Neue Perspektiven für die kalifornische Wasserkrise
„Derzeit hat Kalifornien in seinen Stauseen noch Wasserreserven für etwa ein Jahr, und unsere strategische Notversorgung, das Grundwasser, schwindet rapide. Kalifornien hat keinen Krisenplan für eine anhaltende Dürre wie die jetzige (ganz zu schweigen für eine über 20jährige Megadürre), außer irgendwie im Dauernotstand zu bleiben und um Regen zu beten.”
Das ist die Einschätzung von Jay Famiglietti vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in einem Kommentar der Los Angeles Times am 12. März.
Wie Lyndon LaRouche und seine Bewegung seit Jahrzehnten in ihren Publikationen hervorgehoben haben, bewegt sich die Wasserversorgung in Kalifornien (und dem gesamten Südwesten der USA) auf eine Krise zu, und neue Initiativen müssen ergriffen werden, um die Zukunft dieser Region zu sichern. Trotz aller Berichte, Warnungen und wiederholter Kampagnen seitens LaRouches und seiner Mitarbeiter hat sich niemand um diese Frage gekümmert, und jetzt stehen wir am Beginn des Abfalls in eine neue Phase der Krise.
Die Landwirtschaft ist bereits stark in Mitleidenschaft gezogen: Über 200.000 ha des produktivsten Ackerlandes der USA wurden im letzten Jahr nicht bestellt, und in diesem Jahr wird wahrscheinlich auf über 400.000 ha nichts angepflanzt. Farmer im Central Valley erhalten nur null bis zwanzig Prozent des Wassers, das ihnen gewöhnlich von den beiden Hauptwasserprojekten des Bundesstaates zugeteilt wird. In Städten wie East Porterville beginnt die Wasserversorgung bereits zusammenzubrechen, und wenn sich dieser Trend nicht umkehrt, werden die Menschen bald aus dem größten und produktivsten US-Bundesstaat abwandern, da die Landwirtschaft und ganze Ballungsgebiete einfach verschwinden werden. Die Krise hat sich über lange Zeit aufgebaut und erreicht jetzt den Bruchpunkt.
Wir wollen hier die Herausforderung der Krise erneut aufgreifen, aber von einem neuen Standpunkt. Auch wenn die Lage in Kalifornien (und nicht nur dort) wegen anhaltender Untätigkeit unerträglich geworden ist, wollen wir zunächst in jene Region der Welt schauen, die entschlossen gegen die eigene Wasserkrise vorgegangen ist – China. Lyndon LaRouche hat wiederholt auf Chinas Aktivitäten als wichtigen Bezugspunkt verwiesen, wie man mit der Wasserkrise in Kalifornien, Texas und dem Südwesten der USA umgehen müsse. Es ist weit mehr als nur ein wasserwirtschaftliches Programm erforderlich; wir brauchen eine Änderung im Denken – am deutlichsten sichtbar an der Orientierung Chinas zur Erforschung des Weltraums mit Hilfe seines Mondprogramms und der neuen Perspektive, die eine solche Orientierung bietet. Nach Ansicht des Autors bewegt sich damit die Menschheit auf den höchsten derzeit erreichbaren Standpunkt zur Lösung der Krise zu – eine galaktische Perspektive.
Aus diesem Blickwinkel wollen wir die Optionen zur Lösung der Wasserkrise im Westen der USA betrachten.1
China geht voran, USA fallen zurück
In den letzten zwei Jahren hat Lyndon LaRouche immer wieder auf die Aktivitäten Chinas als Vorbild für den Umgang mit der Wasserkrise im Westen der USA verwiesen. In den letzten Jahren hat China einige der größten und wichtigsten wasserwirtschaftlichen Projekte, die jemals in Angriff genommen wurden, der Fertigstellung nahegebracht.
Ähnlich wie der Hoover- und der Grand-Coulee-Staudamm in den USA Ausdruck des von Franklin Roosevelt in den 1930er Jahren eingeleiteten Wirtschaftsaufschwungs der Vereinigten Staaten waren, steht heute der Dreischluchtendamm (am Jangtse) als Sinnbild für Chinas wirtschaftlichen Aufstieg. Der Dreischluchtendamm ist mit einer Kapazität von 22,5 GW die größte Kraftwerksanlage auf der Welt,2 weit über der Kapazität des Hoover-Damms mit 2,1 GW und des Grand-Coulee-Damms mit 6,8 GW. Auch mit 40 km3 Speicherkapazität übertrifft der Dreischluchtendamm den Hoover-Damm mit seinen 35 km3 und den Grand-Coulee-Damm mit seinen 12 km3.
Und der Dreischluchtendamm ist nur ein Teil des größten jemals vom Menschen unternommenen wasserwirtschaftlichen Entwicklungsprojektes, das derzeit in China verwirklicht wird. Zwei von drei Teilen dieses Süd-Nord-Wasserumleitungsprogramms – die östliche und mittlere Route – sind bereits fertiggestellt (nur die dritte, westliche Route befindet sich noch in der Planung).
Man vergleiche dieses Projekt zur Nutzung und Umleitung des Wassers von Jangtse und Gelbem Fluß mit früheren Projekten in den Vereinigten Staaten zur Nutzung der Flüsse Colorado, Sacramento und San Jaoquin. Mit fünf Projekten (All American Canal, Colorado River Aqueduct, Central Valley Project, California State Water Project und Central Arizona Project) wurden 20 km3 Wasser umgeleitet, das direkt 65–80 Mio. Menschen zugute kommt.
Allein die östliche und mittlere Route des chinesischen Projekts sollen mit 27 km3 deutlich mehr Wasser umleiten und bis zu 400 Mio. Menschen direkt zugute kommen. Mit der geplanten westlichen Route wird das chinesische Süd-Nord-Wasserprogramm 45 km3 erreichen, mehr als doppelt soviel wie mit den erwähnten Projekten im Südwesten der Vereinigten Staaten. Dort wurden seit den 1960er Jahren keine neuen Projekte dieser Größe mehr in Angriff genommen, während China seine Projekte in den letzten Jahrzehnten verwirklicht hat, und ein Großteil davon in den letzten zehn Jahren (Abbildung 1).
Aber diese Projekte sind selbst nur Ausdruck eines tieferen Konzepts.
Der Grund dafür, warum Kalifornien, Texas und andere westliche US-Bundesstaaten immer tiefer in die Wasserkrise hineingeraten, liegt nicht darin, daß es keine vernünftigen Ideen oder Programme gäbe, um der Wasserkrise Herr zu werden. Unter Präsident John F. Kennedy waren Pläne zur nuklearen Entsalzung von Meerwasser entwickelt worden, die seither auch weiterentwickelt wurden. In den 1960er Jahren war die Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz (NAWAPA) eingerichtet worden, um einen Teil des reichlichen Süßwassers im Nordwesten (Alaska und Kanada) bis hinunter in den Südwesten umzuleiten – ein Projekt, mit dem man den Wasserbedarf des gesamten amerikanischen Westens hätte decken können.
Während Kalifornien somit heute darunter leidet, daß sich das Land von der Zukunftsorientierung der 1930er bis 1960er Jahre abgewendet hat, hat es China heute geschafft, die Errungenschaften der amerikanischen Vergangenheit zu übertreffen. Dabei geht es nicht in erster Linie um die konkreten Pläne und Projekte, sondern um den Geist dahinter – um die Entschlossenheit, die Zukunft zu gestalten.
Wie Lyndon LaRouche sagt, kommt dieses Wissen um die Schaffung der Zukunft noch deutlicher im chinesischen Weltraumprogramm zum Ausdruck. Im Zuge der weiteren lunaren Erforschung will China die Erschließung des Mondes auf eine Weise vorantreiben, die die Menschheit in eine neue Beziehung zum Sonnensystem bringt. Der potentielle Motor dahinter ist das ausdrückliche Interesse Chinas, die Helium-3-Vorkommen auf dem Mond als Brennstoff für fortgeschrittenere Kernfusionsreaktoren zu nutzen.
Auch wenn vielen dieser Zusammenhang nicht sofort klar sein dürfte, so ergibt sich daraus der richtige Blickwinkel, um eine breitere konzeptionelle Perspektive zum besseren Verständnis der Grundzüge des globalen Wassersystems zu entwickeln – Einsichten, die die Herangehensweise an die Wasserkrise in Kalifornien und den westlichen Vereinigten Staaten beeinflussen sollten.
Eine galaktische Perspektive
Wir wollen hier einige neue Überlegungen anstellen, mit denen sich die Realität der Wasserkrise in Kalifornien neu anpacken läßt.
Es ist unsere Aufgabe und Verpflichtung, die Lebensbedingungen der Menschen auf diesem Planeten zu verbessern – die Erde zu entwickeln, indem wir das gesamte Ökosystem und die darin ablaufenden Prozesse verstehen, handhaben und optimieren. Das ist das natürliche Verhalten der Menschheit, das unbedingt weitergeführt werden muß, und das globale Wassersystem ist hierfür nur ein kritisches Beispiel.
Letztlich ist der hydrologische Kreislauf ein einziges großes System. Das wichtigste Merkmal für den Menschen hierbei ist die Verdunstung des Meerwassers, der Transport atmosphärischen Wasserdampfs, der Niederschlag atmosphärischen Wassers über dem Land und der Abfluß von Oberflächen- und Grundwasser zurück ins Meer.3 Das ist der Ursprung des bei weitem größten Teils der Wasserressourcen, die überall auf der Welt genutzt werden. Die große Herausforderung an die Menschheit seit Millionen von Jahren war es, diese Kreisläufe zu verstehen und zu beeinflussen.
Es gab schon sehr früh erste Bewässerungssysteme, die aus Bächen und kleinen Flüssen gespeist wurden. Daraus entwickelten sich größere Systeme. Staubecken und Hochwasserschutzanlagen entstanden. Anfang des 20. Jahrhunderts setzten die Vereinigten Staaten mit der Tennessee Valley Authority und der Regulierung und Umleitung des Colorado (neben anderen beeindruckenden Projekten) neue Maßstäbe.
Heute hat China auf die Erfordernisse von 50 Jahren Wirtschaftswachstum und technologischem Fortschritt reagiert und mit dem Dreischluchtendamm und dem Süd-Nord-Wasserprojekt die Latte noch höher gelegt. Wenn wir diesen natürlichen Entwicklungsprozeß fortsetzen wollen, müssen wir morgen noch größere (internationale, kontinentale) Systeme wie NAWAPA in Angriff nehmen. Es ist aber noch ein weiterer Schritt erforderlich: Wir müssen die Kreisläufe verstehen und besser zu kontrollieren lernen, und das nicht nur in großem Maßstab, sondern von einem qualitativ höheren Standpunkt.
Damit kommen wir zu der kosmischen (solaren und galaktischen) Perspektive, von der implizit das chinesische Raumfahrtprogramm ausgeht.
Die Erde samt all ihrer Systeme (einschließlich des Wassers) war nie ein isolierter Körper.
Vom Standpunkt des gesamten Energieeintrags treibt die elektromagnetische Strahlung der Sonne den gesamten globalen Wasserkreislauf an, indem die Atmosphäre über die Verdunstung mit Wasserdampf vollgepumpt wird. Noch ein weiteres Phänomen des Sonnensystems trägt zur Zirkulation des Wasserdampfs in der Atmosphäre bei: Die Drehung der Erde.
Das sind gemeinhin anerkannte kosmische Antriebe von Klima und Wasserkreislauf; doch es gibt zunehmend Hinweise darauf, daß ein weiterer kosmischer Faktor eine wichtige Rolle spielt: Die Aktivität der Galaxis. Einer der jüngsten Hinweise hierauf stammt aus einer Studie, in der gezeigt wird, daß die zyklischen Schwankungen des Erdklimas mit der Bewegung unseres Sonnensystems durch die Galaxis zusammenhängen. Auf seinem Weg durch die Milchstraße befindet sich unser Sonnensystem regelmäßig einmal unterhalb und einmal oberhalb der Ebene der galaktischen Scheibe und durchquert dabei verschiedene galaktische Stationen. Die Autoren der Studie zeigen, daß das Erdklima entsprechend dieser galaktischen Reise in einem ungefähren 32-Mio.-Jahre-Zyklus fluktuiert (Abbildung 2).4
Viele werden sich fragen, was eine so langsame und langfristige Schwankung (32 Mio. Jahre) mit der unmittelbaren Wasserkrise auf der Erde zu tun hat, wobei Kalifornien nur noch Wasser für ein Jahr zur Verfügung steht.
Ganz grundlegend bedeutet das Wissen um diesen Faktor ein besseres Verständnis des Erdklimas, doch darüber hinaus könnte uns die galaktische Sichtweise zu speziellen neuen Lösungen für Kalifornien, Texas und andere Dürregebiete führen.
Nach einer plausiblen Theorie zur Erklärung der Wechselwirkung zwischen dem galaktischen Umfeld unseres Sonnensystems und dem Klima auf der Erde spielen hochenergetische kosmische Strahlen eine wichtige Rolle bei der Ionisierung und anderen elektrischen Eigenschaften der unteren Atmosphäre. Diese Faktoren scheinen die Wolkenbildung und die Kondensation des atmosphärischen Wasserdampfs zu beeinflussen, auch wenn die Details dieser Wechselwirkungen noch weiter untersucht werden müssen.
Wenn man die Mikrophysik dieser Prozesse besser verstehen lernt, könnte man eventuell daran gehen, die Ionisierungsvorgänge in der Atmosphäre und die elektrischen Gegebenheiten bei Wolkenbildung und Niederschlag zu steuern. Wenn man geeignete Beeinflussungsmöglichkeiten entwickeln könnte, wäre man nicht mehr auf das bereits als Niederschlag gefallene Wasser beschränkt (durchschnittlich 113.000 km3 Wasser pro Jahr über Land), sondern man könnte die viel größeren Feuchtigkeitsmengen in der Atmosphäre anzapfen, insbesondere die Speicher über den Meeren (durchschnittlich verdunsten jedes Jahr etwa 413.000 km3 Wasser aus den Meeren, wovon 90 % einfach wieder ins Meer abregnen, ohne jemals das Land zu erreichen).
In Kalifornien könnte so die feuchte Atmosphäre über dem Pazifik zum größten Wasserreservoir werden, das der Bundesstaat je gesehen hat. Das ist keine reine Spekulation. Wie weiter unten noch dargestellt, gibt es verschiedene Systeme, mit denen man durch Beeinflussung dieser Prozesse vermehrt Niederschläge erzeugt hat. Aber auch diese Forschung steht erst am Anfang (Abbildung 3).
Lösungen müssen her
Untersuchungen über das hydrologische System Kaliforniens aus der jüngsten Geschichte lassen ebenfalls auf die Bedeutung dieser galaktischen Sichtweise schließen. Die hydrologischen Systeme und Niederschlagsmuster Kaliforniens (und anderer Regionen) sind nicht statisch, sondern verändern sich (über Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte), was es um so dringlicher macht, nicht nur die lokale und regionale Wasserversorgung zu betrachten, sondern zur Steuerung des Klimasystems eine qualitativ höhere Ebene zu suchen.
Durch Auswertung verschiedener Klima- und Niederschlagsaufzeichnungen in Kalifornien während der letzten paar tausend Jahre haben jüngste Forschungen gezeigt, daß das 20. Jahrhundert kein Durchschnitt war, sondern eher eine Anomalie darstellte.5 Im Vergleich mit den letzten paar tausend Jahren war das 20. Jahrhundert in Kalifornien generell feuchter und stabiler; in früheren Jahrhunderten hat die Region regelmäßig sehr viel extremere Schwankungen erlebt. Es hat wiederholt jahrzehntelange extreme Dürren, aber auch Überflutungen gegeben (wobei einmal das gesamte Central Valley unter Wasser stand!).
Derzeit wird befürchtet, daß Kalifornien erneut auf eine lange Trockenperiode zugeht, d. h. es droht durchschnittlich erheblich weniger Niederschlag zu fallen, und die Flüsse könnten weitaus weniger Wasser führen, als es im gesamten 20. Jahrhundert der Fall gewesen ist.
Kosmische Faktoren (z. B. Variationen der Sonnenaktivität und galaktische kosmische Strahlen) sowie irdische Faktoren (z. B. regionale Zyklen der Meerestemperatur und Vulkanaktivitäten) spielen bei solchen Klimaschwankungen eine Rolle. Während weiter versucht wird, die relative Stärke dieser unterschiedlichen Effekte zu bestimmen, steht eines fest: Kalifornien und der amerikanische Westen insgesamt dürfen nicht einfach auf regionale und schon gar nicht auf lokale Wasserkreisläufe setzen.
Angesichts einer wachsenden Bevölkerung und Schwankungen von Niederschlägen und verfügbaren Wasserressourcen ist die Zukunft der westlichen USA von zwei Kategorien des Vorgehens abhängig. Erstens, die regionale Wasserwirtschaft und alle Flußumleitungen müssen auf kontinentaler Ebene erweitert werden (Kategorie I). Zweitens, der Umgang mit Oberflächen- und Grundwasser (Wasser, das bereits als Niederschlag gefallen ist) muß dadurch ergänzt werden, daß man aus dem Meer und der Atmosphäre Feuchtigkeit gewinnt, die sich als neuer Wasserzustrom und -kreislauf auf dem Land niederschlägt (Kategorie II).
Kategorie I: Kontinentales Wassermanagement
Wir haben uns in anderen Publikationen seit den 80er Jahren dafür eingesetzt, das NAWAPA-Projekt wiederzubeleben – ein großer Plan zur Erweiterung des Wasserkreislaufs auf dem amerikanischen Kontinent durch Umleitung von Wasser aus dem Nordwesten in den gesamten Südwesten. Damit wäre eine stabile und ausreichende Wasserzufuhr nicht nur nach Kalifornien und Texas, sondern auch zu den Bergregionen des gesamten Großen Beckens gesichert. Der Umfang dieses Projekts ist in der Tat beeindruckend, denn mit ihm ließen sich potentiell zwischen 130 und 200 km3 Wasser jährlich umleiten (verglichen mit 45 km3 pro Jahr des gesamten Süd-Nord-Wasserprogramms in China).6
Über das NAWAPA-Projekt ist eine Vielzahl von Informationen verfügbar.7
Kategorie II. A) Entsalzung
Eine Möglichkeit, Küstenregionen mit Süßwasser zu versorgen, ist die Entsalzung von Meerwasser. Dadurch erzeugt sich der Mensch praktisch einen eigenen neuen Wasserkreislauf. Das nach der Entsalzung auf dem Land eingesetzte Meerwasser ist an verschiedenen biologischen und wirtschaftlichen Prozessen beteiligt, bevor es letztlich wieder ins Meer zurückkehrt (so wie fast alles Festlandwasser). Somit gibt es keinen grundlegenden Unterschied zu den natürlichen Vorgängen, aber anstatt Begrenzungen (oder Schwankungen) des natürlichen Kreislaufs unterworfen zu sein, ermöglicht die Entsalzung dem Menschen, eigene Kreisläufe zu erzeugen und zu steuern, wann und wo sie gebraucht werden (zumindest in küstennahen Gebieten).
Die derzeit effektivste Technik (bezüglich Energiebedarf pro Einheit erzeugten Süßwassers) ist die sogenannte Umkehrosmose, bei der Meerwasser durch geeignete Membranen gepumpt wird, was jedoch ein sehr energieintensiver Prozeß ist.8
Um die Entsalzungskapazitäten massiv zu erweitern, ist es ganz entscheidend, die Energieflußdichte der Volkswirtschaft gemessen in Energie pro Kopf und Quadratkilometer zu erhöhen. Dies führt zu einer Senkung der Energiekosten, wodurch die großangelegte Meerwasserentsalzung als Methode der Ressourcenerschließung zu einer wirtschaftlich rentablen Option wird. Dafür ist heute der rapide Ausbau fortgeschrittener Kernkraftsysteme erforderlich, und der größte Fortschritt käme von einem Crashprogramm zur Entwicklung der Kernfusion, wie LaRouche in einem wirtschaftspolitischen Memorandum für die Vereinigten Staaten gefordert hat.9
Kategorie II. B) Wettermodifikation mit Ionisierungssystemen
Es gibt einen weiteren, bisher noch wenig erforschten Weg, der aber bei erfolgreicher Entwicklung ein großes Potential birgt: Das direkte Anzapfen der Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Wie bereits erwähnt, fallen 90 % des gesamten von der Sonne verdunsteten Meerwassers als Niederschlag zurück ins Meer, ohne an produktiven Prozessen an Land beteiligt gewesen zu sein. Dieser Niederschlag über den Meeren ist mehr als das Dreifache der Gesamtniederschlagsmenge über dem Land.
Da die Sonne bereits ungeheure Energiemengen aufgewendet hat, um dieses Wasser zu verdunsten (Entsalzung und Transport), besteht darin potentiell eine sehr viel effizientere Ressource, wenn man herausfindet, wie man sie sich nutzbar machen könnte.
Das bringt uns zu unserer galaktischen Perspektive des globalen Wassersystems zurück. Wenn hochenergetische galaktische kosmische Strahlung durch Ionisierungsprozesse einen wichtigen Einfluß auf Kondensation von Wasserdampf und die Wolkenbildung in der Atmosphäre hat, warum soll man dann nicht entsprechende Prozesse gezielt auslösen können?
Eine Methode mit bodengestützten Ionisierungssystemen wurde in verschiedenen Ländern (Mexiko, Australien, Israel, Oman, Abu Dhabi usw.) entwickelt und vorgeführt.10 Bei diesen Systemen wird nur ein relativ schwacher Strom durch einen aus einem Drahtgeflecht bestehenden Mast geleitet, wodurch die Ionisierung der umgebenden Atmosphäre geändert wird. Die Aufgabe ist es, das System so abzustimmen, daß die richtige Ionisierung und andere elektrische Effekte erreicht werden, um die atmosphärischen Reservoirs anzapfen zu können.
Es wurde bereits gezeigt, daß einige dieser Systeme Kondensation und Niederschlag in einem Umkreis von 100 km induzieren können; wichtiger noch scheint, daß man mit Hilfe einer bestimmten Anordnung solcher Stationen einen Druckgradienten erzeugen kann, um atmosphärische Feuchtigkeit vom Meer ins Inland zu ziehen.
Vielleicht können noch andere Methoden und Technologien entwickelt werden, um die Feuchtigkeitsspeicher am Himmel gezielt zu steuern und zu beeinflussen.
So ließen sich auf andere Weise neue Wasserkreisläufe erzeugen und mehr Wasser aufs Land bringen, wo es sich an produktiven biologischen und wirtschaftlichen Aktivitäten beteiligen kann, bevor es wieder ins Meer zurückfließt. Ein solcher Kreislauf wäre potentiell stabiler und tragfähiger, als was die Natur allein leisten kann.
Zeit zum Handeln
In Kalifornien und Texas sollten Meerwasserentsalzung und atmosphärische Ionisierungsverfahren so schnell wie möglich in den entsprechenden Küstenregionen eingesetzt werden.
Es ist bekannt, daß nuklear getriebene Entsalzungsanlagen sehr effektiv arbeiten und am besten im Rahmen eines nationalen Crashprogramms für die Kernfusion weiterentwickelt werden können – wodurch die Energieflußdichte der Wirtschaft steigt und der entscheidende Wachstumsfaktor entsteht, um das Land aus dem jetzigen Wirtschaftskollaps, einschließlich der Wasserkrise herauszuholen.
Demonstrations- und Testreihen mit Wettermodifikationssystemen auf Ionisationsbasis könnten praktisch sofort beginnen, da derartige Anlagen relativ klein und einfach zu bauen sind. Für einige Zehnmillionen Dollar ließen sich Demonstrationsanlagen bauen und betreiben, um die Funktionsweise und das Potential dieser Systeme besser zu verstehen.
Das sind die Ansätze, die wir brauchen, um zumindest die Küstenregionen von Kalifornien und Texas zuverlässig und langfristig mit Wasser zu versorgen.
Letztlich muß in den USA auch eine gesamtkontinentale Planung mit Abwandlungen des NAWAPA-Systems greifen. Damit könnte der Bedarf der höhergelegenen Regionen des Großen Beckens und anderer Gegenden gedeckt werden, die zu weit im Inland liegen, um die Effekte von Entsalzung und Ionisierung wirksam nutzen zu können.
Damit kommen wir zum Ausgangspunkt zurück. Objektive Lösungen existieren; was fehlt, ist die Entschlossenheit, die Zukunft zu gestalten. Im letzten Jahrzehnt hat China bewiesen, daß man erfolgreich vorankommen kann, während die Vereinigten Staaten und Europa weit zurückgeblieben sind. Diesem starken Kontrast zwischen entschlossenem Handeln und Nichthandeln liegt eine grundsätzlichere Frage zugrunde: Die kulturelle Anerkennung (oder Ablehnung) der einzigartigen Rolle des Menschen als schöpferische Kraft auf diesem Planeten und bald über diesen hinaus. Mit dieser uns eigenen Fähigkeit geht die Verantwortung einher, Dinge nicht zu bewahren, sondern zu verbessern.
Die Menschheit ist die einzige Gattung auf diesem Planeten, die große Prozesse wie die sich ändernden Beziehungen zwischen unserem Sonnensystem und der Milchstraße verstehen lernen kann und dieses Wissen zur Verbesserung der Lebensbedingungen hier auf der Erde zu nutzen. Es ist Zeit, daß wir entsprechend handeln.
Fußnote(n)
- Basierend auf einer längeren Analyse des Autors aus dem Jahre 2014. Siehe Benjamin Deniston, „Solve the World Water Crisis“, in EIR Special Report The New Silk Road Becomes the World Land-Bridge, 1. Dezember 2014.[↩]
- Nicht nur das größte Wasserkraftwerk, sondern das größte Kraftwerk überhaupt.[↩]
- Es gibt natürlich noch viele weitere Aspekte des globalen Wassersystems und seiner verschiedenen Untersysteme, aber damit ergibt sich der grundlegende konzeptionelle Rahmen, um den es hier geht. Für weitere Informationen sei erneut auf den Beitrag des Autors in dem EIR Special Report The New Silk Road Becomes the World Land-Bridge, 1. Dezember 2014, verwiesen.[↩]
- „Is the Solar System’s Galactic Motion Imprinted in the Phanerozoic Climate?“ Nir J. Shaviv, Andreas Prokoph, and Ján Veizer, Nature Scientific Reports, August 2014, #6150.[↩]
- „The West Without Water: What Past Floods, Droughts, and Other Climatic Clues Tell Us about Tomorrow“, von Lynn Ingram und Frances Malamud-Roam, University of California Press, 12. Feb. 2015. [↩]
- Allerdings ist es möglich, die westliche Route des chinesischen Projekts potentiell erheblich auszuweiten, wodurch weitere 200 km3 Wasser pro Jahr in das System gelangen würden.[↩]
- Hier eine Auswahl: • Auf Englisch siehe: “Solve the World Water Crisis,” EIR, Jan. 30, 2015; NAWAPA XXI, LaRouchePAC Special Report, 2012; sowie “Nuclear NAWAPA XXI: Gateway to the Fusion Economy”, 21st Century Science & Technology Special Report, 2013. • Auf Deutsch siehe „Eine Übersichts-Tour des NAWAPA-Projektes“, und „NAWAPA vom Standpunkt der Entwicklung der Biosphäre“, in FUSION 1/2011, sowie „Die Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz“, in Neue Solidarität 33/2010.[↩]
- Energieintensiv bezogen auf unsere derzeitige wirtschaftliche Entwicklungsstufe. Es sei jedoch angemerkt, daß die technische Entsalzung tatsächlich viel effektiver ist als das, was in der Natur abläuft. Sämtliches (bzw. das allermeiste) Süßwasser, das an Land für Lebensprozesse gebraucht wird, hat ebenfalls einen Entsalzungsprozeß durchlaufen, indem die Sonne Wasser aus dem Meer verdunstet und so einen Zustrom von süßem (entsalztem) Wasser in die Atmosphäre erzeugt. Nimmt man die gesamte Sonnenenergie, die weltweit auf die Meere trifft (~ 60.000 Terawatt) und stellt diese ins Verhältnis mit der durch Sonnenenergie entsalzten Wassermenge (~ 413.000 km3 pro Jahr), ergibt sich eine durchschnittliche Effizienz von etwa 4700 Megajoule pro m3. Beschränkt man sich nur auf sonnenentsalztes Wasser, das an Land verfügbar ist, sinkt die durchschnittliche Effizienz noch um eine Größenordnung, auf etwa 48.000 Megajoule pro m3. Moderne Entsalzungsanlagen sind mit 10-15 Megajoule pro m3 um etwa das Tausendfache effizienter.[↩]
- Lyndon H. LaRouche jr., „Vier neue Gesetze, um die USA zu retten. Keine Option, sondern unmittelbare Notwendigkeit“, Neue Solidarität 25/2014.[↩]
- Benjamin Deniston, „Das Wetter verändern: Die Atmosphäre ionisieren!“, FUSION 2/2014.[↩]