Afrika wird die malthusianische Klima-Agenda der Milliardäre, die von einer „Klimakonferenz“ zur nächsten jetten, nicht akzeptieren. Im Gegenteil, unter den führenden politischen Strömungen des Kontinents wächst der Konsens, daß Afrika durch eine aggressive infrastrukturorientierte Entwicklungspolitik zum nächsten Wirtschaftswunder der Welt werden muß.
Der Schlüssel dafür ist Energie bzw. der von Lyndon LaRouche oft verwendete Begriff „Energiedichte“, d. h. Energie in immer höheren Formen, von menschlicher und tierischer Muskelkraft über Wind und Wasser bis hin zu Kohle, Kohlenwasserstoffen, Kernspaltung und Kernfusion. Afrika will diese höheren Energieformen zusammen mit einer modernen Infrastruktur von Straßen, Eisenbahnen und Stromnetzen für den Aufbau von Entwicklungskorridoren auf dem gesamten Kontinent nutzen, um die 54 souveränen Nationen Afrikas zu einer vollständig integrierten agro-industriellen Wirtschaft zusammenzuschließen. Die afrikanischen Staats- und Regierungschefs sind sich bewußt, daß sie das enorme Energiedefizit des Kontinents rasch überwinden müssen, wenn sie dieses Ziel erreichen wollen. Afrikas reiche Vorkommen an Kohle, Öl, Gas und Uran müssen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Fossile Brennstoffe zur Armutsbekämpfung
Anläßlich der Eröffnung der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai wandte sich Nj Ayuk, Vorstandsvorsitzender der Afrikanischen Energiekammer, in einem Meinungsbeitrag am 30. November 2023 auf africa.com ganz offen gegen das malthusianische Diktat der Klima-Oligarchen. Bei „allem Respekt für die Phänomene des Klimawandels“ lehne Ayuk den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ab:
„Die kohlenwasserstoffhaltigen Länder unseres Kontinents verdienen es, die gleichen Vorteile zu genießen, die die Industrienationen genossen haben, als sie die fossilen Brennstoffe unter ihrem Boden und vor ihren Küsten ausbeuteten und zu Geld machten. Die afrikanischen Staaten brauchen ihre fossilen Brennstoffe, insbesondere Erdgas, auch, um die lähmende Energiearmut zu lindern, unter der mehr als 600 Millionen Menschen leiden. Die Menschen in Afrika haben lange genug auf die Vorteile und Chancen der Modernisierung gewartet.“
Ayuks Äußerungen waren noch eher diplomatisch formuliert, verglichen mit der Stimmung auf der jährlichen Afrikanischen Energiewoche, die vom 16. bis 20. Oktober 2023 in Kapstadt stattfand. Diese von Ayuks Afrikanischer Energiekammer ausgerichtete Veranstaltung, auf der für den Ausbau der Öl-, Gas-, Kohle- und Atomenergie zur Industrialisierung Afrikas geworben wurde, war ganz offensichtlich ein Dorn im Auge der afrikanischen Klimaschutzlobby. Die südafrikanische Tageszeitung Daily Maverick sah sich zudem genötigt, die Konferenz in einem langen Artikel mit dem Titel „Afrika-Energiewoche: Wo die Klimawissenschaft den Gas- und Kohlegöttern weicht“ aufs Korn zu nehmen. Das Thema der Konferenz war „Die afrikanische Energie-Renaissance: Vorrang für Energiearmut, die Menschen, den Planeten, Industrialisierung und freie Märkte“. Fast alle afrikanischen Regierungen, Energieunternehmen und staatlichen Energiekonzerne nahmen teil. Die Daily Maverick schrieb dazu: „Die Redner wehrten sich vehement gegen die weltweiten Forderungen nach einer sofortigen Abkehr von fossilen Brennstoffen…“.
„Wenn die afrikanische Energierenaissance von Bedeutung sein soll, muß es Afrika erlaubt sein, seine natürlichen Ressourcen zum Wohle des Kontinents zu erforschen und zu nutzen. Dies sollte nicht für den Export in andere Länder geschehen, sondern zum Nutzen der afrikanischen Bevölkerung.“
Ein Panel trug den Titel „König Kohle ist zurück: Afrikas zukünftige saubere Kohleindustrie“. In seinem Schlüsselbeitrag zu dieser Runde sagte Dr. Zwanani Titus Mathe, Vorstandsvorsitzender des südafrikanischen Nationalen Energie-Entwicklungsinstituts: „Der Energiemix der Zukunft wird immer Kohle enthalten. Deshalb müssen wir weiter in Kohle investieren und Kohleforschung betreiben… Es ist ganz klar, daß der Grundlaststrom aus Kohle- und Kernkraftwerken kommen wird.“
Enobot Agboraw, Exekutivsekretär der Afrikanischen Kommission für Kernenergie, erklärte auf der Konferenz, daß angesichts der derzeitigen Energiearmut die Kernenergie mit ihrer langen Lebensdauer und Zuverlässigkeit eine wichtige Säule für eine Energiewende ganz anderer Art in Afrika darstelle.
Sayed Salah Eldin Motyaser Aly von der ägyptischen Kernkraftwerksbehörde informierte die Teilnehmer über die Fortschritte von El Dabaa, Ägyptens erstem Kernkraftwerk, das er als „den Beginn unserer zukünftigen Industrialisierung“ bezeichnete:
„Es hat die Möglichkeit für hochqualifizierte Arbeitsplätze und die Entwicklung lokaler Industrien geschaffen. Ägypten hat in viele Initiativen investiert, wie zum Beispiel in die eigens für El Dabaa eingerichtete Berufsschule sowie in ein Ausbildungsprogramm, das zusammen mit unserem strategischen Partner [Rußland] durchgeführt wurde, um sicherzustellen, daß wir über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um dieses Projekt voranzutreiben.“
Elektrifizierung Afrikas im nächsten Jahrzehnt
Alle nordafrikanischen Länder, darunter Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko, sind wichtige Produzenten und Exporteure von Öl und Gas, verfügen über eine 100-prozentige Elektrifizierung und verfolgen dabei eine ehrgeizige Wirtschaftsentwicklungspolitik. Im Gegensatz dazu sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara, die den Großteil der Fläche und der Bevölkerung des Kontinents ausmachen, die größte Region der Welt, in der nur ein winziger Teil der Bevölkerung überhaupt Zugang zur Elektrizität hat. In Niger sind es gerade mal 3 Prozent der Bevölkerung, im Tschad sind es 9, in Liberia 11 Prozent, in Burkina Faso 20 Prozent, in Mauretanien 30 Prozent, in Mali 40 Prozent und in allen anderen Ländern südlich der Sahara zwischen 30 bis 60 Prozent, mit Ausnahme von Südafrika. Nur in Südafrika haben zwar 95 Prozent der Bevölkerung Zugang zur Elektrizität, doch es gibt immer wieder Engpässe.
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur sind insgesamt 580 Millionen Afrikaner ohne Strom. Die am stärksten betroffenen Länder liegen in Zentralafrika. Dabei ist Afrika reich an Kohle, Öl, Gas und Uran, die aber meistens nur exportiert werden. Nigeria, der größte Erdölproduzent Afrikas, importiert trotz eigener Raffinerien nachgelagerte Erdölprodukte im Wert von 2 Milliarden Dollar.
In vielen afrikanischen Ländern, die Gas exportieren, sind große Landesteile nicht vollständig elektrifiziert. Das liegt vor allem daran, daß die Exporteinnahmen dieser Staaten zur Finanzierung ihrer Regierungen und zur Begleichung internationaler Schulden verwendet werden, anstatt diese zu entwickeln und eine moderne Landwirtschaft und Industrie zu ermöglichen.
Dies ändert sich nun rasch, da afrikanische Staats- und Regierungschefs angefangen haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und sich neuen Wirtschaftspartnern zuzuwenden, darunter Chinas „Belt and Road“-Initiative, Rußland und nun auch den BRICS, dem schnell wachsenden Zusammenschluß der Regierungen Brasiliens, Rußlands, Indiens, Chinas und Südafrikas. Auf dem letztjährigen BRICS-Gipfel in Südafrika und dem parallel stattfindenden Rußland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg waren zahlreiche afrikanischen Staats- und Regierungschefs vertreten.
Die BRICS beschlossen dort, Ägypten und Äthiopien als neue Mitglieder aufzunehmen, zwei der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas, die zudem eine sehr ehrgeizige Entwicklungspolitik verfolgen. Es besteht ein wachsender Konsens darüber, daß die sogenannte „Energiewende“ des Westens weg von fossilen Brennstoffen hin zu sogenannten „erneuerbaren Energien“ wie Wind- und Solarenergie die Armut in Subsahara-Afrika noch weiter verschärfen wird, indem sie diese Länder der Vorteile beraubt, die sich aus der Nutzung ihrer reichen Kohlenwasserstoffvorkommen für die Industrialisierung des Kontinents ergeben.
Die Karte (s. Abbildung 1) zeigt den Elektrifizierungsgrad auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Es sind viele Küstenländer Afrikas, die einen relativ hohen Elektrifizierungsgrad aufweisen, während die Binnenländer fast immer unter hohem Strommangel leiden. Entsprechend sieht auch die geographische Verteilung der Kohlenwasserstoffressourcen aus, die sich hauptsächlich in den Mittelmeerländern Nordafrikas und entlang der Küste Westafrikas befinden. In Ostafrika sind inzwischen neben den langjährigen Kohlenwasserstoffproduzenten Mosambik und Tansania weitere hinzugekommen. In jüngerer Zeit wurden auch weitere Vorkommen entlang der Ostküste sowie in Binnenländern wie Uganda und in der Sahelzone entdeckt. Kohle ist im südlichen Afrika reichlich vorhanden und trägt dazu bei, daß Südafrika zu 95 Prozent elektrifiziert ist. Führende afrikanische Organisationen versuchen, dieses Ungleichgewicht durch den Bau von Gaspipelines aus den westlichen Küstenländern in die Binnenländer zu beheben, um dort Strom und andere Energie zu erzeugen.
Panafrikanische Verbände wie die Organisation Afrikanischer Erdölproduzenten (APPO), die die 18 erdölfördernden Länder Afrikas vertritt, und die Afrikanische Energiekammer sind mit den Ländern bereits dabei, gemeinsam dieses Projekt voranzubringen.
Von fossilen Brennstoffen zur Kernenergie
Die Elektrifizierung Afrikas könnte in zwei Phasen erfolgen: die erste mit fossilen Brennstoffen und Wasserkraft, die zweite mit Kernenergie. Kohle und Gas bieten die schnellsten Möglichkeiten zur Stromerzeugung. Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GUDKW) können mit äußerer Hilfe innerhalb weniger Monate errichtet werden. Alle Hauptkomponenten werden dabei im Werk vorgefertigt und vor Ort nur noch montiert. Ein Beispiel: Im Jahr 2016 beauftragte Ägypten die Firma Siemens mit dem Bau des weltgrößten GUDKW mit der enormen Leistung von 14,4 Gigawatt (GW). Es wurde in nur drei Jahren errichtet und ging 2018 in Betrieb. Damit stieg die ägyptische Stromerzeugung auf mehr als 34 GW.
In den Regionen mit großem Strommangel werden erstmal wesentlich kleinere Anlagen benötigt. Während die Pipelines noch im Bau sind, könnten dort Kraftwerke und somit Stromnetze bereits errichtet werden. Das Verlegen von Pipelines ist keine Raketenwissenschaft, und afrikanische Unternehmen können mit eigenen Arbeitskräften diese Technik leicht beherrschen. Die Phase der Kernenergie wird zeitgleich beginnen müssen, da der Bau eines Reaktors in Ländern, die keine Erfahrung mit Kernenergie haben, 15 bis 20 Jahre dauert. Auch große Wasserkraftwerke benötigen lange Bauzeiten von bis zu einem Jahrzehnt.
Es gibt in Afrika zwar bereits viele Pipelines und Gasanlagen, aber die meisten sind für den Export bestimmt. In keiner von ihnen wird in Afrika produziertes Flüssiggas verarbeitet, um es in Länder wie Südafrika zu transportieren. Im folgenden werden Projekte beschrieben, mit denen Gas innerhalb Afrikas verteilt werden soll.
Bei einem Treffen des Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Energieforums (CABEF) im Januar 2023 wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Region Zentralafrika bis 2030 zu einer „energiearmutsfreien Zone“ zu machen. Zu den Unterzeichnern gehören die Organisation Afrikanischer Erdölproduzenten (APPO), Äquatorialguinea, Kamerun, Gabun, Tschad, die Demokratische Republik Kongo, die Republik Kongo und der zweitgrößte Erdölproduzent Afrikas, Angola. Ihre Idee ist es, ein zentralafrikanisches Pipeline-System namens CAPS zu schaffen, das Erdgas in ganz Zentralafrika verteilen würde, anstatt die geförderten Rohstoffe nur nach Europa und in den Westen zu exportieren und die Einnahmen zur Tilgung von Auslandsschulden zu verwenden. Das Projekt sieht den Bau von Gaskraftwerken, Raffinerien und Gasverflüssigungsanlagen vor. Mit der erzeugten Energie sollen nicht nur Haushalte, sondern vor allem das produzierende Gewerbe versorgt werden, das Ressourcen wie Eisenerz, Bauxit, Kupfer usw. verarbeitet, Stoffe also, die derzeit nur in Rohform exportiert werden. Der Plan sieht vor, eine 6500 Kilometer lange neue Pipeline durch elf afrikanische Länder zu verlegen.
Allein in Zentralafrika werden die Erdölreserven auf mehr als 31 Milliarden Barrel geschätzt, wobei sich fünf der zehn erdölproduzierenden Länder Afrikas in dieser Region befinden: Gabun, Republik Kongo, Äquatorialguinea, Tschad und Angola. Die China National Petroleum Corporation (CNPC) ist in den Ländern der Region stark engagiert.
Ende 2023 hatte der damalige Minister für Bergbau und Kohlenwasserstoffe Äquatorialguineas, Gabriel Obiang Lima, bei einem Treffen der Afrikanischen Energiekammern einen Zeitplan für das Projekt vorgestellt. Äquatorialguinea und Kamerun arbeiten bereits an der ersten Phase, bei der eine Verbindung über den Tschad entstehen soll. Ziel ist es, Energieknotenpunkte für den Import und Export von Kohlenwasserstoffen (insbesondere Flüssiggas) und Chemikalien zu schaffen. In diesen Knotenpunkten sollen auch Kraftwerke entstehen, die günstigen Strom für die energiearmen Länder im landeingeschlossenen Mittelafrika produzieren können.
Obiang Lima hat mit den Regierungschefs aller 11 Länder gesprochen und sich von der Africa EXIM Bank in Kairo die Finanzierung einer Studie für das Projekt gesichert. Der Minister stellte das Projekt auf der „MSGBC Oil, Gas & Power 2022“-Konferenz im Detail vor.
„Transformatives“ Stromprojekt in Westafrika
Weiter nördlich an der Westküste Afrikas soll die Erdgaspipeline Marokko-Nigeria gebaut werden, die 400 Millionen Menschen in Afrika mit Strom versorgen könnte (Abbildung 2). Das Projekt wurde von König Mohammed VI. von Marokko auf dem Afrikanischen Investitionsforum (AIF) im November 2023 in Marrakesch, als „transformativ“ bezeichnet. Es werde „die regionale wirtschaftliche Integration fördern [und] allen Ländern entlang der Pipeline-Strecke den Zugang zu verläßlicher Energieversorgung ermöglichen“.
Das Projekt wurde bereits 2016 vom marokkanischen König und dem damaligen nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari durch ein Abkommen zwischen der Nigerianischen Nationalen Erdölgesellschaft (NNPC) und der marokkanischen Kohlenwasserstoff- und Minenbehörde (ONHYM) angestoßen. Das geplante 5660 Kilometer lange Gasodukt würde Nigeria, Benin, Togo, Ghana, die Elfenbeinküste, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Guinea-Bissau, Gambia, Senegal und Mauretanien verbinden und in Nordmarokko und Südspanien enden. Es begänne eigentlich in Ghana, wo die bestehende westafrikanische Pipeline zwischen Nigeria, Benin, Togo und Ghana zur Zeit endet.
Alle beteiligten afrikanischen Länder haben bereits Vereinbarungen über ihre Beteiligung unterzeichnet. Machbarkeitsstudien und technische Untersuchungen, die von der Islamischen Entwicklungsbank und dem OPEC-Fonds für Internationale Entwicklung (OFID) finanziert werden, sind abgeschlossen oder in Arbeit. Obwohl noch kein Datum für den Baubeginn festgelegt wurde, steht das Projekt ganz oben auf der Agenda der marrokkanischen Regierung. Die Pipeline würde auch den Transport von Gas von der Pipeline an der Küste in die Binnenländer der Sahelzone erleichtern, die den niedrigsten Elektrifizierungsgrad in Afrika aufweisen.
Das Projekt ist Teil der kürzlich vom marokkanischen König angekündigten Initiative, alle afrikanischen Länder an der Atlantikküste durch Hafen- und Transportinfrastrukturen mit den Binnenländern in der Sahelzone und Zentralafrika anzuschließen.
In Ostafrika exportiert Mosambik, ein wichtiges Förderland, Erdgas bereits über bestehende Pipelines in die Nachbarländer Simbabwe und Südafrika. Weitere Pipelines sind in Planung. Am 10. November 2023 einigten sich Tansania und Uganda auf eine Machbarkeitsstudie für eine Gaspipeline, um die Projektstruktur, den Gasbedarf und die Dimensionen der Pipeline zu untersuchen.
Beide Regierungen sehen das Projekt als Teil der umfassenderen Energieintegrationsbemühungen in Ostafrika, die darauf abzielen, die regionale Energiesicherheit und wirtschaftliche Entwicklung zu verbessern. Darüber hinaus haben die Regierungen vereinbart, bei dem ostafrikanischen Rohöl-Pipeline-Projekt EACOP zusammenzuarbeiten, mit dem kürzlich in Uganda entdecktes Erdöl nach Tansania transportiert werden soll, um es auf den Weltmarkt zu bringen. Tansania und Kenia sollen in Kürze mit dem Bau einer 600 Kilometer langen Pipeline von Mombasa nach Daressalam beginnen, um tansanisches Gas nach Kenia zu transportieren.
Finanzierungsbank wird gegründet
Um dem Finanzierungsdruck durch westliche Geldgeber zu einem guten Teil zu entgehen, entsteht in Afrika eine neue eigene Bank, die Afrikanische Energie-Bank. Sie soll im Juni 2024 eröffnet werden. Sie wurde 2022 konzipiert und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Afrikanischen Export-Import-Bank (Afreximbank) und der APPO. Letztere hat das oben erwähnte CAPS-Pipelinesystem initiiert, erstere finanziert die Machbarkeitsstudie.
In einer Rede auf der Interafrikanischen Handelsmesse in Kairo am 16. November 2023 sagte Rene Awambeng, einer der Direktoren der Afreximbank:
„Der Vorstand der Afreximbank hat in Zusammenarbeit mit der APPO beschlossen, eine weitere Agentur zu gründen, die sich mit der Finanzierung des afrikanischen Energiebedarfs befassen wird. Wir befinden uns in der Endphase, um alle Genehmigungen zu erhalten, und es wird eine vertragliche Organisation sein. Wir werden drei Arten von Anteilseignern haben: die afrikanischen Ölförderländer, nationale Ölgesellschaften und afrikanische Investoren sowie internationale Investoren aus allen Bereichen.“
In einem Bericht des Business Insider Africa vom Mai 2023 wird der Generalsekretär der APPO, Dr. Omar Farouk Ibrahim mit den Worten zitiert, die Bank werde sich „hauptsächlich auf die Finanzierung von Öl- und Gasprojekten auf dem afrikanischen Kontinent konzentrieren, da die Mittel [aus dem Westen] versiegen“, wobei er insbesondere auf die Weltbank und andere internationale Finanzinstitutionen anspielte, aber auch auf private Fonds, die den Vorgaben des früheren britischen Zentralbankchefs Mark Carney zur „grünen Klimafinanzierung“ folgen. Ibrahim sagte, daß der Westen Finanzierungskanäle geschlossen hätte und daß „strengere Bedingungen gestellt werden […] als noch vor 20 oder 30 Jahren“.
Afrikas Aufbruch zur Kernenergie
Die Energieversorgung Afrikas mit Kernkraft hat bereits begonnen. In Südafrika ist ein von der französischen Firma Framatome (heute Areva) in Koeberg bei Kapstadt gebautes 970-Megawatt-Kernkraftwerk in Betrieb. Ein zweiter Reaktor ist in Planung. Da in Südafrika während des Apartheid-Regimes Atomwaffen gebaut wurden, verfügt das Land über fortgeschrittene nukleare Forschungskapazitäten. Bereits in den 1990er Jahren wurde das innovative Modell eines Kugelhaufenreaktors entwickelt, aber wegen mangelnder Finanzierung wieder eingestellt.
Dennoch entwickeln sowohl die dortige Regierung als auch private Interessenten die Technologie weiter. Das vielversprechendste Projekt wird von der Firma STL Nuclear betrieben. Sie hat einen modularen Hochtemperaturreaktor, den HTMR-100 (100 MW thermisch, 35 MW elektrisch), geschaffen – einen gasgekühlten Kugelhaufen-Hochtemperaturreaktor mit einem Brennstoffkreislauf auf Thoriumbasis. Dabei stehen die Bedürfnisse Afrikas im Vordergrund, wo Länder mit einer geringen Bevölkerungsdichte besser mit kleinen, netzunabhängigen Kraftwerken versorgt werden können.
Ägypten wird das zweite afrikanische Land sein, das ein Kernkraftwerk betreibt, wenn sein 4,8-Gigawatt-Kraftwerk El Dabaa, das vom russischen Nuklearunternehmen Rosatom gebaut wird, zwischen 2026 und 2027 in Betrieb geht. Als Ägypten beschloß, ein Kernkraftwerk zu bauen, verfügte das Land wie alle afrikanischen Länder mit Ausnahme Südafrikas über keinerlei nukleartechnische Kapazitäten. Der Weg dorthin hat fast 20 Jahre gedauert, woran sich andere Länder orientieren können. Viele Schritte mußten gemacht werden, wie die Schaffung einer Regulierungsbehörde und eines rechtlichen Rahmens, die Festlegung des Standorts, die Durchführung von Machbarkeitsstudien und viele mehr. Am wichtigsten ist die Ausbildung des wissenschaftlichen und technischen Personals für den Betrieb des KKW und der Aufbau der physischen Infrastruktur. Ägypten hat nicht nur mehrere hundert Studenten zur Aus- und Weiterbildung nach Rußland geschickt, sondern auch eine eigene Hochschule gegründet, um junge Ägypter in Nukleartechnik und -wissenschaft auszubilden. Erst nach diesen Vorbereitungen von mehr als einem Jahrzehnt erfolgte im Juli 2022 der erste Spatenstich für das Kernkraftwerk von El Dabaa. Inzwischen ist der Bau weiterer Einrichtungen geplant.
Dieser schwierige Prozeß hat andere afrikanische Länder nicht davon abgehalten, ebenfalls in die nukleare Zukunft aufzubrechen. Rußland und Rosatom wollen dabei eine führende Rolle übernehmen. Beim zweiten Rußland-Afrika-Gipfel im Juli 2023 in St. Petersburg standen Nukleartechnologien im Mittelpunkt der Beratungen. Rosatom hat nukleare Kooperationsabkommen mit Burkina Faso, Burundi, Kongo, Äthiopien, Ghana, Mali, Nigeria, Ruanda, Südafrika, Sudan, Tansania, Uganda, Sambia, Simbabwe und Ägypten geschlossen. Viele dieser Projekte werden sicher im Laufe der Zeit zum Bau von Kernkraftwerken in diesen Ländern führen.