Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich am 9. Juli 2019 in einer Rede auf dem Global Manufacturing and Industrialisation Summit (GMIS) in Jekaterinburg darüber beklagt, „anstatt über die wesentlichen Themen der Klima- und Umweltagenda zu diskutieren, sehen wir leider oft nur offenen Populismus, unwahre Ansichten und, ich wage zu behaupten, Obskurantismus.“
Über 2500 Regierungsbeamte, Wirtschaftsführer, Wissenschaftler und NGO-Vertreter nahmen an dem dreitägigen Gipfel teil, der vom Ministerium für Energie und Industrie der Vereinigten Arabischen Emirate, der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO), dem russischen Ministerium für Industrie und Handel und der Roscongress-Stiftung organisiert wurde.
Putin sagte weiter:
„Die Dinge sind soweit gediehen, daß vorgeschlagen wird, den Fortschritt aufzugeben, was bestenfalls hieße, die heutige Situation festzuschreiben und einigen wenigen ein lokales Wohlergehen zu sichern. Gleichzeitig müßten sich Millionen von Menschen mit dem abfinden, was sie heute haben, oder besser gesagt, was sie heute nicht haben: Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, Bildung und anderen Errungenschaften der Zivilisation.
Solche überholten Ansätze sind eine Straße nach Nirgendwo. Sie können nur zu neuen Konflikten führen…
Absolutes, blindes Vertrauen in einfache, auffällige, aber unwirksame Lösungen können Probleme schaffen,… wie beispielsweise die völlige Ablehnung der Kern- oder Kohlenstoffenergie zugunsten der ausschließlichen Abhängigkeit von bestehenden alternativen Energiequellen. Wird es angenehm sein, auf einem mit Palisaden von Windturbinen und mehreren Schichten von Sonnenbatterien vollgestopften Planeten zu leben?…
Natürlich kann man niemandem verbieten, sich mit einem Tierfell zu kleiden oder in Höhlen zu leben, aber es ist unmöglich und sinnlos, zu versuchen, den menschlichen Fortschritt aufzuhalten…
Ich glaube, um sauberere Luft, sauberes Wasser und die Ernährung sicherzustellen, was auch eine bessere Lebensqualität und Langlebigkeit für Milliarden Menschen auf unserem Planeten bedeutet, müssen wir uns um radikal neue Technologien und leistungsfähigere und umweltfreundliche Anlagen bemühen. Solche hocheffizienten wissenschaftlichen, technischen und industriellen Lösungen werden uns dabei helfen, ein Gleichgewicht zwischen Biosphäre und Technosphäre herzustellen sowie die anthropogene Wirkung auf Natur und Umwelt zu minimieren und besser zu kontrollieren. Dazu gehören auch sogenannte naturähnliche Technologien, die natürliche Prozesse und Systeme entsprechend den Naturgesetzen reproduzieren.
Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, aber die Fusionsenergie, die tatsächlich dem ähnelt, wie in unserem Stern, der Sonne, Wärme und Licht produziert werden, ist ein Beispiel für solche naturähnlichen Technologien. Potentiell können wir uns eine ungeheure, unerschöpfliche und sichere Energiequelle nutzbar machen. Wir werden die Fusionsenergie jedoch nur erreichen und andere grundlegende Aufgaben lösen, wenn wir eine breite internationale Kooperation und Interaktion zwischen Regierungen und Unternehmen herstellen und die Bemühungen von Forschern vereinheitlichen, die unterschiedliche wissenschaftliche Schulen und Bereiche repräsentieren. Wenn technologische Entwicklung wirklich global wird, kann sie nicht durch Versuche aufgespalten oder eingeschränkt werden, den Fortschritt zu monopolisieren, den Zugang zu Bildung zu beschränken und neue Hindernisse für den freien Austausch von Wissen und Ideen aufzubauen.
Der Internationale Thermonukleare Experimentalreaktor (ITER) ist im übrigen ein wichtiges Beispiel für offene wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit. Wissenschaftler planen jetzt, ihn dazu zu nutzen, die kontrollierte thermonukleare Fusion zu erreichen. Unser Land beteiligt sich aktiv an diesem Projekt und ist jetzt bereit, vorzuschlagen, daß Rußlands wissenschaftliche Infrastruktur für gemeinsame Forschungen und gemeinsame wissenschaftliche Untersuchungen von internationalen Forschergruppen benutzt wird, die im Bereich naturähnlicher oder anderer Spitzentechnologien arbeiten, eingeschlossen besondere Großforschungsanlagen.
Mit ihrer Hilfe werden Wissenschaftler buchstäblich in der Lage sein, die Schöpfungsprozesse der Natur zu beobachten.“