Die Weltbank irrt: Afrika braucht DDT

Fiona Kobusingye-Boynes ist Koordinatorin des Uganda-Büros des Congress of Racial Equality. Als Landwirtin und Geschäftsfrau setzt sie sich unermüdlich für Menschenleben, Menschenrechte und wirksame Malariaprogramme ein. Man kann sie kontaktieren über fiokob@yahoo.com


Ich bin selbst dutzende Male von der Malaria niedergeworfen worden. Erbrechen, hohes Fieber, Dehydration, Kopf- und Gelenkschmerzen und Desorientierung waren unerträglich.

Wenn mir die Ärzte nicht geholfen hätten, obwohl ich kein Geld für die Behandlung hatte, wäre ich schon lange tot – wie mein Sohn, zwei Schwestern und drei Neffen, die alle Opfer dieser bösartigen Krankheit wurden. Genauso wie die Ehemänner und Kinder der Frauen, mit denen ich arbeitete, die schöne Geldbörsen herstellten, um Geld für Malaria-Medizin zu verdienen. Wie 50 der 500 Waisenkinder, die die Schule besuchten, die mein Mann und ich gründen halfen – sie alle starben in einem einzigen Jahr!

Es ist eine unbeschreibliche Tragödie. Malaria infiziert jedes Jahr 400 Millionen Afrikaner und macht sie unfähig, zu arbeiten, zur Schule zu gehen, Felder zu bestellen, sich um ihre Familien zu kümmern oder unsere Nationen aufzubauen. Sie kostet Uganda jedes Jahr mehr als 700 Mio. Dollar an verlorener Produktivität, Millionen von Stunden, die für die Pflege kranker Kinder und Eltern aufgewendet werden, und zahllose potentielle Einsteins, Beethovens und Martin Luther Kings. Wir könnten dieses Leiden und dieses Sterben beenden, wenn wir alle verfügbaren Mittel einsetzten – nicht nur insektizidbehandelte Fliegennetze, sondern auch Insektizide, insbesondere DDT. Leider setzen sich viel zu viele Politiker, Umweltschützer und Bürokraten für Programme ein, die nichts nützen, und sagen den Afrikanern, sie dürften kein DDT verwenden, das die tödliche Anopheles-Mücke für sechs oder mehr Monate aus unseren Wohnungen verbannt, wenn man nur die Innenwände damit besprüht.

Zum Glück haben Präsident Bush, der US-Kongreß und die Internationale Entwicklungsbehörde (AID) angefangen, mehr Geld auszugeben und in Uganda, Tansania und Angola DDT und andere Insektizide einzusetzen. Auch andere Einrichtungen überprüfen ihre Politik und ihre Programme. Aber eine von ihnen zögert immer noch.

Die Weltbank macht falsche Behauptungen

Vor sechs Jahren versprach die Weltbank, 300–500 Mio. Dollar für die Malaria bekämpfung in Afrika auszugeben. Aber wie eine Studie in The Lancet zeigt, hat die Weltbank versagt. Die Malaria-Experten, die diese Studie durchführten, sagen, daß die Bank in Wirklichkeit weltweit nur rund 100 Mio. Dollar ausgegeben, daß sie die Zahl der Empfängerländer halbiert und Erfolge reklamiert habe, wo es keine gab. Mit Hilfe eines Tricks, acht Monate als ein ganzes Jahr hinzustellen, erweckte die Bank den Anschein, als hätten ihre Programme die Zahl der Malariafälle in Brasilien um 60 % reduziert. Sie weigerte sich, Beweise für ihre Behauptungen zu liefern, die in krassem Widerspruch zu anderen Daten standen. Außerdem behauptete sie, die Programme der Weltbank hätten in Indien die Zahl der Malariatoten innerhalb eines einzigen Jahres drastisch reduziert.

Die Weltbank weigert sich, in Eritrea Geld für DDT auszugeben, wo jedes Jahr Tausende an Malaria sterben, obwohl der Einsatz dieses Stoffs die Zahl der Malariafälle in mindestens vier afrikanischen Ländern um 75 % reduziert hat. Die Bank kaufte 100 Mio. Dosen Chloroquin für den Einsatz in Indien, wo das Mittel in 1545 % der Fälle nicht wirkt und infolgedessen Kinder sterben. Man stelle sich vor, wie viele Kunstfehler-Prozesse und Strafverfahren es in einem solchen Fall in den Vereinigten Staaten geben würde!

Mitarbeiter der Weltbank argumentierten dann, Chloroquin sei rund 10–20mal billiger als Artemisin-basierte Mittel – wo sogar in Dokumenten der Weltbank selbst zugegeben wird, daß Artemisin-basierte Medikamente die einzigen Mittel gegen Malaria sind, die auch noch gegen Chloroquin-resistente Malariaparasiten wirken. Die Studie in The Lancet besagt auch, die Weltbank hätte ihren gesamten Malariastab aufgelöst, wohingegen die Bank behauptet, drei ihrer Mitarbeiter seien ständig in der Malariabekämpfung eingesetzt – im gesamten Afrika südlich der Sahara! Das ist völlig unzureichend und ändert nichts an der inkompetenten Politik, an der weiter unzählige Afrikaner sterben.

Eine andere Studie ergab, daß der Einsatz von DDT in Wohnungen die Zahl der Malariafälle im Hochland von Madagaskar innerhalb weniger Jahre um fast 75 % reduziert hat. Das Sprühen von DDT in geschlossenen Räumen in Verbindung mit insektizidbehandelten Vorhängen hatte auch in anderen Landesteilen ähnliche Wirkung. Trotz dieser Erfolge setzten die Weltbank und das Projekt Roll Back Malaria Madagaskar unter Druck, den Einsatz von DDT schrittweise einzustellen und es durch „umweltfreundliche“ Insektizide zu ersetzen, obwohl bisher kein Mittel gefunden wurde, das auch nur annähernd so wirksam ist wie DDT. Ich kann daraus nur schließen, daß deren Meinung nach der Umweltschutz und die internationale Kritik wichtiger sind als das Leben von Afrikanern.

Angesichts dieser und ähnlicher schlagender Beweise behauptete die Weltbank in ihrer Antwort an The Lancet, ihr Ansatz orientiere sich am Resultat. Man stelle sich vor, was mit Ärzten oder Managern geschehen würde, die solche Resultate vorzuweisen haben!

Statt so zu tun, als sei sie Experte für Seuchenbekämpfung, sollte die Weltbank sich auf ihre Stärken konzentrieren. Sie sollte neue Krankenhäuser und Kliniken bauen, ihnen eine Strom- und Wasserversorgung geben, die Malariaprogramme des „Global Fund for the Prevention of Malaria, Tuberculosis, and HIV/AIDS“ unterstützen und Stipendien für Ärzte und Krankenschwestern vergeben, damit sie nicht aus Afrika in Länder abwandern, in denen die Gehälter höher und die Hindernisse einfacher zu überwinden sind. Überlaßt dem Global Fund die Malariabekämpfung!

Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz hat eine Gelegenheit, diese traurige Lage zu verbessern, das erbärmlich fehlgeschlagene Malariaprogramm einzustellen und die Bank auf das auszurichten, was sie am besten kann: Die Krankenversorgungseinrichtungen zu verbessern und auf diese Weise Menschenleben zu retten.
Ich bin weder Arzt noch Politiker. Ich bin nur eine afrikanische Frau mit einem Traum: daß wir endlich eine Krankheit ausrotten, die die Zukunft Afrikas vernichtet – unsere Kinder. Ich hoffe wirklich, daß Herr Wolfowitz dieser Herausforderung gewachsen ist.