Vom Gestern der 68er zur Zukunft der Menschheit
Von uns wird verlangt, ihren Tiraden zuzuhören: „Die Menschheit zerstört den Planeten!”, „Unsere CO2-Emissionen überhitzen die Erde unumkehrbar!“, „Alle Wissenschaftler sind sich einig: Wir müssen sofort handeln! Wer immer noch Fragen stellt, ist absolut unmoralisch und bösartig!“ Wirklich? Ist das auch ganz sicher? Was ist, wenn das alles ein Irrtum wäre? Wäre es wirklich das erste Mal in der Geschichte, daß ganze Nationen – ja sogar ganze Zivilisationen – ideologisch völlig falsch lagen, mit katastrophalen Konsequenzen? Wäre es deshalb nicht besser, lieber den Mut aufzubringen, einige unangenehme Fragen zu stellen, auch wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen? Sollten wir nicht, wenn die obigen Behauptungen falsch sind, lieber die Ursachen dieser Irrtümer verstehen, die zu einer so verdrehten Weltsicht geführt haben?
Diese Ursachen und ein tatsächlich wissenschaftliches, faszinierendes Verständnis der Natur und der Rolle des Menschen darin wollen wir in diesem Artikel darstellen.
Gleich zu Anfang die Frage: Woran liegt es eigentlich, daß sämtliche Klimamodelle falsch liegen?
Die obere (rote) Kurve in Abbildung 1 stellt den Durchschnitt der Vorhersagen von 102 Klimamodellen dar; die beiden unteren Kurven sind tatsächliche Beobachtungen durch Wetterballons und Satelliten. Henrik Svensmark – der eine aufschlußreiche Korrelation zwischen Wolkenbildung und kosmischer Strahlung nachgewiesen hat – bemerkte kürzlich, daß die Modelle ohne den CO2-Faktor in der Tat ziemlich nahe an den Beobachtungen lägen.1
In Abbildung 2 sind die Modelle zusammen mit den Beobachtungen sowohl mit (in rot) als auch ohne (in blau, gepunktet) Berücksichtigung des Treibhausfaktors (GHG, Green House Gases) dargestellt. Man sieht, daß die Modelle ohne Berücksichtigung des Treibhausfaktors Werte liefern, die nahe bei den Beobachtungen liegen, während sie fast immer zu warme Werte liefern, wenn die Treibhausgase miteinberechnet werden.
Wenn jemand beim Fußball derart daneben schösse, würde der Trainer ihn sofort auswechseln und ihm eine andere Sportart empfehlen. Unsere so umweltliebenden Politiker und andere „Experten“ meinen aber, sie spielten mit ihrer Treffsicherheit in der Spitzenliga. Ja, wenn unsere Götterdämmerungs-Klimapropheten recht hätten, müßte die Erde längst untergegangen sein, hätte nicht einmal eine Katze mit ihren neun Leben die apokalyptischen Klimaprognosen der letzten Jahrzehnte überlebt, geschweige denn die Menschheit.
Hier nur einige Stationen dieser erstaunlichen Weltuntergangsszenarien seit Anfang der 1970er Jahre:
- Life Magazine, 1970: „In einem Jahrzehnt werden Stadtbewohner Gasmasken tragen müssen, um die Luftverschmutzung zu überleben… Bis 1985 wird das Sonnenlicht, das die Erde erreicht, wegen der Luftverschmutzung um die Hälfte reduziert sein…“
- Washington Post, 1971: „Anhaltende Emissionen über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren könnten ausreichen, um eine Eiszeit auszulösen.“
- Newsweek, 1975: „Die zentrale Tatsache ist, daß… das Erdklima sich abzukühlen scheint.“
Doch in den 1980er Jahren findet ein Umschwung statt, und mit der gleichen moralischen Unfehlbarkeit wird plötzlich das genaue Gegenteil behauptet:
- Associated Press, 1989: „UN-Vertreter sagt Katastrophe voraus… Ganze Nationen könnten durch steigende Meeresspiegel von der Erdoberfläche verschwinden, wenn die Klimaerwärmung nicht bis zum Jahr 2000 umgekehrt wird.“
- The Miracle Planet, 1990: „Madagaskar wird in fünf Jahren weitgehend verschwunden sein, wenn nichts passiert. Und es passiert nichts.“
- Michael Oppenheimer, The Environmental Defense Fund, 1990: „Im Jahr 1995 dürfte der Treibhauseffekt das Landesinnere von Nordamerika und Eurasien durch entsetzliche Dürren verwüstet haben, die Ernteausfälle und Hungeraufstände auslösen… Die mexikanische Polizei wird illegale amerikanische Flüchtlinge festnehmen, die nach Mexiko strömen, um Arbeit als Erntehelfer zu finden.“
- Die US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, MLKShow, 2019: „…Die Welt wird in zwölf Jahren untergehen, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen.“
Trotz solcher haltlosen Vorhersagen hat das Selbstvertrauen der Klimakämpfer nicht gelitten, und mit noch größerem Stolz erklären sie jetzt den heiligen Krieg gegen die CO2-Sünder dieser Welt. Dies erinnert an die Hexenverfolgungen während der kleinen Eiszeit – auf dem Scheiterhaufen verbrannt als Verantwortliche für den Temperatursturz! Der einzige Unterschied zu heute ist, daß es damals tatsächlich eine große Klimaveränderung gab – ausgelöst durch die geringe Aktivität der Sonne während des sogenannten „Maunder-Minimums“. Das passiert, wenn Ideologie und nicht Wissenschaft den Ton angibt.
An dieser Stelle sei auch kurz angemerkt, daß die Zahl der angeblich „97 % aller Wissenschaftler, die den menschengemachten Klimawandel befürworten“ auf einer sophistischen Verzerrung der Realität beruht. Die vielfach beschworenen „97 %“, die aus einer Studie von John Cook stammen, sind eine Zusammenstellung von ungefähr 12.000 Fachbeiträgen über das Klima. Dabei behandeln etwa 8000 dieser Schriften den menschengemachten Klimawandel gar nicht und gehen deshalb gar nicht in die Prozentzahl mit ein.2 Von den restlichen sprechen sich fast 3000 nur „implizit“ für die Theorie eines menschengemachten Klimawandels aus. Es sind also auch viele Schriften darunter, die eine menschengemachte Erwärmung lediglich annehmen und sich bloß mit dem „Was wäre, wenn“ beschäftigen, keinesfalls jedoch mit der Verifizierung der Theorie selbst.3 Außerdem befinden sich darunter auch Schriften von Wissenschaftlern, die diese These gar nicht unterstützen. Beispielsweise sind Beiträge des israelischen Wissenschaftlers Nir Shaviv – der im Bundestag Ende 2018 gegen die These vom menschengemachten Klimawandel aussagte4 – in diese Liste mit aufgenommen. Es handelt sich hier also um politischen Sophismus – nicht um eine wirkliche statistische Aussage.
Aber wenn alles so verkehrt ist, woher kommt dann diese verbreitete, fundamentalistische Weltuntergangshaltung? Wie ist es möglich, daß Bevölkerungen und Regierungen der Welt so schrecklich falsch liegen können? Bevor wir dies beantworten, müssen wir fragen, was die Annahmen sind, die einem derart verdrehten Bild von Mensch und Natur zu Grunde liegen.
Zwei Bilder der Natur
Wie sieht also das Naturverständnis aus, das unsere Umweltromantiker predigen und womit sie sogar Patente auf die Gesetze der Natur fordern? Die Natur befindet sich für sie in einem vollkommenen, wenngleich anfälligen Gleichgewicht, das bereits über Hunderte von Millionen Jahren andauert und in dem jedes Lebewesen eine unverzichtbare Rolle zu spielen hat – eine genau abgestimmte Harmonie. Aber nun tritt der Mensch auf die Bühne der Natur und zerstört mit Gewalt dieses wunderbare Idyll! Die aggressive Ausdehnung von Landwirtschaft und Viehzucht, industrieller Lärm und Schmutz, die künstlichen wissenschaftlichen Erklärungen über die Mystik der Natur, das Niederreißen der natürlichen irdischen Grenzen durch die Raumfahrt – all dies bringt das raffinierte, künstliche Uhrwerk aus dem Gleichgewicht und ruiniert damit die jahrtausendelangen Anstrengungen von Mutter Natur!
Stimmt aber dieses Bild mit der Natur überein, wenn wir es genauer betrachten? Oder beschreibt es nicht viel mehr die psychologische Projektion eines schizophrenen Romantikers auf einen Naturzustand, der sich vermeintlich einer konstanten Bedrohung durch die wissenschaftliche Realität ausgesetzt sieht?
Wenn wir die Entwicklung der Natur über Millionen von Jahre betrachten, stellt man schnell fest, daß wir es nicht mit einem Gleichgewicht, sondern mit einem sich ständig verändernden System zu tun haben. Die zu Recht beeindruckende natürliche Harmonie ist kein „perfekter Gleichklang“, sondern eher eine Bachsche Komposition konstanter Entwicklung und Transformation. Veränderung und das Streben nach Verbesserung – d. h. Evolution – scheinen das eigentliche Gesetz der Natur zu sein. Die Existenz einzelner Lebewesen ist nur insofern wichtig, wie sie zur übergeordneten Entwicklung der Evolution beitragen; die Tatsache, daß die Natur während der Evolution bereit war, 80–90 % aller Arten zu opfern, weil dies für die Gesamtheit einen Fortschritt bedeutete, ist der Beweis dafür.5 Fortschritt bedeutet hier offenbar eine Steigerung der Fähigkeit, die Umwelt zu transformieren, damit sie höhere Lebensformen unterstützen kann. Dies drückt sich z. B. in der ständigen Steigerung des Stoffwechseldurchsatzes der Organismen aus.6 Nicht Anpassung also, sondern Transformation der Umwelt und Expansion der Arten sind die „Naturgesetze“ des Lebens.
Mit dieser Entwicklung – aus den Tiefen des Meeres ans Land und in die Luft – geht auch ein weiteres Charakteristikum einher: die Einverleibung der Eigenschaften der Umwelt in die Organismen selbst.
Als es noch ausschließlich einzelliges Leben tief in den Meeren der Erde gab, bedeutete Zellteilung stets die Entstehung eines neuen Organismus; mit der Weiterentwicklung des Lebens fand dieser Prozeß jedoch nun innerhalb des Organismus selbst statt und ermöglichte dadurch ganze Gruppen neuer Arten. Doch hatten diese Lebensformen noch keine motorischen Fähigkeiten – keine Glieder, mit denen sie sich bewegen konnten – und wurden von den Strömungen des Meeres hin und her bewegt. Allmählich bildeten sich Flossen und Schwänze, womit sie nun selbst bestimmen konnten, wohin sie sich bewegen wollten. Ihre Eier, die keine harte Schale hatten, konnten relativ leicht mit der Umwelt interagieren und wurden erst nach der Eiablage befruchtet. Als das Leben schließlich auf das Land überging, nahmen die Organismen das Meeresmilieu gewissermaßen mit sich, von einer stärkeren Außenhaut geschützt (siehe Abbildung 3). Die Eier bekamen härtere Schalen, und der Befruchtungsprozeß fand nun auch innerhalb des Organismus statt. Bis zum Aufkommen der Säugetiere war die Körpertemperatur von der Umwelt abhängig; deren Regulierung wurde nun auch in den Organismus selbst aufgenommen, und nicht nur die Befruchtung, sondern auch die Entwicklung des Embryos fand dann innerhalb des Organismus statt.
Wir sehen also erneut nicht eine zunehmende Anpassung an die Umwelt, sondern im Gegenteil eine wachsende Unabhängigkeit, zusammen mit einer zunehmenden Dominanz der Lebewesen über ihre Umwelt.
Mit dem Auftreten des Menschen scheint in die Evolution nun der ultimative Einschließungsprozeß stattgefunden zu haben: das Evolutionsprinzip selbst wurde in einer einzigen Art eingeschlossen, die ihr Einwirkungspotential auf die Welt vergrößern kann, ohne erst auf die Weiterentwicklung der Biologie warten zu müssen. Das erinnert stark an die letzte Wiederholung des Themas in einer „klassischen“ Komposition, die nicht nur das Potential der Gesamtkomposition enthält, sondern dessen tiefste und wahrste Bedeutung darstellt.
Die Wissenschaft und das technologische Können des Menschen ist also nichts Unnatürliches, sondern das Natürlichste von allem – eine Reflexion der primären, ontologischen Existenz des Lebens: die fortschreitende Evolution. Diese zu stoppen und zu verlangen, daß ein gegebenes Stadium für immer konserviert werden müsse – auch wenn es noch so schön erscheinen mag – wäre vergleichbar mit dem Verbot, daß J. S. Bach seine Stücke nicht in mehr als einer Tonart komponieren dürfte.
Ein grausames Argument
Eine Stimme wendet hier ein gewichtiges „Aber“ ein, das wir beantworten müssen, wenn nicht unsere gesamte vorherige Darstellung zusammenbrechen soll. Projizieren wir nicht auch? Ist diese fortschrittsorientierte Sichtweise der Natur nicht bloß eine Widerspiegelung unserer Subjektivität? Jedoch: Kann es überhaupt einen Zeitpunkt geben, an dem wir nicht unsere eigene Ansicht projizieren? Sind wir nicht immer „innerhalb“ unseres eigenen Geistes? Und wenn das so ist, können wir dann überhaupt etwas wissen?
Solche Argumente ließen sich sogar mit geometrischen Beispielen untermauern. Stellen wir uns vor, daß eine Ebene und eine Kugeloberfläche gefragt würden, wie groß die Winkelsumme in einem Dreieck sei. Die Ebene würde antworten, daß diese Summe immer 180 Grad sei, während die Kugeloberfläche dem widersprechen und darauf beharren würde, daß die Summe immer größer als 180 Grad sein müsse (Abbildung 4). Würden sie nicht beide recht haben? Und wie steht es mit parallelen Linien? Die Ebene würde mit absoluter Überzeugung verkünden, daß sich diese nie treffen könnten, wohingegen die Kugeloberfläche mit demselben Selbstvertrauen darauf beharrte, daß sie sich an den „Polen“ schneiden müßten. Haben sie hier nicht ebenfalls beide recht? Hat nicht jede ihre eigene „Wahrheit“?
Bleibt es also ganz dem Geschmack eines jeden überlassen, ob der Mensch ein destruktives, tödliches Virus inmitten des kunstvollen Meisterwerks der Natur darstellt, oder ob sein Fortschritt die natürliche Weiterentwicklung der Natur selbst ist? Wie können wir dieses Argument des Relativismus aus der Welt schaffen? Und wenn dies nicht möglich ist, wie kann man sich dann anmaßen zu behaupten, den zukünftigen Weg unserer Gesellschaft zu kennen? Wir müßten uns dann selbst dem Meer des Relativismus überlassen und uns – ohne Karte oder Kompaß – von der blinden Strömung auf immer und ewig treiben lassen.
Wie weiß man etwas?
Bevor wir den nächsten Schritt tun, sei angemerkt, daß Geometrie im Grunde eine Sprache ist, die genauso gut – oder schlecht – wie jede andere Sprache zu Erkenntnissen führen kann. Platons profunde Gedanken, aber genauso die Betrügereien der Sophisten sind in Altgriechisch ausgedrückt worden. Die englische Sprache beinhaltet sowohl Shakespeares schöne Dichtung, als auch Benthams hedonistischen Kalkulus. Und auf deutsch sind sowohl Schillers erhabene Dramen, als auch Nietzsches pessimistische Philosophie geschrieben worden. Die Wahrheit liegt nie in dem Ausdrucksmedium an sich.
„Gebt mir einen festen Punkt“, sagte Archimedes, „und ich hebe die Welt aus den Angeln.“ Wo ist unser Fundament, unser fester Punkt? Wo finden wir unsere Karte und unseren Kompaß? Nehmen wir wie im klassischen Deutschland vor uns Gottfried Wilhelm Leibniz zu Hilfe:
„Ein Geschöpf ist vollkommener als ein anderes, sobald man an ihm etwas findet, das den vollständigen rein aprioristischen Grund dessen abgeben kann, der an einem anderen geschieht und deshalb sagt man, es wirke auf dies andere.“7
Nehmen wir noch einmal unser musikalisches Beispiel zu Hilfe. Bachs Kompositionen können nicht nach den einzelnen Noten oder vom Standpunkt der Tonarten verstanden werden, die bloß Phasen einer übergeordneten Entwicklung darstellen. Die Idee – die Einheit –, die die Entfaltung der Komposition bestimmt, transzendiert die einzelnen Elemente, und ihre „Bedeutung“ ist nur in der Komposition als Einheit zu finden. Die übergeordnete Idee ist deswegen „vollkommener“ als ihre Einzelteile, weil sie die Grundlage für deren Existenz bildet (d.h. sie kann diese a priori erklären), wohingegen die Teile als isolierte Größen weder die Existenz des Ganzen noch ihre eigene Existenz erklären können.
Dies gilt auch für die Evolution. Jeder Organismus hat eine Rolle in der Evolution als Gesamtheit zu spielen, aber das Lebewesen selbst, ob Hund, Fisch oder Reptil, hat keine Möglichkeit, seine eigene Rolle zu erfassen. Nur aus der Gesamtsicht des Evolutionsprozesses heraus kann seine jeweilige Rolle als notwendiges Stadium in der übergeordneten Entwicklung verstanden werden. Die Gesamtheit ist also wichtiger – „vollkommener“ – als die einzelnen Elemente, und dies ist es, wonach wir uns richten müssen. Nur der Mensch – die einzige kognitive Art, die wir kennen – besitzt das Potential, sich diesen Entwicklungsprozeß bewußt zu machen und auf dieser Grundlage zu handeln, und ist deswegen in der Konsequenz vollkommener als alle anderen Gattungen.
Um vollständig sicher zu sein, sollten wir die Frage noch aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten, um damit hoffentlich den Nebelschleier des Kulturrelativismus für immer zu vertreiben.
Der Leibniz des 20. Jahrhunderts, Lyndon LaRouche, definierte mit seinem Konzept der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte eine neue Wissenschaftsmethode dafür, wie der systemische Effekt des Menschen (durch menschliche Entdeckungen und Einsichten) in und auf das physikalische Universum gemessen werden kann. Wenn wir solche neuen Einsichten in die Prozesse des Universums gewinnen, schließen wir – genauso wie das Leben – diese Prozesse in unsere Tätigkeit mit ein und erhöhen dadurch sowohl unsere Unabhängigkeit, als auch unsere transformative Wirkung auf die Umgebung, z. B. durch die Entwicklung neuer Technologien. Als Beispiele hierfür können die Entdeckungen astronomischer Zyklen als Grundlage für die Landwirtschaft, der Rotation als Komponente im Maschinenbau, des Leibnizschen Vis-Viva-Begriffs als Grundlage für die Entwicklung der Dampfmaschine8 und Mendelejews harmonisches Konzept der Elemente als Basis für das Verständnis aller chemischen Prozesse dienen. Die Tatsache, daß solche Einsichten – die übrigens weder Masse noch Energie haben – unsere Macht über die Prozesse des Universums steigern, belegt, daß wir notwendigerweise mehr in Übereinstimmung mit den zugrundeliegenden Gesetzen des Universums handeln, als dies ohne diese Entdeckungen der Fall wäre. Wie wäre es sonst möglich, unsere Wirkung im und auf das Universum zu erhöhen?
Was also ist der Unterschied zwischen den zwei gegenteiligen Hypothesen?
Die Hypothese der Umweltbewegung verbietet das menschliche Eingreifen in die Natur und deren Veränderung; sie ist bestrebt, diese Wirkungen zu minimieren, d. h. sie strebt danach, die Kontrolle des Menschen über das Universum zu minimieren und, als logische Folge davon, die Verletzlichkeit der Umwelt zu maximieren. Dies rührt von einer falsch verstandenen, romantischen „Adam-und-Eva“-Vorstellung her; solange man Mutter Natur verehre und die Finger vom „Baum der Erkenntnis“ lasse, werde sie uns alles zukommen lassen, was wir begehren.
Die andere Hypothese sucht die systemische Kontrolle des Menschen über die Prozesse des Universums zu maximieren, durch – wie im Evolutionsprozeß selbst – die sukzessive Ein- bzw. Erschließung aller in die Reichweite der Menschheit fallenden Aktionsräume; der Mensch wird einen immer größeren Teil des Universums kontrollieren. In religiöser Begrifflichkeit würde man sagen, daß unsere Gesellschaft in einen zunehmenden Einklang mit der Absicht des Schöpfers – Seiner „Sichtweise“ – gebracht wird. Wir wissen also, daß diese letzte Hypothese näher an der Wahrheit ist, weil sie, im diametralen Gegensatz zu der des Umweltromantikers, unsere systemische Macht im Universum erhöht. „In Harmonie mit der Natur“ zu sein, bedeutet also keineswegs eine Verminderung unseres Einflusses, sondern im Gegenteil eine Erhöhung. Macht und Harmonie sind hier vollständig deckungsgleiche Begriffe.
Aber wenn der Fortschritt des Menschen das Natürlichste überhaupt ist, woher kommt dann diese aggressive antinatürliche Einstellung der Umweltbewegung? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir etwas tiefer in die Geschichte zurückblicken.
Die paradigmatischen 68er
Die Umweltbewegung ist nichts Neues unter dem historischen Sternenhimmel, belegt hier mit einem Bruchstück eines epischen Gedichts aus dem antiken Griechenland:
„Es gab eine Zeit, da zahllose Menschenstämme, trotz weiter Verstreutheit die Oberfläche der fruchtbaren Erde bedrückten, und Zeus sah dies und hatte Mitleid, und sein weises Herz beschloß, die alles ernährende Erde vom Menschen zu entlasten, indem er den harten Kampf des trojanischen Krieges verursachte, auf daß die Last des Todes die Welt entleere. Und die Helden wurden in Troja erschlagen, und Zeus‘ Plan erfüllte sich.“9
Die heutigen Anhänger dieser alten Überbevölkerungs-Ideologie sind nicht wie eine Graswurzelbewegung organisch gewachsen, sondern künstlich von der oligarchischen „Krone“ des Baumes zu diesem Denken gebracht worden; durch den 1001 Club, den WWF u. a. bekommen die Wurzeln ihre finanzielle und ideologische Nahrung.10 Erschaffen von einer Elite, die sich im Licht des Olymps sonnt, die Bevölkerung als notwendiges Vieh hält und mit Zeusschen Methoden kontrolliert. Im Gegensatz dazu steht die Idee des Humanismus, die den Menschen als prometheisches Vernunftwesen betrachtet, dem die Fähigkeit gegeben ist – ja sogar die Mission –, den universellen Schöpfungsprozeß weiterzuentwickeln. Dies war und ist bis zum heutigen Tage der Hauptkonflikt in der Menschheitsgeschichte.
Im Zeitalter der Moderne, d. h. seit der italienischen Renaissance, tritt dieser Konflikt im Kampf zwischen dem amerikanischen Prometheus und dem britischen Olymp wieder hervor. Die Amerikanische Revolution, von humanistischen Kreisen in Europa unterstützt, war kein spontaner Zwist um Tee, sondern die Kulmination eines jahrhundertelangen Kampfes zwischen diesen zwei diametral entgegengesetzten Philosophien über die Natur des Menschen.11 In Europa fand die humanistische Idee besonders durch Moses Mendelssohn, Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven – quasi die „Studenten von Bach und Leibniz – ihren höchsten Ausdruck im klassischen Deutschland. Diese Leibnizsche Allianz zwischen Deutschland und den USA, veranschaulicht z.B. durch Benjamin Franklins Besuch bei Abraham Kästner und R. E. Raspe in Deutschland, bildete das Rückgrat unserer westlichen Zivilisation in der jüngeren Geschichte.12 Der wirtschaftliche Höhepunkt dieser Entwicklung wurde durch Bismarcks Einführung des „Amerikanischen Systems“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa erreicht – eine internationale Allianz, damals durch die Kreise um Henry C. Carey geleitet.13 Doch durch zwei Weltkriege, die Politmorde der 1960er Jahre in den USA und besonders durch die 68er-Revolution wurde dieses geschichtliche Rückgrat kulturell und institutionell gebrochen, und auf beiden Seiten des Atlantiks verblaßte die Verbindung zur prometheischen Natur und damit zur eigenen kulturellen Souveränität.
Unter Franklin Roosevelt blühte der Humanismus in den USA nach 30 Jahren anglophiler Politik wieder auf, und Churchill mußte sich anhören, wie Roosevelt die ehemaligen Kolonien zu befreien und zu entwickeln plante.14 Doch diese Intention starb mit Roosevelt, und amerikanische Soldaten, die mehr oder weniger bewußt diese Vision mit dem Präsidenten teilten, kehrten nach dem Krieg in eine ihnen fremd gewordene Gesellschaft zurück, die unter das Banner des Antikommunismus gefallen war. Das Vertrauen in eine bessere Zukunft wurde ersetzt durch Mißtrauen und durch die Furcht, Status und gesellschaftliche Sicherheit zu verlieren.
Unter diesen Bedingungen wuchs nun die Babyboomer-Generation der 68er auf. Mit der ständigen Atomkriegsgefahr im Nacken mußte eine moralisch verunsicherte Generation mit ansehen, wie wichtige moralische Führungspersönlichkeiten ermordet wurden – scheinbar ohne Sinn oder Erklärung. Diese Umstände erzeugten einen Schockeffekt, der zur Flucht aus einer Realität führte, die zu schrecklich zum Begreifen war. Dionysische Ausschreitungen mit Hilfe psychotropischer Substanzen, sexuellen Neuerfindungen und lärmender Rockmusik waren Ausdruck dieser schizophrenen Flucht, die der Jugend zunehmend die Besinnung raubte.
Robert F. Kennedy, der Bruder des getöteten Präsidenten, äußerte sich, bevor er selbst auch ermordet wurde, folgendermaßen zu diesen neuen Entwicklungen:
„Ich denke, dies ist die eigentliche Erklärung [des Phänomens] der Hippies. Sie kamen zu dem Schluß, daß sie ihr eigenes Leben nicht beeinflussen können und daß sie die Gesellschaft nicht beeinflussen können… deshalb schalteten sie ab. Sie zogen den Vorhang runter und sagten, wir können zwar nicht von der Erde weg, aber wir verlassen sie soweit wie möglich.“
Ein derartiges „Paralleluniversum“ entwickelte sich auch in Deutschland, wo die einmal erhabene klassische Kultur durch Hyperinflation und wirtschaftliche Zerstörung geschwächt war, ein Deutschland, das in zwei Weltkriegen zerrieben wurde und sich nun gefallen lassen mußte, daß anglo-amerikanische Kreise die gleichen Nazi-Netzwerke reaktivierten, die schon einmal den Terror in der Welt und in der deutschen Bevölkerung verbreitet hatten. Dabei spielten deutsche Nachrichtendienste eine wichtige Rolle, Netzwerke, die durch ihre Vergangenheit leicht erpreßbar waren.15 Die große Unzufriedenheit, die damals in der Bevölkerung herrschte, war nur zu verständlich, aber anstatt die klassische, humanistische Tradition Deutschlands wiederzubeleben, kippten die 68er „das Kind mit dem Bad“ aus. Wie ihre Gesinnungsgenossen in Amerika lehnten sie die Idee einer geschichtlichen Identität ab und überließen sich stattdessen dem Wahn des sinnlichen Hier und Jetzt – als ob es eine isolierte, von Vergangenheit und Zukunft abgetrennte Sphäre gäbe – und tauchten in dunkle dionysische Strömungen ein.
Sie lehnten nicht nur eine historische Identität ab, sie lehnten auch die Zukunft ab und verweigerten damit den kommenden Generationen ihre Existenzberechtigung. Es gab für sie schlicht keine Zukunft, ihre eigene Existenz konnte nur durch die absolute Verneinung jedweder geschichtlichen Realität gerechtfertigt werden. Dies war nicht bloß eine persönliche „Meinung“, kein bloßer passiver Standpunkt. Die Zukunft wurde sogar zur Bedrohung für die eigene Identität, und alle Ideologien und politischen Initiativen, die die Zukunft zersetzen oder sogar völlig zerstören würden, wurden zum ideologischen Zufluchtsort der 68er. Die „grüne“ Ideologie der Umweltbewegung ist genau das: eine Rechtfertigung für die Zerstörung der Zukunft. Das ist das Paradigma der 68er, und mit genau diesem sehen wir uns heute konfrontiert.
Gibt es eine Zukunft?
Es ist höchste Zeit, dieser menschenverachtenden Ideologie mit ganzer Entschlossenheit eine Absage zu erteilen – nicht bloß mit einzelnen, „objektiven“ Argumenten, sondern in seiner Gesamtheit. Es gilt, sie mit ihren Wurzeln auszureißen, damit ein solcher Baum nie wieder nachwachsen kann. Wir können die Zukunft nur meistern, wenn sich auf der ganzen Welt die erhabenen Ideen des Humanismus durchsetzen.
Wie muß die Zukunft aussehen? Wird sie im Einklang mit den oben dargestellten Naturgesetzen sein? Wir können zwar nicht behaupten, die ganze Antwort zu kennen, doch gewisse Aspekte lassen sich mit Sicherheit aufzeigen. Wir Menschen können das Universum verstehen, weil jedes ihm zugrundeliegende Gesetz mit unserer Seele harmoniert. Indem wir einen immer größeren Teil des Universums in unser Wissen einschließen und Verantwortung dafür übernehmen, wird sich unser Wirken – und all das Leben, das wir dabei mitnehmen – nicht bloß über diesen Planeten ausbreiten. Es wird mehr und mehr zunächst in unser Sonnensystem und dann auch darüber hinaus bis ins jetzt noch Unbekannte expandieren. Und je mehr wir uns in dieses Unbekannte hinauswagen, desto mehr fangen wir an zu verstehen, daß uns dort keine bedrohliche Finsternis erwartet, sondern im Gegenteil ein uns freundlich gesinntes, allumfassendes Vermögen, das unser bester Freund ist. Wir werden erkennen, daß wir, je mehr wir uns in dieses Unbekannte hinauswagen, immer tiefere Erkenntnisse über die Gesetzmäßigkeiten des Universums und über die wahre Natur unserer eigenen Seele erlangen können.
Dieses Bild soll mit einigen Zitaten aus der „Zukunft“ – von der erfolgreichen Mondlandung der Apollo-Astronauten – abgerundet werden:
„Wenn das Sonnenlicht durch die Schwärze des Weltraums scheint, war es schwarz, ich aber war im Sonnenlicht und konnte auf diese Schwärze blicken. Worauf schaut man da? Man hat das Universum in der Unendlichkeit des Weltraums und der Unendlichkeit der Zeit eingefangen. Ich betrachtete etwas, das Weltraum genannt wird und kein Ende hatte, und etwas, das Zeit genannt wird und keine Bedeutung hatte. Man kann sich wirklich darauf konzentrieren, weil dort draußen dieser Planet ist; ein Stern mit dem Namen ,Erde’, der sich selbst innerhalb dieser Schwärze befindet, der aber beleuchtet ist, weil das Sonnenlicht auf ein Objekt trifft – auf etwas, das ,Erde’ genannt wird. Und es ist keine feindliche Schwärze. Vielleicht ist sie nicht feindlich wegen der Schönheit der Erde, die ihr irgendwie Leben gibt.“
„Ich fühlte mich dort sehr willkommen und [daß] der Mond seit Tausenden von Jahren auf uns gewartet hat; Millionen von Jahren vielleicht, wenn nicht irgendwann schon jemand vor uns hier gewesen ist, das ist möglich – obwohl wir keinen wirklichen Hinweis darauf gefunden haben. Ich fühlte mich, als wäre ich der einzige dort, aber nicht als Fremder, der in das Gebiet eines anderen eindringen würde. Ich fand den Mond nicht feindlich, ich fand ihn sehr majestätisch schön.“
„Okay Houston, während ich mich hier draußen in den Wundern des Unbekannten und Berauschenden befinde, stelle ich fest, daß es eine fundamentale Wahrheit über unsere Natur gibt: der Mensch muß forschen!“
„Tatsache ist, daß sich die Evolution jetzt im Weltraum befindet, genauso wie auf der Erde. Damit hat der Mensch gezeigt, daß die Menschheit als Gattung willens ist, in einer Umwelt zu leben, die völlig verschieden von derjenigen ist, in der er sich entwickelt hat… Die Kurve der menschlichen Evolution wurde gebeugt.“16
Dies ist bloß ein kleiner Augenblick in der fortwährenden Inspiration, die uns und die zukünftige Menschheit erwartet. Diese Zukunft kann schöner, faszinierender, erfreulicher werden als alles, was die gesamte Menschheit bislang erlebt hat. Mit der Neuen Seidenstraße, mit einem erneuten Optimismus für die Raumfahrt und mit einem Durst nach dem Wahren und Schönen in der menschlichen Natur stehen wir auf der Schwelle zu einer neuen Ära. Das Potential hierfür ist sichtbar für alle, die es sehen wollen. Ob es uns gelingt, diese fröhliche, menschliche, unbegrenzte Zukunft zu realisieren, oder ob sich die unnatürliche und menschenverachtende Dunkelheit des grünen Pessimismus ausbreitet, das, lieber Leser, liegt auch in Ihrer Hand.
1. Vortrag von Henrik Svensmark am Nærum Gymnasium 28.08.2017 (auf Dänisch): https://www.youtube.com/watch?v=lGaJvVoLsuM
2. Im folgenden Artikel sind eine Reihe Referenzen zu finden: https://climatechangedispatch.com/when-32-6-becomes-97-the-bald-faced-lie-that-changed-the-western-world.html/
4. Nir Shaviv im Bundestag: https://www.youtube.com/watch?v=xnfePfom8aw
5. Eines der besten Beispiele hierfür ist die große Sauerstoffkatastrophe, die vor ungefähr 3 Mrd. Jahren stattfand, als durch die erstmalige massenhafte Freisetzung von O2-Molekülen (Photosynthese) ein Massensterben vieler Arten einsetzte.
6. Siehe ”The Ecology of Anti-Entropy”: https://www.youtube.com/watch?v=987u-fOThbE
7. Gottfried W. Leibniz, Monadologie.
8. Leibniz’ Darstellung von Vis Viva als m · v² (im Gegensatz zu Descartes’ m · v) ist die Grundlage für das Funktionieren der Dampfmaschine, bei der die Geschwindigkeit der kleinen Partikel plötzlich eine viel wichtigere Rolle spielt. Siehe auch: ”Leibniz, Papin and the Steam Engine: A Case Study of British Sabotage of Science”: https://archive.schillerinstitute.com/educ/pedagogy/steam_engine.html
9. „Cypria“; Fragment eines verschollenen epischen Gedichts.
10. Lyndon H. LaRouche, jr., ”The Coming Fall of the House of Windsor”, EIR, Volume 21, Number 43, October 28, 1994.
11. Graham Lowry, ”How the Nation was Won”, New Benjamin Franklin House, 1988.
12. David Shavin, „Leibniz, Franklin und die Amerikanische Revolution,“ Neue Solidarität, Nr. 31, 29. Juli, 2015. https://solidaritaet.com/neuesol/2015abo/31/franklin.htm
13. Anthon Chaitkin, „Wie Carey und Bismarck Deutschland verwandelten,” Neue Solidarität, Nr. 25, 23. Juni 2010.
14. Siehe den Dokumentarfilm 1932: Es geht nicht um Parteien, sondern um universelle Prinzipien, https://www.youtube.com/watch?v=Heaee7k6IDM.
15. Helga Zepp-LaRouche, Das Hitler-Buch, Schiller-Institut, 1984.
16. ”For all mankind” (erster Teil): https://www.youtube.com/watch?v=otvtMfEI_9w