Kurznachrichten 01/1998

Eine 7000 Jahre altes Sonnenobservatorium

Seit etwa 20 Jahren sind den Archäologen elliptisch geformte Konstruktionen in Bayern und umliegenden Regionen bekannt, die von Hochkulturen der Jungsteinzeit errichtet wurden. Die Überreste der einstigen Anlagen aus Gräben, Toren und Palisaden wurden dabei meist erst durch Luftbilder entdeckt. Jetzt vorgestellte, mit Hilfe von Magnetometern durchgeführte Untersuchungen des Geophysikers Helmut Becker förderten eine große Überraschung zu Tage. Denn bei den Ellipsen handelt es sich um Sonnenobservatorien von „unglaublicher Genauigkeit“, die sich im Zentrum von städtischen Siedlungen erheblichen Ausmaßes befanden. Offenbar verfügten die jungsteinzeitlichen Konstrukteure über erhebliche Kenntnisse in Mathematik, Astronomie und Geometrie. Beispielsweise waren ihnen die Erzeugungsprinzipien einer Ellipse wohl vertraut. Bei der besonders gut untersuchten Anlage in Landau-Meisternthal verläuft die große Halbachse der Ellipse genau in der Nord-Süd-Richtung. Befindet man sich in einem der beiden Brennpunkte der Ellipse und schaut von dort aus durch das Ost-Tor der Anlage, so erhält man genau die Richtungen, in denen der Sonnenaufgang am Tag des Sommer- bzw. Winteranfangs zu beobachten ist. Durch Unterteilungen der Verbindungslinie zwischen den beiden Brennpunkten war es möglich, einen ganzjährigen Kalender einzurichten. Laut Becker steckt hinter den Bauten, die etwa in den Jahren 4600 und 4800 v. Chr. entstanden, ein „geniales Management“. Becker: „Es gibt auf der gesamten Welt bislang keinen Fund solch alter Ellipsen-Konstruktionen. Und von allen mittelalterlichen Sonnenobservatorien bekannter früher Hochkulturen sind keine so alt wie diese bayerischen Kalenderbauten.“

BBC attackiert Umweltbewegung

In einer ungewöhnlichen Sendereihe hat das britische BBC-Fernsehen in seinem 4. Programm die ideologischen Grundlagen der grünen Bewegung offengelegt. In den BBC-Sendungen, die im November und Dezember 1997 liefen, wurde den „Umweltschützern“ vorgeworfen, einer vorindustriellen Idylle nachzulaufen, „aber die Zustände in der Dritten Welt sind rauh, und Millionen sterben dort wegen unsauberen Wassers und an dem Rauch von Feuerstellen in den Häusern.“ Die Grünen seien gegen große Entwicklungsprojekte, „aber die meisten Einheimischen wollen Strom und sauberes Wasser und wehren sich gegen die Einmischung und Heuchelei der westlichen Umweltschützer.“ Auch mit dem Argument der angeblichen Überbevölkerung räumte die Sendung auf. „Man kann ohne weiteres behaupten, daß Afrika deswegen unterentwickelt ist, weil es unterbevölkert ist.“

Es gebe eine alte Tradition des Naturschutzes, so die BBC-Sendung, aus der auch Leute wie Nietzsche und Wagner sowie die ganze romantische Bewegung hervorgegangen sei. „Die verrufensten Umweltschützer in der Geschichte waren die Nazis… Sie waren die ersten in Europa, die Naturschutzgebiete einrichteten und den Schutz von Hecken und anderen Lebensräumen für Tiere erließen. Adolf Hitler und andere führende Nazis waren Vegetarier und erließen zahlreiche Gesetze über Tierrechte.“ Ein Historiker äußerte sich darüber in der Sendung: „Die Geschichte zeigt uns, daß immer dann, wenn angefangen wurde, Tiere wie menschliche Wesen zu behandeln, es nur ein kleiner Schritt war, Menschen wie Tiere zu behandeln.“

FDA genehmigt Bestrahlung von rotem Fleisch

Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA, Nahrungsmittel- und Medikamentenaufsichtsbehörde) hat am 2. Dezember für die USA die Bestrahlung von Rind- und Lammfleisch zur Abtötung von Krankheitserregern wie Salmonellen oder E. coli zugelassen. In der Entscheidung der FDA heißt es: „Die Genehmigung basiert auf einer gründlichen wissenschaftlichen Durchsicht einer Vielzahl von Studien, die weltweit über die Folgen der Bestrahlung bei den verschiedensten Fleischprodukten angestellt wurden. Dazu gehörten Untersuchungen über die chemischen Wirkungen der Bestrahlung, Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt bestrahlter Produkte, mögliche toxische Bedenken, und die Wirkungen auf Mikroorganismen in oder an bestrahlten Produkten. Die FDA hat festgestellt, daß sich krankheitserzeugende Mikroben in oder auf Fleisch durch Bestrahlung sicher reduzieren lassen und die Nährstoffqualität der Lebensmittel darunter nicht leidet. Die Bestrahlung von Gemüse, Obst, Schweinefleisch und Geflügel ist in den USA schon seit längerem erlaubt.

Sonderbericht über „globale Erwärmung“ vorgestellt

Der Atmosphärenforscher Hugh Ellsässer und der Ozeanograph Robert Stevenson haben am 21. November den von 21st Century Science & Technology erstellten Sonderbericht „Die kommende Eiszeit: Warum die globale Erwärmung ein wissenschaftlicher Betrug ist“ der Presse vorgestellt. Beide Wissenschaftler haben Beiträge für den Bericht verfaßt. „Wir sind nahe davor, wo wir eine Abkühlungsperiode von 90000 Jahren erwarten sollten“, erklärte Ellsässer. Von globaler Erwärmung könne nicht die Rede sein. Deswegen „sollten wir uns ernsthaft überlegen, vermehrt CO2 in die Atmosphäre freizusetzen, um eine neue Eiszeit zu verhindern.“ Stevenson warf seinerseits den Verfechtern der Treibhaus-Hypothese vor, ihre „Wissenschaft zu prostituieren“. Als er sich in dem Magazin 21st Century entsprechend geäußert hätte, so berichtete er, habe er erboste Reaktionen erwartet. Statt dessen hätte er über 150 zustimmende Briefe von Wissenschaftlern aus aller Welt erhalten. (Siehe auch die Interviews mit Ellsässer und Stevenson in FUSION 3/1997.)

Russische Kernkraftwerke in China

Zwischen China und Rußland wurde zum Jahresende 1997 ein wichtiger Schritt bei der Verbesserung der Energieinfrastruktur unternommen. Am 29. Dezember nahmen in Beijing der chinesische Ministerpräsident Li Peng und der stellv. russische Ministerpräsident Boris Nemzow an der Unterzeichnung eines Kernenergiegeschäftes im Wert von 3 Mrd. Dollar teil. Die Vereinbarung umfaßt den Bau zweier Reaktoren russischer Bauart in der Hafenstadt Liangyungang in der chinesischen Provinz Jiangsu. Die Arbeiten sollen im Juni 1999 beginnen und 2005 abgeschlossen sein.

China investiert 750 Mrd. Dollar in Infrastruktur

Nach Darstellung des chinesischen Vizepremiers Li Lanqing werde China sein riesiges Infrastruktur-Entwicklungsprogramm weiterführen. Die finanziellen Probleme in Asien wirkten sich zwar auch auf China aus, betonte er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, aber sein Land werde Gegenmaßnahmen ergreifen, in deren Mittelpunkt der Plan stehe, in den kommenden drei Jahren umgerechnet 750 Mrd. Dollar in die Infrastruktur zu investieren. China strebe 8 % Wirtschaftswachstum an und wolle seine Wirtschaft „durch weitere 30–40 Jahre harte Arbeit modernisieren“. 1998 werde China die Entwicklung der verarbeitenden Industrie strikt kontrollieren. Gleichzeitig werde es selektiv die öffentlichen Ausgaben erhöhen für: Bewässerung und andere landwirtschaftliche Infrastruktur, Bau von Eisenbahnen, Fernstraßen und anderen Verkehrswegen, Umweltschutz, High-Tech-Industrieprojekte, technologische Modernisierung von Unternehmen sowie Wohnungsbau. Den Vorzug würden dabei die Gebiete im Landesinnern erhalten, und die Projekte würden zahlreiche Arbeitsplätze schaffen, sagte Li.