaftsbereiche zu verstehen, muß man die Prozesse untersuchen, die die Wirtschaft als Ganzes bestimmen. Im Gegensatz zu den Behauptungen der französischen Physiokraten beruhte der Erfolg der chinesischen Landwirtschaft auf technologischen Durchbrüchen, die in China eine produktive Werkzeugindustrie entstehen ließen. Das wird auch in dem Han–Buch deutlich, worin es heißt: „Eisen muß als grundlegender Bestandteil in der Landwirtschaft angesehen werden.“
Chinesische Metallurgie: Grundlage für effektivere Werkzeuge
Man geht davon aus, daß die Eisenzeit etwa 1200–1100 v. Chr. begann. Mit Nutzung von Eisen konnte der Mensch Werkzeuge herstellen, die stärker und besser als die aus Stein oder Bronze waren, und diese verbesserten Werkzeuge erhöhten die Produktivität.
Für die Herstellung von Eisen müssen zwei Prozesse beherrscht werden: Zunächst muß Eisen, das in der Natur in Form von Erzen aus Eisenoxid vorkommt, mit großer Hitze vom Sauerstoff und anderen Verunreinigungen abgetrennt werden, was als Reduktion oder Verhüttung bezeichnet wird. Der Sauerstoff wird entfernt, indem er sich mit Kohlenstoff verbindet und Kohlendioxid bildet. Dabei bleibt das Eisen in metallischer Form zurück. Die anderen Verunreinigungen bilden eine Schlacke, die abgetrennt wird. Anschließend muß das Roheisen dann zu Gebrauchsgegenständen weiterverarbeitet werden.
Die frühesten Verhüttungen von Eisenerz erfolgten bei Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes von Eisen, der höher liegt als der von Kupfer und Bronze. Auf diese Weise hergestelltes Eisen bildet ein schwammartig-poriges Produkt, wenn es aus dem Ofen kommt. Öfen, die Eisenerz in seine metallische Form reduzierten, dabei aber unterhalb des Schmelzpunktes von Eisen bleiben, wurden Rennöfen genannt.
Nach der Reduktion des Eisenerzes in seine metallische Form muß es zu brauchbaren Gegenständen geformt werden. Die Bearbeitung des schwammigen Roheisens war aber ein langsamer und aufwendiger Prozeß, der nur die Herstellung von Gebrauchsgegenständen mit einfacher Form, wie z. B. Schwertern, erlaubte.
Spätestens am Ende der sogenannten „Frühlings- und Herbstperiode“ (770–476 v. Chr.) wurde in China jedoch die Technologie des Hochofens entwickelt. Damit konnte das Erz über seinen Schmelzpunkt erhitzt und Gußeisen hergestellt werden. Zu den Erfindungen, die dies ermöglichten, gehörte der Doppelkammer-Blasebalg. Die Herstellung von Eisen mit Hilfe von Hochöfen, um eine Metallschmelze zu erzeugen, erweiterte die Produktion erheblich: Der Prozeß konnte kontinuierlich ablaufen, da das aus dem Reduktionsofen fließende geschmolzene Metall in Formen gegossen und zu einer Vielzahl von Produkten verarbeitet werden konnte.
Der Hochofen wurde in Europa erst im späten 14. Jahrhundert, also fast 2000 Jahre später, in großem Umfang eingeführt. Heinrich VII. baute im 15. Jahrhundert die ersten Hochöfen in England und steigerte damit die Produktivität der englischen Eisenindustrie um das Fünfzehnfache.
Die chinesische Fähigkeit, mit dem Hochofen bessere Werkzeuge herzustellen, führte zu einem erheblichen Produktivitätsfortschritt in der gesamten Wirtschaft. Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden im Königreich Qin Regierungsaufseher eingesetzt, um die Eisenindustrie zu überwachen und Hersteller zu bestrafen, die minderwertige Produkte herstellten. Die Han-Dynastie verstaatlichte 119 v. Chr. die gesamte Gußeisenherstellung. Zu dieser Zeit gab es 46 kaiserliche Eisengußanlagen im ganzen Land, wobei Regierungsbeamte dafür sorgten, daß gußeiserne Werkzeuge weithin verfügbar waren. Dazu gehörten gußeiserne Pflugscharen, Eisenhacken, Eisenmesser, Äxte, Meißel, Sägen und Ahlen, gußeiserne Töpfe und sogar Spielzeug.
Die Chinesen entwickelten bereits Methoden zur Herstellung von Stahl, die im Westen erst in der Neuzeit übernommen wurden. Die Eigenschaften von Eisenlegierungen sind von ihrem Kohlenstoffgehalt abhängig. Gußeisen hat im allgemeinen einen hohen Kohlenstoffgehalt, der es fest, aber spröde macht. Stahl, eine Legierung aus Eisen mit niedrigem Kohlenstoffgehalt, ist fester und haltbarer. Landwirtschaftliche Geräte aus Stahl wurden in großem Umfang während der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) eingeführt, was zu einer weiteren Erhöhung der Produktivität führte.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. entwickelten die Chinesen das, was im Westen als Bessemer-Verfahren bekannt wurde – eine Methode zur Umwandlung von Gußeisen in Stahl, indem Luft in das geschmolzene Metall geblasen wird, wodurch sich der Kohlenstoffgehalt verringert. Im Jahr 1845 brachte der amerikanische Erfinder William Kelly vier chinesische Stahlarbeiter nach Kentucky, die ihm diese Methode zeigten, wofür er ein amerikanisches Patent erhielt. Er ging jedoch in Konkurs, und seine Ansprüche gingen an den Deutschen Henry Bessemer über, der ein ähnliches Verfahren entwickelt hatte.
Die konfuzianische Renaissance der Song-Dynastie
Bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde in China Kohle anstelle von Holzkohle als Brennstoff zum Schmelzen von Eisen und zur Weiterverarbeitung des Roheisens zu Fertigprodukten verwendet. Die rasante Ausdehnung der Eisenproduktion, die unter der Song-Dynastie (960–1279 n. Chr.) stattfand, wäre ohne die umfassende Einführung von Kohle als Energiequelle in der Eisenproduktion nicht möglich gewesen. Die Verwendung von Holz zur Herstellung von Holzkohle hatte zur immer größeren Abholzung der Wälder geführt, was die Eisenproduktion einzuschränken drohte. In der Tat ist die Umstellung von Holzkohle zu Kohle in der Eisenherstellung ein Beispiel dafür, wie der Mensch mit einer neuen Technologie Grenzen überwinden kann, die durch den bestehenden Stand der Technik definiert wurden.
Unter der Song-Dynastie, die unter der von dem Genie Zhu Xi (1130–1200) gegründeten „Schule der Natur und des Prinzips“ eine Renaissance des konfuzianischen Denkens erlebte, blühten auch Wissenschaft und Technik auf. Die Eisen- und Stahlindustrie erreichte ein im Vergleich zu Europa beispielloses Niveau. Zwischen 850 und 1050 stieg die Eisenproduktion um das Zwölffache. Im Jahr 1078 produzierte Nordchina bereits mehr als 114.000 Tonnen Roheisen pro Jahr. Im Jahr 1788, siebenhundert Jahre später, lag die Roheisenproduktion Englands nur bei etwa 50.000 Tonnen.
Das wissenschaftliche Genie der Song-Dynastie, Shen Guo (1031–1095), führte fortschrittliche Methoden zur Wasserregulierung ein, um Überschwemmungen zu reduzieren und Sumpfland für die landwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen, was die Getreideproduktion für das gesamte Land enorm steigerte.
Agrarproduktivität und Technologie
In dem Buch Frühling und Herbst des Meisters Lu wird beschrieben, wie der Kaiser und seine wichtigsten Minister jedes Frühjahr die Vegetationsperiode mit einer Zeremonie einleiteten, bei der sie abwechselnd selbst den Boden pflügten. Die Pflüge, die sie benutzten, waren den Pflügen, die in Europa bis zum 18. Jahrhundert verwendet wurden, weit überlegen, wie Robert Temple beschrieben hat.1
Nichts unterstreicht die damalige Rückständigkeit des Westens mehr als die Tatsache, daß Jahrtausende lang Millionen von Menschen den Boden auf so unrationelle, unwirtschaftliche und mühselige Weise gepflügt haben, daß dies als die größte Zeit- und Energieverschwendung der Menschheit gelten kann.
Pflüge bereiten den Boden für die Bepflanzung vor, indem sie mit einer eisernen Schar in den Boden eindringen und diesen mit einem Streichblech wenden, wobei das Unkraut untergegraben und der Boden aufgelockert wird. Im Jahr 1784 formulierte der schottische Agrarwissenschaftler James Small die folgenden Prinzipien der wissenschaftlichen Pflugkonstruktion: „Die Schar und das Streichblech sollen eine kontinuierliche, schöne Oberfläche ohne Unterbrechung oder plötzliche Veränderung bilden.“ Chinesische Pflüge aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., erfüllten bereits diese Anforderungen. Sie besaßen ein gußeisernes Streichblech, eine gebogene Vorrichtung, die das Erdreich mit einem Minimum an Widerstand bewegte. Der europäische Pflug hatte einfach ein seitlich abgehendes Holzbrett, das den geschnittenen Boden wendete.
Lyndon LaRouche schrieb in Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten:
Allgemein ausgedrückt ist die Kraft, mit der eine Maschine eine Arbeit verrichtet, nicht dieselbe wie die Kraft, die der Maschine insgesamt zugeführt wird. Eine sehr einfache Maschine, eine einfache Messerklinge, veranschaulicht diesen Punkt: der Druck, der von der geschärften Klinge ausgeübt wird, ist weitaus stärker als der Druck, der auf den Messergriff ausgeübt wird. Die Kraft ist sehr viel konzentrierter. Wir messen eine solche Kraftkonzentration als Anstieg in der Energieflußdichte.2
Der chinesische Pflug konzentriert die Kraft viel effizienter auf die scharfe Klinge des Pfluges, wobei das Streichblech so konstruiert ist, daß es den Boden mit einem Minimum an Widerstand wendet. Beim europäischen Pflug drückte das gesamte gerade Holzscharbrett gegen den Boden. Daher erreichte der chinesische Pflug eine weitaus höhere Energieflußdichte und leistete weitaus mehr Arbeit mit weitaus weniger Aufwand. Chinesische Pflüge waren so effizient, daß sie nur ein oder zwei Tiere benötigten, um sie zu ziehen. Vier, sechs oder sogar acht Zugtiere waren oft nötig, um den ineffizienten europäischen Pflug zu ziehen. Der chinesische Pflug war sowohl pro Arbeiter als auch pro eingesetzter Energieeinheit wesentlich effizienter als der europäische. LaRouche erklärt: „Dieser Unterschied ist Leibniz‘ Definition von Technik.“
Reihenanbau und Unkrautbekämpfung
Die in Europa noch im 18. Jahrhundert angewandte Methode zur Aussaat war äußerst aufwendig und unergiebig. Das Gemälde der Brüder van Limburg als Teil des „Stundenbuchs des Herzogs von Berry“ (ca. 1415) für den Monat Oktober zeigt die Ineffizienz der Aussaatmethode, die in Europa bis zum 18. Jahrhundert verwendet wurde. In der Ecke unten rechts streut ein Bauer Samen aus einem Sack auf den Boden. Dahinter sitzt ein anderer Bauer auf einem Pferd, das einen Rechen zieht, der die Samen mit Erde bedecken soll – eine sehr unzuverlässige Methode, bei der viele Samen unbedeckt bleiben. Passend dazu ist unten links ein Vogelschwarm abgebildet, der eifrig die Samen auffrißt.
Die Folge war, daß die meisten Samen nie keimten und die Ernte entsprechend gering war. Außerdem wuchsen die Pflanzen in einem ungeordneten Durcheinander. Das Jäten der Felder war unmöglich, so daß die Pflanzen bis zur Erntezeit mit dem Unkraut konkurrieren mußten, was den Ertrag weiter erheblich reduzierte. Außerdem mußte etwa die Hälfte der Ernte aufbewahrt werden, um sie im nächsten Jahr als Saatgut zu verwenden.
Spätestens im 6. Jahrhundert v. Chr. begannen die Chinesen damit, Feldfrüchte in gleichmäßigen Reihen anzubauen und das Unkraut mit einer Hacke zu entfernen. In dem Buch Frühling und Herbst des Meisters Lu heißt es: „Wenn die Feldfrüchte in Reihen angebaut werden, werden sie schneller reifen, weil sie sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern.“
Anfangs wurden die Samen von Hand nach einem Wölbäcker-Muster in Furchen gelegt. Um das 2. Jahrhundert v. Chr. führten die Chinesen eine Sämaschine ein, die dann in Nordchina fast überall eingesetzt wurde. Dieses Gerät bestand aus kleinen Pflügen, die Furchen in den Boden schnitten, aus einem Mechanismus, der die Samen in gleichmäßigen Abständen in diese Furchen fallen ließ, und aus einer Bürste oder Rolle, die die Samen mit Erde bedeckte. Die Sämaschine konnte für verschiedene Bodenarten und Samen eingestellt werden. Diese Aussaatmethode erreichte eine 10- oder sogar 30fache Effizienz als das einfache Verstreuen des Saatguts.
Der daraus resultierende Unterschied in der Produktivität zwischen der chinesischen und der europäischen Landwirtschaft war gewaltig. Die kultivierbare Anbaufläche in Europa war beschränkt durch die schlechte Technik und noch zusätzlich durch die Notwendigkeit, mehr Flächen als Weideland zu belassen, um die zusätzlichen Zugtiere zu ernähren. Natürlich vergleichen wir hier zwei große Gebiete über einen langen Zeitraum. Dennoch wurden die chinesischen Erträge zu verschiedenen Zeiten auf das Zwei-, Fünf- oder sogar Zehnfache der Erträge in Europa geschätzt. Die höheren Erträge in China ermöglichten eine höhere Bevölkerungsdichte und auch eine bessere Arbeitsteilung, wie wir weiter unten sehen werden.
Schließlich erreichten diese Technologien auch Europa, vor allem durch die Jesuitenmissionare, die im späten 16. Jahrhundert nach China gekommen waren, was hier zu einem großen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion führte. Der chinesische Pflug und die Sämaschine wurden im 17. Jahrhundert in Europa eingeführt und nach und nach in ganz Europa übernommen. Der britische Agrarpionier Jethro Tull setzte sich für den Anbau von Feldfrüchten in Reihen ein und veröffentlichte 1731 eine Abhandlung, um die Landwirte davon zu überzeugen, künftig eine vom Pferd gezogene Hacke zum Jäten von Unkraut zu verwenden. Tull benutzte ganz ähnliche Argumente, wie sie 2.000 Jahre zuvor in China verwendet wurden. Auch entwickelte er eine der ersten europäischen Sämaschinen.
Transport und Infrastruktur
Die Entwicklung der Binnenschifffahrt, die weitaus kostengünstiger ist als der Transport von Massengütern auf dem Landweg, war für das Wachstum der Eisenindustrie und für den Transport der großen Getreidemengen, die Chinas Städte benötigten, unerläßlich. Bis in die Neuzeit hinein verfügte China über längere Transportkanäle als Europa.
Der jesuitische Missionar und Gelehrte Matteo Ricci, der die Chinamission der frühen Neuzeit anführte und die wissenschaftlichen Entdeckungen der europäischen Renaissance nach China brachte, schrieb 1615: „Dieses Land ist so gründlich mit einem sich kreuzenden Netz von Flüssen und Kanälen überzogen, daß man fast überall auf dem Wasserweg reisen kann.“ Er schätzte auch, daß es in China so viele Boote gab wie auf der ganzen übrigen Welt zusammen. Und von 1405 bis 1433 unternahmen Flottenverbände unter Admiral Zheng He sieben Expeditionen mit Schiffen, die weit größer waren als alle westlichen Schiffe. Sie stießen bis nach Afrika und zum Roten Meer vor. Die erste Flotte bestand aus 317 Schiffen und 26.800 Mann Besatzung.
Um 215 v. Chr. wurde in China der erste Konturkanal gebaut, der die Flußtäler des Chang Jiang (Jangtse) und des Zhu Jiang (Perlenfluß) miteinander verband. Während der Sui-Dynastie (581–618 n. Chr.) wurde der Große Kanal gebaut, der den Chang Jiang mit Peking verband und mit einer Länge von 2000 Kilometern der längste und größte aller Schifffahrtskanäle der Welt war. Während der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) wurden jährlich über 2 Millionen Tonnen Getreide auf dem Kanal nach Norden verschifft. Während der Song-Dynastie stieg diese Menge auf 7 Millionen Tonnen an.
Straßen und Pferdegeschirre
Die Chinesen entwickelten auch ein umfangreiches Straßennetz. Ein altes chinesisches Sprichwort, das heute oft im Zusammenhang mit Präsident Xi Jinpings Belt and Road Initiative zitiert wird, besagt: „Wenn du Wohlstand haben willst, baue zuerst eine Straße.“ Bis 210 v. Chr. entstanden in China fast 7000 Kilometer Reichsstraßen, was der Strecke entspricht, die von den Römern insgesamt gebaut wurde.
Im Brückenbau gelangen den Chinesen wichtige Neuerungen. Eine Reihe von Brücken sind so gut gebaut, daß sie noch über 1000 Jahre später in Gebrauch sind. Die Anji-Brücke in Hebei (siehe Abbildung), die 610 n. Chr. während der Sui-Dynastie gebaut wurde, ist auch nach 1400 Jahren noch erhalten. Die Brücke trägt die Inschrift ihres Konstrukteurs Li Ch’un: „Ein solches Meisterwerk wäre niemals gelungen, wenn dieser Mann sein Genie nicht für den Bau eines Werkes eingesetzt hätte, das Jahrhunderte überdauern würde.“
Im Römischen Reich fristeten auch die Pferde ein schlechteres Leben als ihre Artgenossen in China. Die Römer verwendeten ein Hals-Gurt-Geschirr, das um den Hals des Pferdes gelegt wurde. Dadurch wurde das arme Pferd schon bei der geringsten Kraftanstrengung gewürgt. Im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. nahmen die Chinesen zwei Verbesserungen an den Pferdegeschirren vor, die die Belastung auf die Brustknochen des Pferdes legten, anstatt auf seinen Hals. Untersuchungen haben gezeigt, daß die chinesischen Geschirre einem Pferd erlaubten, eine sechsmal größere Last zu ziehen als ein Pferd in einem Hals-Gurt-Geschirr. Die chinesischen Geschirre gelangten über Zentralasien nach Europa, wodurch die Pferde hier von den würgenden Geschirren befreit wurden und deutlich mehr Lasten ziehen konnten als bisher. Den gleichen Weg nahm der Steigbügel, eine weitere chinesische Erfindung, die es dem Menschen ermöglichte, ein Pferd über längere Strecken mit weniger Anstrengung zu reiten.
Die antiken Städte Chinas
Dadurch, daß die chinesische Landwirtschaft mit der besseren Technologie eine viel höhere Produktivität pro Person wie auch pro Hektar hatte, konnten in der chinesischen Wirtschaft insgesamt viel mehr Menschen in nicht-landwirtschaftlichen Bereichen tätig sein, und es entwickelte sich ein Urbanisierungsgrad, der in Europa bis nach der Renaissance im 15. Jahrhundert beispiellos war.
Linzi, die Hauptstadt des Staates Chi, die größte Stadt zur Zeit der Streitenden Reiche (475–221 v. Chr.), erreichte eine Einwohnerzahl von etwa 300.000. Im Jahr 300 v. Chr. lassen sich in China mindestens neun Städte mit jeweils mehr als 100.000 Einwohnern nachweisen. Ungefähr 4,3 Millionen Menschen, oder etwa 14 % der Bevölkerung, lebten in städtischen Zentren (definiert als 2000 oder mehr Einwohner).
Während des 2. Jahrhunderts v. Chr. war Xi’an mit etwa 1 Million Einwohnern die größte Stadt der Welt. Luoyang, die Hauptstadt der östlichen Han-Dynastie, erreichte im 1. Jahrhundert n.Chr. eine Einwohnerzahl von 500.000. Sie hatte ein kaiserliches Observatorium, in dem Zhang Heng, der Leonardo da Vinci des antiken Chinas, seinen Seismographen erfand und seine Theorie formulierte, daß die Erde kugelförmig sei. Luoyang hatte eine Akademie, die von 30.000 Studenten besucht wurde, und einen Getreidespeicher für Zeiten knapper Nahrungsmittel.
Unter den Song-Dynastien (960–1279) erreichten Chinas Städte den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Lin-an (Hangzhou), die Hauptstadt der südlichen Song-Dynastie, hatte um 1200 eine Einwohnerzahl von 2,5 Millionen. Darüber hinaus gab es zwei weitere Städte mit jeweils 350.000 Einwohnern, und andere hatten jeweils mehr als 100.000. Im Gegensatz dazu waren um 1200 die größten Städte in Westeuropa Florenz und Venedig mit jeweils etwa 90.000 und Mailand mit 75.000 Einwohnern. Die größten europäischen Städte des Mittelalters waren Konstantinopel und Cordoba. Konstantinopel, das heutige Istanbul, erreichte im Jahr 1100 etwa 600.000–800.000 Einwohner. Cordoba, im muslimischen Spanien, erreichte 400.000–500.000 Einwohner; die Zahl ging dann aber zurück.
Der Urbanisierungsgrad in China wurde im Jahr 1200 auf etwa 20 % geschätzt. Frankreich und England erreichten erst im 18. Jahrhundert einen Urbanisierungsgrad von 20 %.
Erfolgreiche wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung
Aufgrund der großen städtischen Bevölkerung entwickelte sich in der chinesischen Wirtschaft eine höhere Arbeitsteilung, die die Grundlage für weitere Produktivitätssteigerungen war. Menzius beschrieb die Bedeutung einer großen Arbeitsteilung:
Außerdem hat jeder einzelne Mensch Bedürfnisse, zu deren Befriedigung die verschiedensten Handwerke nötig sind. Wenn nun jeder alles selber sich beschaffen müßte, was er braucht, das hieße die ganze Welt beständig auf den Straßen umherrennen lassen.
Menzius, Buch III, Abschnitt A, 4
Die Urbanisierung ermöglichte auch wissenschaftliche Forschung, Bildung und Kultur, was sich historisch in der außergewöhnlichen Vielfalt an Kunst, Musik und Poesie in den Tang- und Song-Dynastien vom 7. bis zum 13. Jahrhundert ausdrückte.
Die Chinesen waren auch die ersten, die die Drucktechnik entwickelten – den Holzschnitt im 2. Jahrhundert n. Chr. und den Druck mit beweglichen Lettern im Jahr 1040 während der Song-Dynastie, Jahrhunderte vor der Gutenberg-Druckerpresse im Jahr 1450. Während der Song-Dynastie zirkulierten Bücher in ganz China, viele von ihnen über Landwirtschaft und verwandte wissenschaftliche Themen.
Doch im 13. Jahrhundert mußte China den katastrophalen Mongolensturm über sich ergehen lassen. Das Ausmaß des Massenmords durch die mongolischen Besatzer war erschreckend. Die Bevölkerung nahm von ca. 120 Millionen im Jahr 1200 auf die Hälfte dieser Zahl 125 Jahre später ab.
Nach dem Sieg über die Mongolen im Jahr 1368 kehrte die Ming-Dynastie zu den konfuzianischen Lehren von Zhu Xi zurück, begann die großen maritimen Entdeckungen von Admiral Zheng He und förderte das Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung – erreichte aber nie mehr das Niveau der Song-Dynastie. Gegen Ende der Ming-Dynastie und bis weit in die Qing-Dynastie hinein, die nach 1644 folgte, kamen die Jesuitenmissionare in China an, wurden herzlich empfangen, und die wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen dem konfuzianischen China und dem christlichen Europa blühte auf.
Diese fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Konfuzianismus und Christentum wurde jedoch sabotiert, nicht von den Chinesen, sondern durch Intrigen Venedigs, das eine päpstliche Bulle erwirkte, wonach die Christen in China dem Konfuzianismus abschwören müßten. Da hohe Stellungen in China nur erreichte, wer in den moralischen und kulturellen Lehren des Konfuzianismus besondere Kenntnisse nachweisen konnte, stellte die päpstliche Bulle einen direkten Angriff auf die Regierung dar und erzwang das Verbot der jesuitischen Missionsarbeit in China im Jahr 1721. Der Verlust dieser wichtigen historischen Verbindung zwischen Ost und West führte zu einer zweiten Katastrophe für China – der Ankunft britischer Kanonenboote und zwei blutigen Opiumkriegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Ära monarchischer Machtausübung endete mit der republikanischen Revolution von 1911 unter der Führung von Sun Yat-sen, einem Verfechter des amerikanischen Systems. Doch das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Kolonial- und Weltkriege und verhinderte jede spürbare Entwicklung, bis Deng Xiaoping in den 1980er Jahren seine „Reform und Öffnung“ durchsetzte, wodurch sich China auf seine konfuzianischen Traditionen mit Schwerpunkt auf Wissenschaft und Technik zurückbesann. Deng erklärte:
Wir sagen oft, der Mensch sei die aktivste Produktivkraft. „Mensch“ bezieht sich hier auf Menschen, die ein gewisses Maß an wissenschaftlichem Wissen, Erfahrung in der Produktion und Geschick im Umgang mit Werkzeugen besitzen, um materiellen Wohlstand zu schaffen. In der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sowie im 17., 18. und 19. Jahrhundert gab es große Unterschiede zwischen den Produktionsmitteln, die der Mensch benutzte, seiner Beherrschung wissenschaftlicher Kenntnisse und seiner Produktionserfahrung und -fertigkeit. Heute beschleunigt der rasante Fortschritt von Wissenschaft und Technik die Einführung neuer Produktionsmittel und neuer technologischer Verfahren.
Die phänomenale Transformation Chinas in den letzten 40 Jahren und die Einleitung der Belt and Road Initiative im Jahr 2013 durch Xi Jinping hat China in einer wachsenden Anzahl von wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungsbereichen wieder zum Weltführer gemacht.
Jetzt, wo die Welt mit der COVID-19-Pandemie, dem gleichzeitigen wirtschaftlichen Zusammenbruch in vielen Teilen der Welt, einer in der Geschichte beispiellosen Finanzblase und dem kulturellen Verfall durch Drogen, Anarchie und Perversität die größte Krise ihrer modernen Geschichte erlebt – eine wahrhaft globale Krise –, täten wir gut daran, die 5000jährige Geschichte Chinas zu studieren, die Ideen zu untersuchen, die die gegenwärtige chinesische Renaissance ermöglichten, und zusammen mit der LaRouche-Bewegung die großen historischen Kulturen der Welt zusammenzubringen, um dieser Krise zu begegnen.
Fußnote(n)