Ergänzung zur Heisenberg/Bohr-Debatte

Zu „Es gibt keine historische Unschärferelation“ in FUSION 1/2002, S. 17.

Mit Interesse habe ich die verschiedenen Aufsätze über Heisenberg und Bohr nicht nur in Ihrer Zeitschrift gelesen. Und dasselbe gilt für die jetzt veröffentlichten Briefentwürfe von Bohr an Heisenberg. Als ehemaliger Schüler von Heisenberg und einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen erlaube ich mir eine wichtige Ergänzung beizutragen. Aus Gesprächen mit Heisenberg weiß ich, daß Heisenberg national (nicht nationalistisch), aber auch sehr antikommunistisch war. Es war aber Bohr, der dem Sowjetagenten und Physiker Terletsky US-Atomgeheimnisse zur Weitergabe an Stalin verraten hatte, wie jetzt aus sowjetischen Geheimdokumenten hervorgeht, welche der Biographie von Stalins Geheimdienstchef Sudoplatov im Anhang beigefügt sind.

Es erhebt sich deshalb die Frage, ob Bohr die niemals an Heisenberg gesandten Briefe als historisches Feigenblatt zur Ablenkung von seiner eigenen, wenig rühmlichen Spionagetätigkeit hinterlassen hat. Heisenberg wußte, daß Bohr von einem Elternteil her jüdischer Abstammung war und hat sich deshalb kaum so gegenüber Bohr geäußert, wie ihm das Bohr unterstellt.